Gebäudeverzeichnis
Marktstraße 17 - Volksbank, ehem. Gastwirtschaft "Zur Traube" und Gewerbebank
Primärkatasternummer: 389
Besitzer: 1827
Kochendörfer, Johann Friedrich, Kaufmann
Besitzerliste
Anm.: Bis in das 19. Jahrhundert bestand das Anwesen aus zwei Häusern, PKN 389 und PKN 398. Zu PKN 398 siehe Marktstraße 17 (am Säumarkt)
1715: Stadtschreiber Christoph Friedrich Hartmann kauft das Haus von Überreiter Beyschlag für 1.600 Gulden, wovon er 500 Gulden bar bezahlt. Anstatt Zinszahlungen auf das restliche Kapital zu leisten, räumt er Beyschlag ein lebenslanges Wohnrecht im oberen Stock („die obere Logis“) ein.
1768: Der Senator Friedrich Emmanuel Bölz kauft das Haus für 2.100 Gulden.
1785: Der Handelsmann Karl Friedrich Kochendörfer kauft das Haus am 27. Januar 1785 für 3.700 bar bezahlte Gulden.
1813: Karl Friedrich Kochendörfer verkauft laut Beibringensinventar vom 7. September 1813 die Hälfte des Hauses für 5.000 Gulden an seinen Sohn Johann Friedrich Kochendörfer. 1.000 Gulden werden als Heiratsgut vom Kaufpreis abgezogen.
1822: Am 2. Januar 1822 wird das dingliche Gastwirtschaftsrecht für die "Traube" durch ein Dekret des kgl. Steuerstubenkollegiums an Rudolf Krauß verliehen.
1827: als Besitzer genannt: Johann Friedrich Kochendörfer, Kaufmann
1886: als Besitzer genannt: Friedrich Roth, Gasth. z. Traube (Anschrift: „Schweinmarktplatz 389“)
Mieter/Mitbewohner: Robert Böhm, Präzeptor; August Schäfer, Museumsdieners Witwe; Maria Bauer, Taglöhnerin
389a: Gotthold Weiditschka, Schlosser
1887: Das Oberamt überträgt die Erlaubnis zum Betrieb der Wirtschaft zur Traube von Friedrich Roth, Traubenwirt, auf Paul Bernreuther, Oberkellner aus Reinwardshofen (bei Wiesbaden)
1890: als Besitzer genannt: Gasthofbesitzer P Bernreuther zur Traube (Anschrift: „Schweinmarktplatz 389“)
Mieter/Mitbewohner: Elvira von Wundt, Obersten Witwe
389a: Magdalene Heimburger, Näherin; Therese Heimburger, Näherin; Friederike Mayer, Hochwächters Witwe; Friederike Schäfer, Museumsdieners Witwe
1891: Das Oberamt genehmigt die Rückübertragung der Wirtschaftserlaubnis auf Friedrich Roth, nachdem dieser die Wirtschaft nach dem Konkurs Bernreuthers zurückgekauft hat.
1894: als Besitzer genannt: Wilhelm Kühfuß, Gasthof zur Traube (Anschrift: „Schweinemarktplatz 389“)
Mieter/Mitbewohner: Elvira von Wundt, Obersten Witwe
389a: Magdalene Heimburger, Näherin; Therese Heimburger, Näherin; Friederike Mayer, Hochwächters Witwe; Friederike Schäfer, Museumsdieners Witwe
1901: als Besitzer genannt: Gewerbe-Bank Hall eGmbH (ab jetzt Anschrift: „Marktstraße 17“)
Mieter/Mitbewohner: Carl Cloß, Gewerbebankdirektor; Theodor Wolf, Gewerbebankkassier; Albert Münzenmaier, Stadtbaumeister; Friederike Schäfer, Museumsdieners Witwe; Rosine Mick, Müllers Witwe
1906: als Besitzer genannt: Gewerbe-Bank Hall eGmbH
Mieter/Mitbewohner: Carl Cloß, Bankdirektor; Theodor Wolf, Bankkassier; Matthäus Säzler, Gymnasialprofessor; Friederike Schäfer, Museumsdienerin; Lesezimmer der Museumsgesellschaft Hall
1910: als Besitzer genannt: Gewerbebank Hall eGmbH
Mieter/Mitbewohner: Carl Cloß, Bankdirektor; Theodor Wolf, Bankkassier; Friederike Schäfer, Museumsdienerin; Rosine Mück, Privatiere; Dr. Hermann Eberle, Gymnasialprofessor; Lesezimmer der Museumsgesellschaft Hall
1928: als Besitzer genannt: Gewerbebank Hall eGmbH
Mieter/Mitbewohner: Albert Ellinger, Bankvorstand; Adolf Pfeiffer, Bankvorstand; Marie Wolf, Bankdirektors-Witwe; Emma Wolf, Witwe; Alfred Jäckle, Tierzuchtinspektor
1932: als Besitzer genannt: Gewerbebank Hall eGmbH
Mieter/Mitbewohner: Albert Ellinger, Bankvorstand; Adolf Pfeiffer, Bankvorstand; Marie Wolf, Bankdirektors-Witwe; Emma Wolf, Witwe; Alfred Jäckle, Landesökonomierat
1938: als Besitzer genannt: Gewerbebank Hall eGmbH
Mieter/Mitbewohner: Else Brehm, Hausgehilfin; Albert Ellinger, Bankvorstand; Anna Ostermeier, Hausgehilfin; Gustav Sprandel, Oberstfeldmeister; Gustav Stein, Kassenvorstand; Emma Wolf, Witwe; Marie Wolf, Witwe und Kleinrentnerin; Emma Ziegler, Haushälterin
1956: als Besitzer genannt: Gewerbebank Hall eGmbH
Mieter/Mitbewohner: Elise Butz, Hausgehilfin; Albert Ellinger, Bankvorstand; Frida Giebler, Hausfrau; Wilhelm Giebler, Regierungsinspektor; Emil Höftmann, Versicherungsbeamter; Erna Kircher, Hausgehilfin; Elisabeth Krizsak, Hausfrau; Lorenz Krizsak, Tischler; Magdalene Krizsak, Hilfsarbeiterin; Johann Pawlenka, Student; Olga Pawlenka, Hausfrau; Berta Sprandel, Haufrau; Gustav Sprandel, Polizeioberstleutnant a.D.; Gustav Stein, Kassenvorstand; Klara Stein, Hausfrau
Befunde aus Bauakten
1857: Traubenwirt Gehring lässt an Stelle des ersten Fensters rechts vom Hauseingang ein Schaufenster einsetzen.
1872: Traubenwirt Gehring richtet im Erdgeschoss eine neue Küche mit einem eisernen Herd ein, für den ein neuer Kamin errichtet wird. Die bisherige Küche wird zur Waschküche umgebaut, der bisherige Eingang nach Norden zugemauert und durch ein größeres Fenster ersetzt.
1888: Traubenwirt Bernreuther lässt im Hinterhof einen 5,0 x 4,9 m großen, einstöckigen Waschküchenanbau sowie einen 2,0 x 3,5 m messenden Eisbehälter erstellen.
1897: Nach dem Kauf des Hauses durch die Gewerbebank erfolgt ein grundlegender Umbau nach Plänen des Oberamtsbaumeisters Berner. Das Hintergebäude PKN 398 erhält eine Erhöhung auf das Niveau des vorderen Hauses (PKN 389), die teils in Massivmauerwerk, teils in ausgemauertem Riegelfachwerk erfolgt. Im gesamten Haus wird die Raumaufteilung für die neue Nutzung teils erheblich geändert. Im Erdgeschoss richtet man die Verwaltungsräume der Bank (Buchhaltung, Direktorenbüro, Sprechzimmer, Wartezimmer, Dienerzimmer, Sitzungszimmer, Kassenzimmer, Archiv) einen Tresorraum sowie Magazine ein. Der 1. und 2. Stock nehmen die Wohnungen der Bankbediensteten auf, während im Dachgeschoss Waschkammern, Trockenkammern sowie Zimmer für die weiblichen Dienstboten entstehen. Umgestaltet wird auch die Fassade im Erdgeschoss, die neue Fenster, Eingänge und klassizistischen Dekor erhält.
1909: Die Gewerbebank lässt zum Säumarkt hin eine Abschrankung mit einem Vorgärtchen errichten, um Beschädigungen der Fassade durch zu nahe geparkte Fuhrwerke zu verhindern.
1919: Bei einer weiteren Umgestaltung des Erdgeschosses wird auf der zur Marktstraße hin ein weiterer Eingang zu einem neuen Wartezimmer eingebaut, die Raumaufteilung im EG teils erheblich verändert. Ebenso wird im Keller eine Kohlenheizung eingebaut und die Registratur dorthin verlegt.
1936: Anbringung einer "Reklame-Uhr" an der Fassade.
1940: Verlängerung eines Kamins vom 1. Stock in das Erdgeschoss.
1946: Im Dachstock entsteht eine Zweizimmerwohnung für Flüchtlinge.
1946: Der Firmenname wird in 40 cm großen Metallbuchstaben an der Fassade angebracht.
1958: Anschluss des Hauses an das städtische Dolennetz. Neben Toiletten mit Wasserspülung erhalten Badezimmer und Küchen in den noch bestehenden Wohnungen im 1. und 2. Stock Anschlüsse an das Wasser- und Abwassernetz.
1960: An der Seite zur Marktstraße hin entsteht ein in die Wand eingelassener Geldwechsel-Automat.
1961: Die bisherige Kohlenheizung wird durch eine Ölheizung ersetzt.
1964: Anbringung eines indirekt beleuchteten Schriftzugs "Volksbank" an der Fassade.
1971: Einbau einer Garage mit drei Stellplätzen mit Zufahrt von der Mohrenstraße im Untergeschoss.
1973: Zur Mohrenstraße hin entsteht ein zweistöckiger Erweiterungsbau mit zwei Dachgeschossen und einem kombinierten Schräg- und Flachdach, um v.a. neue Büro- und Sitzungsräume sowie einen neuen Tresorraum zu schaffen. Weiterhin erfolgt der Umbau der bisherigen Wohnung im 1. Stock des Altbaus in Büroräume.
1974: Umbau der Schalterhalle.
1975: Erstellung eines Vordaches über dem Haupteingang zur Marktstraße hin.
1982: Nach bereits 1975 erfolgter Genehmigung baut die Volksbank auch die Wohnung im 2. Stock in Büroräume um, während im Dachgeschoss eine 5-Zimmer-Wohnung geschaffen wird. Das Gebäude erhält auch einen Aufzug. Grund für die Verzögerung sind Unklarheiten bzw. Differenzen über Ablösungszahlungen für die Verpflichtung zur Schaffung von Parkplätzen.
1992: Umbau der Schaufensterfronten zur Marktstraße und zum Säumarkt.
Beschreibungen
1827: Wohnhaus samt Anbau mit 31,6 Ruten, Schopf mit 2,2 und Hof 6,0 Ruten, insgesamt 39,8 Ruten In der Heilbronner Straße
Dreigeschossiger Putzbau in Ecklage, im Kern mittelalterlich, entstanden als Wohnhaus des Haller Adelsgeschlechts von Stetten im Verbund mit der Stadtbefestigung (zwischen Stätt.-Tor und Klingenturm, der Name des ersteren offenbar Hinweis auf die Hauseigentümer), später Gasthof "Zur Traube", 1897 durch den Oberamtsbaumeister Berner zur Gewerbebank umgestaltet. Vom mittelalterlichen Kern zeugen zweigeschossige, tonnengewölbte Kellerräume, dicke Außenwände, im Nordwesten ca. 1,6 m starke Mauern im Erdgeschoss (möglicherweise Turmreste); im Kellergeschoss zur Mohrenstraße hin rundbogiges, profiliertes Türgewände und Quadermauerwerk, wohl 16. Jh. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 313)
Marktstraße 17 (Flst.Nr. 0-83/2). Ehem. Gasthof Zur Traube. Putzbau in Ecklage, dreigeschossig, 1897 zur Gewerbebank umgestaltet (Oberamtsbaumeister Berner). Zweigeschossige tonnengewölbte Kellerräume mit rundbogigen profiliertem Türgewände und Quadermauerwerk, evtl. Turmreste der Stadtbefestigung; wohl 16. Jahrhundert. (siehe auch unter Sachgesamtheit Stadtbefestigung "Am Markt 14, …") § 2 ( aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)
Quellen
Archivalien:
- StadtA SHA 4/881 (Unterpfandsbuch), Bl. 85; 21/1849 (Erlaubnis zum Gaststättenbetrieb: Gasthaus "Zur Traube", 1875-1949)
- Baurechtsamt SHA, Bauakten Marktstraße 17
Pläne und Ansichten vor 1827:
- StadtA SHA S10/0804 (Stadtbrand 1728, Ausschnitt)