Gebäudeverzeichnis
Rollhofsteige 30 - Rollhof
Primärkatasternummer: 919 (später 856)
Besitzer: 1827
Schurr, Mathäus
Besitzerliste
1576: Hans Baumann als Vormund der nachgelassenen Kinder des Konrad Seckel verkauft den Rollhof zufolge eines am 27. Juni 1576 aufgerichteten Vertrags für 600 Gulden an Hans Seckel, Tucher in Hall.
1579: Michael Seckel verkauft seinem Vater Caspar Seckel, dem Metzger, seinen Rollhof auf Heimbacher Steigen laut eines am 28. Januar 1579 aufgerichteten Vertrags für 670 Gulden.
1593: Georg Busch, Hausgenosse auf dem Rollhof, versteuert einen Weinberg zu Gelbingen.
1596: Der Metzger Hans Seckel hat den Rollhof seinem Bruder Caspar Seckel für 1.150 Gulden abgekauft und verpflichtet sich am 3. April 1596, die noch ausstehenden 230 Gulden ab 1597 in jährlichen Raten von 20 Gulden abzutragen (4/1655).
1600: Peter Gräter als "jetziger Innhaber des Rollhofs" löst die noch austehenden Schulden aus dem Verkauf von 1600 durch die Zahlung von 100 Gulden an Kaspar Seckel ab, was dieser am 3. November 1600 vor der Kanzlei "bekennt" (bestätigt) (4/1655).
1635: Maria Gräter erhält bei der Teilung des Nachlasses ihres Vaters Peter Gräter den Rollhof "sambt allen zugehörigen Stuckhen und neuen Gartten" sowie ein "Heußlin" zu Heimbach. Beide Anwesen sind zusammen um 950 Gulden angeschlagen.
1635: Wendel Thalheimer wird durch seine Eheschließung vom 10. Februar 1635 mit Maria Gräter Eigentümer des Rollhofs.
1666/67: Wendel Thalheimer entrichtet als Besitzer des Rollhofs an das Reichsstift Comburg 24 Kreuzer Schatzung (eine Steuer).
1670: Nach dem Tod der Marie Thalheimer geb. Gräter am 4. Dezember 1670 fällt der Rollhof an ihren Witwer Wendel Thalheimer.
1678: Hans Christoph Thalheimer erbt den Rollhof von seinem am 16. März 1678 verstorbenen Vater Wendel Thalheimer.
1693: Hans Christoph Thalheimer und seine Ehefrau Elisabetha verkaufen ihren "viel und lange Jahr besessenen Hoff, den Rolhoff genant", am 13. März 1693 für 1.015 Gulden am den Metzger Johann David Haspel.
1711: Susanna Haspel, Witwe des Johann David Haspel, gibt jeweils eine Hälfte des Rollhofs an ihre Tochter Anna Margaretha Röhler geb, Haspel und an ihren Sohn Johann Michael Haspel, Wirt zu Bibersfeld. Die beiden Hälften werden mit jeweils 700 Gulden veranschlagt.
1735: Der Kornmesser Johann David Röhler verkauft den Rollhof am 25. Juli 1735 für 2.200 Gulden an seinen Tochtermann, den Salzsieder Johann Jakob Bühl, verheiratet mit Sibylla Margarethe geb. Röhler. Zusätzlich zum Kaufpreis bezahlt Bühl an alle "Geschwistrigt oder Schwager und Schwägerin auch Verkäufern" 10 Gulden Weinkauf.
1748: Johann David Bühl verkauft den Rollhof am 13. August 1748 für 3.118 Gulden an Johann David Deutelin, Meister des Gemeinen Haals und späterer Gastgeber zur Glocke. Zusätzlich zum Kaufpreis werden als "Tranckgeld" fällig: 2 Dukaten für den Verkäufer, 5 Gulden für den ältesten Sohn, für die übrigen fünf Kinder jeweils 2 Gulden. Als Dreingabe erhält Deutelin u.a. zwei Kühe, für die er aber dem Juden Meyer zu Unterlimpurg noch 18 Gulden zu bezahlen hat, die "dißjährige völlige Erndte" und das vorhandene Heu.
1771: als Besitzer genannt: Friedrich David Deutelin, Gastgeber zur Glocke.
nach 1771: Der Besitz geht auf Matthäus Schurr über.
1827: als Besitzer genannt (Primärkataster): Mathäus Schurr
1842: Am 21. Dezember 1842 verkauft Matthäus Schurr den Rollhof mit Wohngebäude, Nebengebäuden und Grundstücken für 14.500 Gulden an den Ökonom (Landwirt) Louis Schmidt aus Stuttgart. Der Besitzübergang findet auf Lichtmeß (2. Februar) 1843 statt. im Kauf entalten sind u.a. ein "angerüsteter Wagen", "1 Milchschlitten", "1 Mistkarren" und andere landwirtschaftliche Werkzeuge.
nach 1842: Der Rollhof kommt auf bislang unbekannte Weise von Louis Schmidt an Heinrich Runten.
1851: Heinrich Runten verkauft am 13. Dezember 1851 das Hofgut Rollhof mit Gebäuden und Grundstücken für 13.000 Gulden an den Bierbrauer Karl Kochendörfer. Die Übergabe erfolgt auf 1. Januar 1852.
1857: Karl Friedrich Kochendörfer verkauft am 11, März 1857 den Rollhof mit den zugehörigen Gebäuden und Grundstücken für 13.000 Gulden an den Notar Johann Friedrich Wegerle aus Ulm.
1861: Friedrich Wegerle verkauft am 18. Juni 1861 das Rollhofgut mit Gebäuden und Grundstücken für 14.000 Gulden an den Apotheker Karl Müller aus Stetten. Müller bezahlt weitere 1.500 Gulden für das Inventar des Hofs. Besitzübergang ist am 1. Juli 1861. Der Käufer tritt auch in die Pacht der Spitaläcker sowie des Grasrains an der Straße vom Bahnhof hinauf bis nach Heimbach ein. Als Zugabe erhält Müller "3 weitere Stücke Rindvieh im Kuhstall, 2 Kühe und 1 trächtige Kalbel".
1863: Karl Müller verkauft am 1.August 1863 den Rollhof mit Gebäuden und Grundstücken für 18.000 Gulden an den bisherigen Gutspächter Carl Adolf Häfner auf dem Warthof bei Marbach. Für zusätzlich 1.000 Gulden erhält Häfner 7 Kühe, 3 Stück Schmalvieh (= Schafe) und 1 Paar Ochsen. Der Besitzwechsel findet auf Lichtmeß (2. Februar) 1864 statt. In der Bezahlung des Kaufpreises ist die Übernahme der sich auf 8.200 Gulden belaufenden Pfandschulden des Verkäufers enthalten.
1865: Adolf Häfner verkauft am 15. Februar 1865 das gesamte Hofgut Rollhof für 16.250 Gulden an den Kaufmann Carl Clausnizer in Schwäbisch Hall. Besitzübergang ist am 1. Mai 1865. Der Verkäufer besorgt im kommenden Frühjahr die Aussaat "von Haber, Gerste, Kartoffel u.s.f." auf den eigenen und gepachteten Grundstücken.
1874: Carl Clausnizer verkauft am 2. Juli 1874 das gesamte Hofgut Rollhof für 19.000 Gulden an den Metzger Wilhelm Happold, Metzger in Barrow (England), der den Kauf über seinen Bevollmächtigten und Bruder Adolf Happold, Kaufmann in Hall, tätigt. In den Verkauf eingeschlossen sind u.a. 8 trächtige "Kalbel", 5 weitere "Kalbel", 1 Farren, 1 Kuh sowie 5 Wagen, 3 Pflüge, 3 Eggen, 1 Futterschneidmaschine, 1 "Strohstuhl", 1 Fahrschlitten, 1 Pferdeschlitten, 1 Putzmühle, 1 Karren, 2 Güllefässer, 2 Weinfässer. Die Übergabe erfolgt zum Datum des Kaufs. Der Kaufschilling wird durch die Übernahme der auf dem Anwesen lastenden Pfandschulden von 19.000 Gulden bezahlt.
1878: Wilhelm Happold in Barrow (England) verkauft am 22. Februar 1878 - wieder über seinen Bruder Adolf Happold - das gesamte Hofgut Rollhof für 30.429 Mark an den Postamtssekretär Friedrich Bühl und dessen Frau Bertha in Hall. Ein Teil der Kaufsumme wird durch die Übernahme von zwei Pfandschulden von 8.657,14 Mark bzw. 8571,42 Mark beglichen. Die Übertragung des Eigentumsrechts erfolgt auf 1. März 1878. Im Verkauf enthalten ist ein umfangreicher Bestand an Inventar.
1886: Friedrich Bühl verkauft am 22.Juli 1886 das Hofgut Rollhof für 37.000 Mark, wovon 7.000 Mark auf die Fahrnis entfallen, an den Hauptmann a.D. Gotthilf Gnamm und seine Ehefrau Caroline geb. Böck in Weinsberg. Im Kauf enthalten sind 2 Pferde, 14 Kühe, 1 Hofhund, 38 Tauben, 11 Hühner und 1 Hahn. Die Besitzübergabe ist bereits am 13. Juli 1886 erfolgt.
1887: Gotthilf Gnamm verkauft am 7. Juni 1887 das Hofgut Rollhof für 38.000 Mark an den ehemaligen Apotheker Dr. rer. nat. Carl Friedrich Valet und seine Frau Emma geb. Keller aus Schussenried. Vom Kaufpreis entfallen 30.000 Mark auf die Liegenschaft, 6.000 Mark auf das Vieh und 2.000 Mark auf das Mobiliar. "Fahrniß Dareingaben" sind 2 Pferde, 13 Kühe, 38 Tauben, 16 Hühner und 1 Hahn. Die Besitzübergabe erfolgt auf 1. Juli 1887.
1887: Der Gutsbesitzer Dr. Carl Friedrich Valet verkauft das Hofgut Rollhof am 12. Oktober 1887 für 31.000 Mark an die Brüder Johannes und Gottlieb Weber, Landwirte aus Altbach (Oberamt Esslingen). Von der Kaufsumme entfallen 22.000 Mark auf die Liegenschaft, 6.400 Mark auf das Vieh und 2.600 Mark auf das Mobiliar. Die Besitzübergabe erfolgt am 11. November 1887. Die neuen Besitzer erhalten als "Fahrniß Dareingaben" 2 Pferde, 14 Kühe, 2 Schweine, 38 Tauben, 10 Hühner, 1 Hahn und 1 Hofhund.
1888: Gottlieb Weber verkauft seine unabgeteilte Hälfte am Hofgut Rollhof am 26. März 1888 für 15.500 Mark an seinen Bruder Johannes Weber, Besitzer der anderen Hälfte. Vom Kaufpreis entfallen 11.000 Mark auf die Liegenschaft, 3.200 auf das Vieh und 1.300 Mark auf die Mobilien. Der Besitzübergang findet am 1. Mai 1888 statt, dem Kaufvertrag beigegeben ist ein umfangreiches Fahrnisverzeichnis (s. unten unter "Besonderheiten")
1925: Die Diakonissenanstalt erwirbt den Rollhof, um dort geistig Behinderte unterzubringen.
1973: Die Diakonissenanstalt verlegt die Behinderten vom Rollhof nach Wilhelmsglück.
In den Adressbüchern genannte Besitzer und Bewohner
1886: als Besitzer genannt: Fr. Bühl, Gutsbesitzer und Postsekretär a.D., Gutsbesitzer (Adresse: "Rollhof 856")
Mieter/Mitbewohner: Blanka Vollmer, Witwe
1890: als Besitzer genannt: Johannes Weber, Gutsbesitzer
Mieter/Mitbewohner: Bernhard Aldinger, Schäfer; Ros. Waibel, Straßenwärterswitwe
1894: als Besitzer genannt: Johannes Weber, Gutsbesitzer
Mieter/Mitbewohner: Michael Feil, Taglöhner; Marie Platz, Wirts Witwe
1901: als Besitzer genannt: Johannes Weber, Gutsbesitzer
Mieter/Mitbewohner: Karoline Scharpf, Näherin; Hermann Fried, Kaufmann
1906: als Besitzer genannt: Karoline Weber, Oekonomen-Witwe
Mieter/Mitbewohner: Andreas Kleinhans, Oekonom
1910: als Besitzer genannt: Wilhelm Seyfried, Gutsbesitzer
Mieter/Mitbewohner: Karoline Weber, Privatiere
1920: als Besitzer genannt: Wilhelm Seyfried, Gutsbesitzer
Mieter/Mitbewohner: Karoline Weber, Gutsbesitzers-Witwe
1928: als Besitzer genannt: Diakonissenanstalt
Mieter/Mitbewohner: Fritz Hägele, Verwalter; Kathrine Offenhäuser, Diakonisse; Elise Ehrmann, Diakonisse; Rösle Schaffroth, Köchin
1932 als Besitzer genannt: Diakonissenanstalt
Mieter/Mitbewohner: Fritz Hägele, Gutsverwalter; Kathrine Offenhäuser, Diakonisse; Elise Ehrmann, Diakonisse
1938 als Besitzer genannt: Diakonissenanstalt
Mieter/Mitbewohner: Emil Brombeck, Knecht; Frida Dollinger, Diakonisse; Elise Ehrmann, Diakonisse; Katharine Held, Diakonisse; Eugen Kettemann, Knecht; Babette Kraft, Diakonisse; Katharine Schwarz, Hausgehilfin; Margarethe Ehrle, Diakonisse
1956: als Besitzer genannt: Diakonissenanstalt - "Schwesternerholungsheim und Pflegeheim der Diakonissenanstalt"
Mieter/Mitbewohner: Luise Lang, Diakonisse und Hausmutter; Johanna Bürk, Hausgehilfin; Hilda Fröscher, Diakonisse; Pauline Geiger, Diakonisse; Anne-Rose Gleiter, Schwesternhelferin; Lina Gullmann, Schwesternhelferin; Martha Immel, Hausgehilfin
1961: als Besitzer genannt: Diakonissenanstalt - "Schwesternerholungsheim und Pflegeheim der Diakonissenanstalt"
Mieter/Mitbewohner: Katharine Bulling, Diakonisse; Rosa Gleiter, Schwesternhelferin; Lina Gullmann, Schwesternhelferin; Katharine Jäger, Hausgehilfin; Luise Lang, Hausmutter; Emma Offenhäußer, Diakonisse; Julie Schniepp, Diakonisse
Befunde aus Bauforschung
Unter dem heutigen, ab 1931 erbauten Wohnhaus befindet sich ein wahrscheinlich älterer, aber bislang nicht datierter Gewölbekeller.
Befunde aus Bauakten
1931: Die Diakonissenanstalt erhält die Genehmigung zum Bau eines westlich an das bisherige Wohnhaus anstoßenden Anbaus mit einer Grundfläche von 11,5 x 13,5 m. In dem zweistöckigen Haus (mit ausgebautem Dachstock) befinden sich v.a. Wohn-, Schlaf- und Aufenthaltsräume für das Personal. Im Keller wird ein wahrscheinlich älterer Gewölbekeller mit einbezogen. Der Bau scheint erst 1937 abgeschlossen worden zu sein.
1933: Bau einer Hofummauerung zur Straße hin.
1959: Anschluss an das städtische Abwassernetz; die bisherigen Trockenaborte werden durch Spülaborte ersetzt.
1969: Die bisherige Warmwasserheizung wird durch eine Ölheizung ersetzt.
1973: Die Diakonissenanstalt beantragt die Genehmigung zum Abbruch des alten Wohnhauses und des Stall- bzw. Scheunengebäudes. Dies wird jedoch nur teilweise ausgeführt, der Stall bleibt stehen.
1977: Aufstellung von zwei Fertiggaragen.
Beschreibungen
1575: "ihren Hoff, denn Rollhoff genandt, oben ahn Haimb[acher] Staigen unnd an die Gaißklinge stossenndt."
1579: "seinen Rollhoff, auff Haimbacher Staigen, zwischen Endris Klozen, Hains Schmiden unnd der gemainen Strassen gelegen, sambt allen desenben Zugehörden unnd Rechten, auch allermassen und gestelt, wie soliches der darub[er] verlauttende alte Kauffbrieff clerlich außweist. Ausserhalb der 10 ß Vorgelts, so hievor weylundt Clauß Seckhels, seelig nachgelassener Wittwin [Magdalena gebohrne Schletzin] geraicht, jezo aber verglichen und abkaufft worden..."
1694: "Rollhoff. Diser Hoff ligt auch ganz allein nechst der Statt, gleich dem Reiffenhoff, und ist auch nach Gottwoltshaußen eingepfarrt. ... Christoph Thalheimer besizt einen Hoff den Rollhoff gnt. Darbei ist 1 Hauß, darinn ein Wäsch Häußlin, 1 Scheuren, worinn Stallung zum Vieh, 1 Wagenhütten ahn der Scheuren, 1 Bachoff vor der Scheuren, undt 1 Schöpffbronn, uff der gemeinen Straße. Liegt alles zwischen sein selbs Güettern und der Straßen, oben Besizers Krauth Gartten unden ... sein selbs Acker. Der Schöpffbronn, so mit einem steinern Kasten eingefaßt, ligt zwischen deß Spithals Äckern im Eylengschrey und der Straßen, oben wider die Straß ..."
1731: "Ein Hoffguth der Rollhoff genannt, so bestehet in einer Behaußung, einem Wäschhäußlein, einer Scheuren, 2 Schweinställ, 1 Wagenhütten, an der Scheuren, 1 Backofen vor der Scheuren, und 1 Schöpffbronnen auf der gemeinen Straßen, liegt ales zwischen ihro Fr. defuncta Gärtlin Hasplin seel. Güthern und der Straßen, worzu 5 Morgen Äcker, 4 Tagwerck Wiesen und 1 1/2 Viertel Garten gehörig, gülttet in allhießigen löbl. Hospithal jährlich mit 6 ß Hlr. Vorgeld, wird also 15 ß uffgeben und mit so viel auch bestanden..."
1735: "...sein biß daher aigenthumlich inngehabt und beseßenes Hofguth, der Rollhoff genannt, [besteht] in 1 Hauß, 1 Scheuren und Wagenhütten aneinander, 1 1/2 Vrtl. Gartten, 4 Tagwerck Wießen und 5 Morgen Ackers bestehend, an der Straßen und Stadt Häll. Marckung gelegen, Gültet in löbl. Hospithal jährlich mit 6 ß 6 Hlr. an Gelt und gibt zum Fall 15 ß aufzugeben und mit so viel wieder zu bestehen, dann zur löbl. Catharein-Pfleeg für den Heu Zehenden 12 ß laut Renovatur de ao. 1672 fol. 530 Tomo 6to nebst übrigen Recht und Gerechtigkeiten..."
1827: Wohngebäude mit 20,9 Ruten, Oek. Anbau 9,7, Remise 5,4, Kegelbahn 5,6, Ruten, (PKN 919a): Scheuer mit 30,6 Ruten und (PKN 919 b): Oek. Gebäude 8,2 und sämtliche Hofräume 1/8 Morgen und 4,9 Ruten, insgesamt 2/8 Morgen 37,3 Ruten An der Stuttgarter Straße
1851: "...sein auf Haller Markung liegendes Hofgut, der Rollhof genannt, bestehend in:
Nr. 856 Ein zweistokiges Wohnhaus mit Keller
Nr. 856a Eine Scheuer mit Stallung und Keller
Nr. 856b Einen Schwein und Geflügel Stall
42 Rt. gepflasterten Hofraum
1/2 M. 47,3 Rt. Gemüs Garten
8 7/8 M. 39,3 Rt Gras und Baumgarten
20 1/8 M. 16,3 Rt. Wiesen
11 1/8 M. 20,9 Rt. Aker
3 1/8 M. 26,0 Rt. Laubwald und Gebüsch
woran jedoch 1/2 M. etwa an Bierbrauer Deutelin verkauft worden ist sowie links an der Straße nach Heimbach sich hinziehenden Rain..."
1887: "2 Ar 52 [q]m P[arzelle] 856 ein 2stockiges Wohnhaus mit Stallung im Rollhof, worunter ein gewölbter Keller.
3 Ar 34 [q]m P[arzelle] 856a eine Scheuer und Stallung im Rollhof mit Keller und stein[ernem] Stock.
- 36 [q]m P[arzelle] 856b ein Schweinstall neben obigem Gebäude
3 Ar 48 [q]m P[arzelle] 856 Hofraum um vorbeschriebene Gebäude"
Besonderheiten
Name des Rollhofs
Die Herkunft des Namens "Rollhof" ist nicht eindeutig feststellbar. Denkbar ist z.B., dass er von einem Personennamen (Familiennamen "Roll" oder Vorname "Rollo") stammt. Eine weitere Möglichkeit ist die Ableitung von dem Wort "Roll(e)" in seinen verschiedenen Bedeutungen. Verschiedentlich wird in der Umgebung von Schwäbisch Hall "in der Roll" als Flurname genannt, wobei auch in diesem Fall die Bedeutung des Wortes "Roll" nicht eindeutig feststellbar ist.
Taufbucheintrag über die Geburt eines unehelichen Kindes der Magd Anna Maria Schneider, 1734
"Susanna Magdalena ein in Unehren erzeugtes Töchterl[ein] dessen boßhafte Mutter namens Anna Maria Schneiderin von Neunkirchen gebürtig, [hat] anfangs einen Husaren als Vatter angegeben, auch dabey maletiose in utro questio [= boshafterweise bei der Untersuchung] beharret, biß in der Stunde der Geburt, da der liebe Gott mit heftigen Geburtsschmerzen in sie selbst gedrungen, und sie die Warheit zu sagen genöthiget, frey heraus zu bekennen, daß der rechte Vatter des Kindes seye Georg David Schreyer, hällischer Unterthan zu Geilenkirchen. Actum St. Johann d[en] 2ten Dezember [1734]"
(StadtA SHA 5/520)
Johann Georg Drechsel, Mesner und Schulmeister von Gottwollshausen, beschwert sich 1784 über die ihm vorenthaltene Besoldung durch den Besitzer des Rollhofs
"Der ohnweit der Stadt entfernte - unter der Gerichtsbarkeit Wohllöblichen Amts Rosengarten liegende - und dem dahiesigen Hrn. Glockenwirth Deutelin eigenthumlich zugehörige sogenannte Rollhof, ist nach anliegenden Extractibus Kochenecker Amtl. Jurisdictionalien Buch, und Gottwoltshäuser Kirchen Registers in die - dem Ritter St. Georgio gewidmeten Kirche zu Gottwoltshausen eingepfarrt. Dieser Hof ist nach eben angemerkter Beilag dem Schulmeister, welcher zugleich Mößner zu Gottwoltshausen ist, jährlich 1 ß [Schilling] abzureichen schuldig. Der Besizer dieses Hofes Hr. Glockenwirth Deutelin hat sich aber schon in die 30 Jahre geweigert, diese kleine Abgabe weder meinem Vatter, der vor mir diesen Dienst versehen, noch mir, ohneracht er von uns alljährlich hierzu erinnert worden, zu entrichten. Und zu Anfang diß Jahres ist die Hausgenössin auf gemeltem Rollhof mit einem Kind niedergekommen, welche dieser Kirchen Ordnung entgegen, diß ihr Kind nicht nur in der Kirche St. Catharina taufen, sondern auch als solches wenige Wochen hernach wieder gestorben, ebenfals in den Kirchhof dortselbsten begraben lassen. Es zeigen hingegen die hier beygefügten Extractus aus dem Gottwoltshäuser und Johannis Pfarr Tauf- und Toden Buch, daß die Bewohner des Rollhoffs, und wann sie auch gleich Bürger gewesen, jedennoch ihre Kinder sowohl zur Taufe - als diese und sich selbsten zur Beerdigung nach der Kirche St. Johannis als Filial von Gottwoltshausen um der Nähe willen haben bringen lassen. Die Gefälle eines zeitlichen Schulmeisters und Mößners sind ohnehin sehr wenig, und eine solche Änderung würde auch selbsten denen Pfarr Amtl. Juribus schaden- Um nun meinen Nachfolgern nichts hierunter zu vergeben, sehe ich mich verpflichtet, Einem HochEdlen und Hochweisen Magistrat die unterthänigste Anzeige zu machen und devotest zu bitten, hierinnenfalls die Hochobrikeitl. Verfügung zu treffen, und mir zu meinen Mößners Accidenzien gnädigst sowohl für das vergangene, als hinkünftige, zu verhelfen."
Nach "eingehaltener Belehrung" verpflichtet sich Deutelin daraufhin, seine Schulden gegenüber Drechsel zu begleichen, der Hausgenosse auf dem Rollhof soll ermahnt werden, "sich der uralten Einrichtungen u. Verordnungen, nach welcher der Rollhoff der Gemeinde zu Gottwoltshausen eingepfarrt ist, in Ansehung seiner u. der seinigen gemäß zu bezeigen".
(StadtA SHA 5/520)
Inventar von Tieren, landwirtschaftlicher Vorräten und Gerätschaften des Rollhofs zum Verkauf 1888
Anm.: Die folgende Liste ist zwar nicht vollständig, da die persönlichen Besitztümer der Hofinhaber fehlen, sie gibt aber trotzdem einen guten Einblick in den Tierbestand und das Inventar eines großen Bauernhofs am Ende des 19. Jahrhunderts.
2 Pferde
14 Kühe
2 Schweine
38 Tauben
1 Hofhund
10 Hühner
1 Hahn
4 Leiter- und Dungwagen
1 Dreschmaschine
1 Futterschneidemaschine
1 Säulen-Göppel mit Zugehör
1 Obstmahlmühle mit Presse
1 Angersenmühle [= Rübenmühle]
1 Putzmühle
2 Pflüge
3 Eggen
1 Walze
2 Milchwägele
1 Schlitten
7 Milchkannen
1 Milchkannenständer von Blech
2 blecherne Melkeimer
2 Brückenwaagen samt Gewichten
1 Hängewaage
3 Kleiderkästen
3 doppelschläfrige Betten [für die Dienstboten]
1 Gesindetisch mit Wachstuch
4 Schrannen
1 gelber Magdtisch
1 Schreibpult mit Gläserkasten
4 Stühle
1 Wäschetisch
1 Tisch mit Aufsatz und Seitentüren
1 Gesindetisch für die Knechte
1 Tisch für die Milchkannen
1 Mahltisch mit Mahlvorrat
1 alte Mehltruhe
1 Backmulde mit 2 Stühlen
1 Hackblock zum Fleischhacken
4 Laternen
die vorhandenen Körbe
2 Kisten
3 Wannen
15 Backtöpfe mit Tüchle
3 Krüge
Kasten, Schüsseln, Teller, Becher, Milchhäfen und Bestecke für Dienstboten
9 Fässer mit Mostvorrat
sämtliche Drahtsiebe
2 Simri Most [1 Simri = 22,153 Liter]
2 Wellenseile
1 Heutreter
1 Heu-Rupfer
1 Malztrog
1 eichene Kufe
3 Malzfässer
2 Malz-Stander
2 Waschzuber
2 Jauchefässer
1 Jauche-Pumpe
3 Leitern
1 Dungkarren
verschiedene blecherne Röhren
3 Kübel
2 "Ständle"
sonstige zum landwirtschaftlichen Betrieb erforderliche und vorhandene Gerätschaften
Vorrat an Heu, Öhmd, Stroh, Brett- und Brennholz
(StadtA SHA 19/1052a, S. 53fff)
Unfall durch herabstürzendes Mauerwerk, 1969
Bei Bauarbeiten am Gebäude bricht ein Teil des Giebeldreiecks heraus. Als Grund für den Unfall wird ermittelt, dass sich in dem Giebeldreieck eine Halterung für eine Freileitung des E-Werks Heller befand. Da das Giebeldreieck nicht weiter verankert war, kam es zu dem Unfall, bei dem mindestens eine Person verletzt wurde. Der verantwortliche Ingenieur musste sich 1970 vor Gericht wegen fahrlässiger Körperverletzung verantworten.
Quellen
Archivalien:
- StadtA Schwäb. Hall 1/239 (Comburgisches Nebenschatzungsbuch 1666), fol. 21
- StadtA Schwäb. Hall 4/656 (Kaufbuch), Bl. 4/655, Bl. 128R
- StadtA Schwäb. Hall 4/656 (Kaufbuch), Bl. 188V-R
- StadtA Schwäb. Hall 4/653 (Kaubuch 1575-1600), Bl. 7a, 28a
- StadtA Schwäb. Hall 4/667 (Kaufbuch 1690-1693), Bl. 241V
- StadtA Schwäb. Hall 4/1548a (Lagerbuch Reifenhof und Rollhof 1694), S. 520ff
- StadtA Schwäb. Hall 4/2100 (Schatzungsbuch 1593), Bl. 214
- StadtA Schwäb. Hall 13/248 (Kaufvertrag 1735)
- StadtA Schwäb. Hall 13/522 (Kaufvertrag 1748)
- StadtA Schwäb. Hall 14/612 (Erbteilung Peter Gräter, 1635)
- StadtA Schwäb. Hall 14/2128 (Inventur der Susanna Haspel, 1731)
- StadtA Schwäb. Hall 19/833 (Güterbuch 8), S. 856ff
- StadtA Schwäb. Hall 19/838 (Güterbuch 13), S. 351ff
- StadtA Schwäb. Hall 19/842 (Güterbuch 17), S. 51ff, 909ff
- StadtA Schwäb. Hall 19/1022 (Kaufbuch 1842/43), Bl. 243R
- StadtA Schwäb. Hall 19/1025 (Kaufbuch 1859-1851), Bl. 243R
- StadtA Schwäb. Hall 19/1028 (Kaufbuch 1857-1859), Bl. 41R
- StadtA Schwäb. Hall 19/1029 (Kaufbuch 1860/61), Bl. 234R
- StadtA Schwäb. Hall 19/1030 (Kaufbuch 1862/63), Bl. 307V
- StadtA Schwäb. Hall 19/1032 (Kaufbuch 13), Bl. 14V
- StadtA Schwäb. Hall 19/1040 (Kaufbuch 21), S. 253
- StadtA Schwäb. Hall 19/1043 (Kaufbuch 25), S. 47
- StadtA Schwäb. Hall 19/1051 (Kaufbuch 33), S. 143ff
- StadtA Schwäb. Hall 19/1052 (Kaufbuch 34), S. 122, 262
- StadtA Schwäb. Hall 19/1052a (Kaufbuch 1888), S. 49ff
- StadtA Schwäb. Hall S27 (Genealogische Kartei)
Literatur:
- Adressbücher 1886-1956