Gebäudeverzeichnis
Marktstraße 10 - ehem. Schöntaler Hof und Gastwirtschaft "Goldene Traube"
Primärkatasternummer: 242
Besitzer: 1827
Wieland, Heinrich, Weinschenk
Besitzerliste
1296: Die Erzbischöfe Philipp von Salerno und Basilius von Jerusalem sowie die Bischöfe Ayrnard von Lucera, Romanus von Croja, Stephan von Oppidi und Andreas von Lydda verleihen der dem Kloster Schöntal gehörenden Marienkapelle zu Hall je 40 Tage Ablaß für die Besucher verschiedener Gottesdienste. Es handelt sich um die erster Erwähnung der Schöntaler Kapelle und damit auch einen indirekten Hinweis auf das Bestehen des zugehörigen Schöntaler Hofes.
1365: Abt Konrad und der Konvent des Klosters Schöntal verleihen ihren Klosterhof zu Hall als Leibgeding an Hans Schletz und dessen Ehefrau Dorothee. Das Ehepaar erhält das obere Haus, während das untere, von Ludwig von Sindringen bewohnte Haus dem Kloster verbleibt.
1378: Das Kloster Schöntal übergibt an Pfaff Mangolt Gliemer, den Kaplan in der Schöntaler Kapelle, die Hofstatt über dem gewölbten Keller im Schöntaler Hofe, wo Herr Ludwig von Sindringen gewohnt hat, auf Lebenszeit oder solange wie er die Kaplanei innehat, wogegen Gliemer verspricht, die Hofstatt mit einem guten Haus zu bebauen, in ihm denen von Schöntal Herberge und Stallung zu geben und 3 Schilling Zins zu reichen.
1384: Abt Marghart und der Konvent des Klosters Schöntal übergeben mit Einwilligung des bisherigen Inhabers Hans Schletz und dessen Ehefrau Dorothee die Hofstatt im Hof des Klosters am Gelbinger Tor gegen die Gasse zu mit dem Keller darunter als Leibgeding an Albrecht von Rinderbach, Bürger zu Hall, und dessen Ehefrau Elisabeth, die sich verpflichten die Stelle zu bezimmern (d.h. ein Haus darauf zu errichten). Beim Ableben des letzten Ehepartners fallen Haus und Hofreite an das Kloster zurück, für den Fall, dass es Leibeserben gibt, muss dieses das Anwesen um 100 Gulden auslösen.
1450: Abt Simon und der Konvent des Klosters Schöntal geben das Haus mit dem Keller im Schöntaler Hof zu Hall am Gelbinger Tor nach der Gasse zu für eine Gült von 8 Gulden an Hans Lüderlin, Bürger zu Hall, und seine Ehefrau. Lüderlin verspricht, keine Hausgenossen aufzunehmen, keine Hühner zu halten und die Herren von Schöntal mit Feuer, Licht und Lagern, doch ohne Zehrung zu beherbergen.
16./17. Jahrhundert: Das Kloster Schöntal setzt im Hof Verwalter („Keller“) ein, die im Auftrag des Klosters die Gülten und Zinsen einziehen.
1638: Die Bestellung des Katholiken Niclas Reber aus Hagenau zum Keller (Verwalter) und die Einkehr eines Schöntaler Mönchs, der versucht, in der Kapelle Messen zu lesen, führt zu einem Konflikt zwischen Schwäbisch Hall und Schöntal. In dessen Verlauf lässt der Rat die Kapelle verschließen, den Mönch und den Keller ausweisen und einen Schöntaler Boten, der das Schloss abschlägt, einige Zeit in das Blockhaus sperren.
1639: Der Rat lässt im Schöntaler Hof Truppen einquartieren, wogegen Schöntal protestiert.
1642: Der Haller Rat weist ein kaiserliches Reskript zurück, das Schöntal die ungestörte Ausübung der katholischen Religion im Schöntaler Hof gestattet.
1718: Abt Benedikt und der Konvent des Klosters Schöntal verkaufen mit Konsens ihres Ordens am 25. November 1718 die Kellerei in Schwäbisch Hall, auch Schöntaler Hof benannt, mit allen zugehörigen Gebäuden, Rechten, Gülten und Gefällen für 5.900 bar erlegte Gulden sowie 50 Gulden Weinkauf an Stättmeister und Rat der Reichsstadt Hall. Die Reichsstadt Hall verpflichtet sich, dem Kloster Schöntal im Fall einer Religionsvereinigung einen vergleichbaren Platz in der Stadt oder einer der Vorstädte zum Bau eines neuen Klosterhofs mit Kapelle „um billich mäßig Preis“ zu verkaufen.
Vorausgegangen sind langwierige Verhandlungen über den Kaufpreis, in deren Verlauf der Abt auch die Möglichkeit eines Verkaufs an Preußen ins Spiel gebracht hat, um die Haller Delegation unter Druck zu setzen. Hall hatte anfangs 5.000 Gulden geboten, Schöntal 6.200 gefordert. Erwähnt werden auch geistliche Bilder und der Altarstein, die sich noch im Hof befinden und nach Schöntal gebracht werden sollen (4/328 Bl. 142R).
1719: Barbara Blinzig, Ehefrau des Schöntaler Verwalters Johann Balthasar Blinzig, darf weiterhin nicht allein im Haus des Schöntaler Hofes sitzen, sondern auch alles außer dem Bierkeller genießen dürfen.
1720: Das Bauamt soll den Hof zwecks Verkauf oder anderer Nutzung begutachten, ein Ergebnis ist nicht bekannt.
1721: Am Schöntaler Hof wird ein Zettel mit einem Verkaufsangebot angebracht, offenbar ohne Ergebnis.
1722: Das Haus wird noch von Familie Blinzig bewohnt.
1727: Das Wohnhaus des Schöntaler Hofs wird repariert und als Zucht- und Arbeitshaus genutzt. Im ersten Jahr gibt es 26 Insassen. Mit vier Wochen Arbeit „in opere publici“ werden z.B. zwei Mädchen aus Heimbach und Hütten für unehelichen Beischlaf bestraft. Vor dem Hof wird ein Stock zur Einlage von Almosen für das Arbeitshaus aufgestellt. Zur Finanzierung der für die „Fundamental-Einrichtung“ notwendigen 1.000 Reichstaler wird eine Lotterie abgehalten (offenbar 1728 durchgeführt). Johann Balthasar Blinzig muss seine immer noch innegehabte Wohnung zwecks Erweiterung der Anstalt räumen.
1728: Das Zucht- und Arbeitshaus wird durch den Einbau einer großen Werkstube im mittleren Stock des Schöntaler Hofs erweitert, die ersten dort hergestellten Manufakturwaren werden am 10. März dem Rat präsentiert.
1728: Der Schöntaler Hof wird durch den Großen Stadtbrand vom 31. August 1728 zerstört.
1730: Die verbliebenen, wohl beim Brand geretteten Mobilien des Arbeitshauses werden zur Begleichung der auswärtigen Schulden dieser Einrichtung verkauft. Der offene Keller wird durch das Holz einer abgebrochenen Scheune abgedeckt.
nach 1730: Der Rat verpachtet den Brandplatz des Schöntaler Hofs an Haller Bürger.
1747: Der Kübler und Armenhausvater Georg Melchior Sanwald verkauft die auf dem Platz des Schöntaler Hofs stehende „Baraque“ (Baracke) und das zugehörige, vom Magistrat gepachtete Grundstück am 5. August 1747 für 107 Gulden 30 Kreuzer an den Schuhmacher Johann Peter Horlacher.
1748: Johann Peter Horlacher verkauft die Baracke und das gepachtete Grundstück am 8. Oktober 1748 für 150 Gulden Bargeld an den Seckler Johann Jakob Wenger.
1756: Am 17. August 1756 verkauft Maria Rosina Wenger, Witwe des Johann Jakob Wenger, die Baracke und das Grundstück für 140 Gulden an Johann Christoph Weber, Wirt zum Grünen Baum in der Gelbinger Gasse. Der Käufer gewährt der Verkäuferin im oberen Stockwerk ein unentgeltliches Wohnrecht auf Lebenszeit und verpflichtet sich, den eisernen Ofen aus der unteren Stube dorthin versetzen zu lassen.
1786: Johann Christoph Weber kauft am 4. Oktober 1786 für 500 Gulden vom reichsstädtischen Magistrat das Grundstück, auf dem sein an Stelle der „Baraque“ neu errichtetes Wohnhaus mit zweifachem, neu gegrabenem Keller steht, sowie ein hinter dem Haus gelegenes Gärtlein. Er gesteht zu, dass er weder auf Fenster noch Türen zum Schöntaler Hof hin ein Recht habe und der Magistrat direkt an sein Haus anstoßend bauen darf.
1792: Advokat Bernhardt und Handelsmann Bay als Vormünder des in kaiserlichen Kriegsdiensten stehenden Johann Lorenz Weber, Sohn des Grünenbaumwirts Johann Christoph Weber, verkaufen Haus und Grundstück am 17. Dezember 1792 für 2.700 Gulden an den Bierbrauer Johann Jakob Horn. Im Verkauf eingeschlossen ist neben anderem Inventar auch ein „Billard samt Zugehörde“ (laut Vertrag von 1794 gibt es eine Billardstube im Haus).
1794: Johann Jakob Horn verkauft Wohnhaus und Grundstück am 10. Februar 1794 für 3.350 Gulden an den Äußeren Rat und Lebküchner Johann Georg Braz. Im Verkauf eingeschlossen ist Wirtshausinventar.
1802: Der Magistrat überschreibt das bislang ihm gehörende Zuchthausgärtlein mit Kellerhaus und Pferdestallung beim Stätt-Tor am 15. Oktober 1802 an Rittmeister Seiferheld (eingetragen in das Kaufprotokoll am 20. Dezember 1802).
1805: Johann Georg Braz verkauft am 10. Juli 1805 ein Drittel des Wohnhauses für 1.300 Gulden an den Stadtgerichtsassessor Friedrich Wilhelm Glock. Der Verkauf umfasst den ganzen oberen Stock, die im 2. Stock befindliche Kammer neben der Stiege, die Hälfte des Höfleins zum Sattler Kuhn’schen Haus und des darin befindlichen Anbäuleins, zwei übereinander liegende Keller und das Nutzungsrecht am 2. Dachboden. Weiterhin darf der Verkäufer das einzige Privet (Toilette) im Haus nutzen, das sich im oberen Stock befindet.
1807: Die Erben des Johann Georg Braz verkaufen am 24. November 1807 die restlichen zwei Drittel des Hauses für 2.400 Gulden an den Seiler Johann Georg Jakob Sanwald.
1807: Stadtgerichtsassessor Friedrich Wilhelm Glock macht sein Vorkaufsrecht geltend und kauft am 9. Dezember 1807 an Stelle von Sanwald das Haus für 2.400 Gulden. Er ist damit Besitzer des ganzen Wohnhauses. Im Erdgeschoss befinden sich u.a. ein eingerichteter Kaufmannsladen, Backofen und ein Lebküchnerkessel.
1813: Rosine Margarethe Bonhöffer als Universalerbin des Rittmeisters Seifferheld verkauft am 5. Mai 1813 das Zuchthausgärtlein mit Kellerhaus und Pferdestall für 800 Gulden an Kaufmann Eberhard Friedrich Sandel.
1813: Das Bürgermeisteramt verkauft am 3. November 1813 die bislang der Stadt gehörende Wasserkarrenhütte am Stätt-Tor nebst einem nicht überbauten Platz für 200 Gulden an Eberhard Friedrich Sandel. Sandel muss sich zunächst verpflichten „daß dieser Platz bedeutend verschönert“ und in Jahresfrist neu überbaut werden muss, doch wird er wegen der langen Verzögerung der Ratifikation des Vertrags durch die kgl. Verwaltung davon entbunden.
Vorausgegangen war 1812 ein Angebot des Werkmeisters Johann Caspar Kolb, das Gelände zu kaufen und zu überbauen (ein Plan lag bereits vor), doch kam es zu Streitereien mit dem Nachbarn Friedrich Wilhelm Glock, der sich dagegen wehrte, weil ihm durch das Vorhaben Fenster und Tür in Richtung Norden (Schöntaler Hof) zugebaut würden. Die Stadt entschied sich nach einigem Hin und Her dazu, das fragliche Gelände zu versteigern, wobei Kolb gegen Sandel den kürzeren zog.
1814: Friedrich Wilhelm Glock verkauft Wohnhaus und Grundstück am 25. August 1814 für 4.200 Gulden an den Bierbrauer Johann Heinrich Wieland. Enthalten im Kaufvertrag ist eine Absprache mit Eberhard Friedrich Sandel, der auf seinem an das Haus angrenzenden Grundstück ein neues Haus bauen lassen will.
1815: Eberhard Friedrich Sandel verkauft unter Verzicht auf seine Baupläne am 13. September 1815 die Wasserkarrenhütte mit dem zugehörigen Platz sowie das ehemalige Zuchthausgärtlein mit Kellerhaus und Pferdestall für 1.200 Gulden an Johann Heinrich Wieland.
1832: Der nun als Weinhändler bezeichnete Johann Heinrich Wieland verkauft am 2. November 1832 Haus und Nebengebäude sowie Feuergerechtigkeit und Inventar (Liste im Kaufvertrag enthalten) für 11.000 Gulden an Johann Georg Schäfer, Bürger und Bäckermeister. Der Verkäufer behält das Eigentum am „Keller am Zuchthauß“, bis der dort gelagerte Wein verkauft ist.
1868: Johann Georg Schäfer verkauft am 28. August 1868 das Haus mit allen Nebengebäuden und vorhandenen Bäckergerätschaften für 14.000 Gulden an seinen Sohn, den Bäckermeister Johann Georg Schäfer jun. und dessen Braut Karoline Gronbach. Vom Kaufpreis gehen 4.000 Gulden als Heiratsgut ab. Der Verkäufer und seine Frau erhalten ein lebenslängliches Wohnrecht, haben aber jährlich 80 Gulden Hauszins zu entrichten.
1869: Das Oberamt erteilt Johann Georg Schäfer jun. an Stelle seines Vaters die Genehmigung zum Betrieb einer Schankwirtschaft.
1886: als Besitzer genannt: Georg Schäfer, Bäcker und Wirt
Mitbewohner/Mieter: Louis Egger, Mechaniker
(Anschrift: „Schweinmarktplatz 242“)
1887: Johann Georg Schäfer verpachtet Wirtschaft und Bäckerei an Friedrich Feigle, zuvor Pächter der Wirtschaft „Englischer Garten“. Die Konzession zum Betrieb einer Schankwirtschaft mit Wein, Most und Branntwein wird vom Oberamt zunächst verweigert, im Dezember dann aber unter der Voraussetzung gewährt, dass Faigle auch die Schäfer’sche Bäckerei weiterführt.
1889: Georg Birkhold, Bäcker aus Esslingen, wird neuer Pächter der Schankwirtschaft, nachdem Faigle nach Bietigheim gewechselt ist. Er löst das Pachtverhältnis jedoch bereits 1890 wegen schlechter Einnahmen auf.
1890: Georg Schäfer übernimmt die Wirtschaft wieder selbst.
1890: als Besitzer genannt: Georg Schäfer, Bäcker und Wirt
Mitbewohner/Mieter: Johann Georg Laquai, Landjäger; Josef Schmidt, Landjäger-Stationskommandant; Jakob Walter, Landjäger; Sophie Weitbrecht, Pfarrers Witwe; Johann Jakob Wiedmann, Landjäger
(Anschrift: „Schweinmarktplatz 242“)
1894: als Besitzer genannt: Georg Schäfer, Bäcker und Wirt
Mitbewohner/Mieter: Wilhelm Ilg, Polierer; Ernst Klaiber, Ratschreiber; Karl Ulmer, Privatier
(Anschrift: „Schweinemarktplatz 242“)
1900: Das Oberamt gestattet Georg Schäfer am 17. März 1900 die Umwandlung der bisher im Haus betriebenen Schankwirtschaft in eine Gastwirtschaft, die den Namen „Goldene Traube“ erhält. Schäfer übernimmt damit de facto den Namen der bis 1896/97 im schräg gegenüber gelegenen Haus Marktstraße 17 betriebenen Gastwirtschaft „Zur Traube“.
1901: als Besitzer genannt: Georg Schäfer, Gastgeber zur Goldenen Traube
Mitbewohner/Mieter: Karl Mayer, Lehrer; Christian Schneider, Seifensieder; Franz Schick, Steuerwächter
Hinterhaus: Michael Gutmann, Taglöhner
(ab jetzt Anschrift: „Marktstraße 10“)
1903: Nach dem Tod von Georg Schäfer am 5. April 1903 wird die Wirtschaft durch die Witwe Karoline Schäfer weiter geführt.
1908: Das Anwesen wird für 50.000 Mark an Karl Kuhn verkauft .
1908: Karl Kuhn, Metzger aus Ilshofen (geb. in Neuenstein), erhält am 20. Oktober 1908 die Erlaubnis zum Betrieb der Gastwirtschaft zur Traube.
1910: als Besitzer genannt: Karl Kuhn, Wirt
Mitbewohner/Mieter: Gustav Opitz, Dosenmacher; Ottilie Ruth, Privatiere; Katharine Weber, Privatiere; Wilhelmine Kuhn, Privatiere
Hinterhaus 10a: August Roß, Musiklehrer
1920: als Besitzer genannt: Karl Kuhn, Gastwirt
Mitbewohner/Mieter: Wilhelmine Kuhn, Metzgers-Witwe; Ottilie Ruth, Wundarzts-Witwe; Katharine Weber, Kaufmanns-Witwe; August Spranz, Kaufmann; Josef Geiger, Maurer; Franz Geiger, Schlosser; Alfred Kuhn, Kaufmann
Hinterhaus 10a: Katharine Kugler, Taglöhner-Witwe
1928: als Besitzer genannt: Karl Kuhn, Gasthofbesitzer, Gasthof zur Goldenen Traube
Mitbewohner/Mieter: Alfred Kuhn, Kaufmann; Eugen Kuhn, Kellner
Hinterhaus 10a: Katharine Kugler, Witwe
1932: als Besitzer genannt: Karl Kuhn, Gasthofbesitzer, Gasthof zur Goldenen Traube
Mitbewohner/Mieter: Alfred Kuhn, Kaufmann; Eugen Kuhn, Kellner
1932: Nach Übernahme der Wirtschaft von seinen Eltern erhält Eugen Kuhn am 19. Oktober 1932 durch das Oberamt die Erlaubnis zum Betrieb der Gastwirtschaft „Zur Traube“.
1938: als Besitzer genannt: Eugen Kuhn, Gasthofbesitzer zur „Goldenen Traube“
Mitbewohner/Mieter: Alfred Kuhn, Kaufmann; Marie Kuhn, Witwe; Marta Bär, Zimmermädchen; Maria Braig, Servierfräulein; Hermann Haag, Hausdiener; Theodor Haag, Koch; Luise Kümmerer, Hausgehilfin; Anna Liebling, Köchin; Friedrich Ott, Hausdiener; Emilie Rößler, Hausgehilfin
1945-1948: Das Haus wird am 18. April 1945 durch die Besatzungsmacht beschlagnahmt und bis 1946 zur Einquartierung von französischen und amerikanischen Soldaten genutzt. In der Folge dient es bis Herbst 1948 zur Unterbringung des „Jüdischen Komitees“, eines Leitungsgremiums der in mehreren Lagern in Schwäbisch Hall untergebrachten „Displaced Persons“ (DPs). Im Haus befinden sich ein Büro sowie ein Schneidereibetrieb.
1949: Auf 1. Oktober 1949 nimmt Eugen Kuhn den Betrieb der zuvor von der Besatzungsmacht beschlagnahmten Gastwirtschaft wieder auf.
1956: als Besitzer genannt: Carl Lindner, Gasthof „Zur Goldenen Traube“ (Anm.: Die WIrtschaft war offenbar nicht an Lindner verkauft, sondern nur für 8 Jahre verpachtet und wurde anschließend wieder von Eugen Kuhn übernommen)
Mitbewohner/Mieter: Alfred Bossert, Küchenchef; Eugen Kuhn, Gastwirt; Johanna Kuhn, Hausfrau; Klaus Pingel, Maurer; Marianne Schleifer, Geschäftsführerin; Elfriede Wagner, Büfettfräulein
1961: als Besitzer genannt: Carl Lindner, Gasthof „Zur Goldenen Traube“ (s. Hinweis oben)
Mitbewohner/Mieter: Renate Friedrich, Hausgehilfin; Ingrid Gerber, Zimmermädchen; Eugen Kuhn, Gastwirt; Johanna Kuhn, Hausfrau; Agnes Schwalb, Beschließerin; Elise Walther, Büffethilfe
1969: Als Besitzer genannt: Kurt Pfleiderer, Winnenden; Elisabeth Bürkle, Winnenden
1986: Als Besitzer genannt: Firmengruppe Kurt Pfleiderer, Winnenden; Hausgemeinschaft Pfleiderer/Bürkle, Winnenden; Drs. Kaiser
Befunde aus Bauakten
1833: Waschküche und Backhaus hinter dem Wohnhaus werden neu erbaut (laut GB 2, Bl. 335).
1856: Bäckermeister Schäfer lässt das eingebrochene Dach seines an das Oberamtsgefängnis (Säumarktturm, Am Säumarkt 11) angrenzenden Kuhstalls wieder herstellen.
1874: Bäckermeister Georg Schäfer jun. erweitert die Remise und baut sie zu einem Stall "zur Unterbringung für Gastpferde" um.
1900: Bäcker und Wirt Georg Schäfer lässt von der Marktstraße her einen neuen Eingang in das Hauptgebäude herstellen.
1901: Im Dachgeschoss wird eine Küche eingerichtet und ein Kamin erneuert.
1903: Das Magazingebäude "neben dem Wirtschaftsanwesen" erhält einen neuen Dachaufbau.
1904: Bau einer Backsteinmauer als Hofgrenze zum Nebenhaus Marktstraße 8.
1905-1909: Ludwig Schäfer lässt an Stelle einer Fensteröffnung im Erdgeschoss zur Marktstraße hin eine Türe herstellen und u.a. eine neue, dreistöckige Abortanlage erstellen. Hierdurch wird ein alter, möglicherweise noch aus dem 18. Jahrhundert stammender Aborterker ersetzt. (aúch 21/1849).
1911: Traubenwirt Karl Kuhn lässt das Stallgebäude umbauen, vergrößern und einen Mansardenstock mit Fremdenzimmern aufsetzen.
1924: Das Treppenhaus im Hauptgebäude wird umgebaut, die Küche lässt Kuhn in das Erdgeschoss des zu diesem Zweck umgebauten und durch einen zweistöckigen Verbindungsbau mit dem Haupthaus verbundenen Hinterhauses verlegen. Ein kleiner Anbau an das Hinterhaus dient als Speisekammer.
1926: Die Fremdenzimmer im 1. Stock erhalten eine Warmwasserheizung.
1927: Aufbau von vier Dachgauben im Dachgeschoss des Haupthauses. im 2. Stock werden mehrere Zimmer sowie ein Bad eingebaut und die Raumeinteilung stark verändert.
1928-1931: Anstatt der alten Stallgebäude zwischen Hauptgebäude und Säumarktturm lässt Kuhn einen zweistöckigen Neubau errichten. Das Vorhaben wird trotz im "Haller Tagblatt" vorgebrachter Kritik genehmigt. Es war bemängelt worden, dass der Neubau den Blick auf die Häuser des Schuppachs und auf St. Michael verstellen würde. Ein alter Keller unter dem "Kellerhaus" bzw. Stall 10b wird im Zuge der Bauarbeiten zugeschüttet. Wegen eigenmächtiger Veränderung der genehmigten Pläne und Nutzung der angrenzenden Mauern des Säumarktturms und der Stadtmauer bzw. des Oberamtsgefängisses kommt es zu einem Konflikt mit dem Oberamt, der 1930 beigelegt wird. Das Erdgeschoss des Anbaus enthält einen "Gast-Pferdestall" bzw. eine Garage, das Obergeschoss soll zunächst Fremdenzimmer enthalten, stattdessen werden hier eine offene Terrasse, ein Frühstückssaal und eine "kleiner Saal" sowie Toiletten eingebaut. Im Zuge der Umbauarbeiten will die "Deutsch Amerikanische Petroleum Gesellschaft" vor dem Anbau eine Zapfsäule (Tankstelle) erstellen, was der Gemeinderat aber 1930 "im Hinblick auf die zu befürchtende Beeinträchtigung des Verkehrs und des Stadtbilds" ablehnt.
1932: In die hintere Seite des Dachgeschosses im Hauptgebäude wird ein Zimmer mit einer Gaube eingebaut. Im Nebengebäude 10b entsteht eine Wäscherei.
1933: Erstellung eines in den Boden gesenkten Anbaus hinter der Garage und dem Küchenhaus. Dieses wird durch einen Anbau erweitert.
1946: Eine bislang aus Fachwerk bestehende Wand im Wirtschaftsraum (Parterre) wird nach Beschädigung durch einen Brand, der durch Überhitzung des Kachelofens ausgelöst wurde, massiv wiederhergestellt (35/222).
1948: Nach einem weiteren Zimmerbrand in der früheren Wäschekammer im 1. Stock werden erneut Reparaturen ausgeführt. Für die Schäden kommt die Besatzungsmacht auf, da das Haus mit dem „Jüdischen Komitee“ belegt ist.
1951: Im 1928ff erstellten Nebengebäude werden durch Traubenwirt Eugen Kuhn in die bisherigen Säle ("Traubensaal") eine Dreizimmerwohnung und zwei Fremdenzimmer eingebaut.
1958: Das Haus erhält einen direkten Anschluss an die städtische Kanalisation, die bisherigen Trockenaborte werden durch Spülaborte ersetzt.
1962: Die Wohnungen im Nebengebäude von 1928ff werden erweitert und umgebaut, die Terasse teilweise mit einem Wohnzimmer überbaut, an der linken Seite eine Treppe vom Erdgeschoss in den 1. Stock geführt.
1969: Haus und Nebengebäude werden durch die Besitzer Kurt Pfleiderer und Elisabeth Bürkle abgerissen und durch einen die alten Umrisse aufgreifenden Neubau ersetzt. Nach Interventionen der Stadt und des Landesdenkmalamts werden die Pläne besser auf die Umgebung abgestimmt und greifen Formen des Vorgängerbaus wieder auf (z.B. das ursprünglich nicht vorgesehene Satteldach). Aufgrund der tiefen Ausschachtungen verschwinden auch die historischen Keller unter dem Gebäude.
1986: Das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg will das Gebäude in die Liste der Kulturdenkmale aufnehmen - offenbar hat man vergesssen, dass das Haus 1969 mit Zustimmung des LDAs durch einen Neubau ersetzt worden ist.
Beschreibungen
1365: Hans Schletz, Bürger zu Hall, und seine Hausfrau Dorothee bekunden: Abt Cunrat und der Konvent des Kl. Schöntal haben ihnen ihren Klosterhof zu Hall beim Gelbinger Tor an der Stadtmauer um 100 Pfund Heller unter folgenden Bedingungen zu einem Leibgedinge verliehen: Das Ehepaar soll das obere Haus mit 2 Stuben, Kammern, Ställen u.a., den kleinen gewölbten und den großen ungewölbten Keller davor haben. Das untere Haus, in dem Herr Ludwig von Sindringen wohnt, mit dem gewölbten Keller soll den Herren von Schöntal bleiben. Die Herren von Schöntal sind im oberen Hause mit Küche, Stallung und anderen Gemächern zu beherbergen. Dem Kaplan, der die Messe der Kapelle in diesem Hof zu besingen hat, soll im oberen Haus das kleine Stüblein mit Gaden und Küchlein überlassen werden, sein Trinkfässlein darf er in den kleinen gewölbten Keller legen. (Pietsch U 452)
1681: Einem Bericht des Schöntaler Verwalters Josias Christian Horlacher zufolge ist das Wohnhaus des Schöntaler Hofes fast unbewohnbar. Der obere Bühne des Hauses sei schadhaft und zur Lagerung von Früchten ungeeignet. In dem einen Stockwerk des Hauses ist fast keine einzige Kammer vorhanden, „daß man sich selbiger bedienen könnte“, das andere Stockwerk hat zwei Stuben und drei Kammern, „so uff ein Nothfall zu gebrauchen weren“. Die Feuerstellen sind aber unbrauchbar, weshalb bei einer Vermietung des Hauses sich drei Parteien eine Küche teilen müssten, „welches letztere ganz ohnerträglich were“. Statt den erhofften 30 Gulden Jahresmiete sind angesichts des schlechten Zustandes allenfalls 9 Gulden zu erreichen. Die jährlichen Netto-Einkünfte des Schöntaler Hofs betragen Horlacher zufolge 32 Gulden, 19 Schilling und 6 Heller. Die Gülten zu verpachten sei sinnlos, „weilen dieselbigen jährlich nichts sonderes eintragen, sondern fast mehr Uncosten erfordern, als der Eintrag sein mag“. Aufgrund der teils schwierigen Lage der Schuldner steht es auch mit den verliehenen Kapitalien nicht zum Besten. Horlacher schlägt deshalb vor, die Gülten und Kapitalien zu verkaufen und den Hof selbst reparieren zu lassen und zu verpachten, „wordurch alle Ungelegenheiten uffgehoben würdten“.
1687: „...daß Gärtlein hinter dem Hoff hat die Gerechtigkeith, daß von den anstoßenden Nachtbauren nichts darinnen geschütt, gegoßen oder geworffen [werden darf]...“
1718: „... unßere Kellerey, oder der so genante Schönthaler Hoff in des Heyl. Reichs Statt Schwäb. Halle gelegen, wegen sehr schadhafft- und ruinoser Gebäute (zu deren ohnumbgänglichen Reparation nahmhaffte Kosten erfordert würden) jährlichen ein gar weniges genutzet und rentirt, die darzu gehörige Gülten, Zinnßen und Capitalien auch von geringem Ertrag seind, ansonsten aber die darinnen befindliche Capelle gäntzlich secularisiret ist...“
“...verkauffen ... unseren in ged[acht]er Löbl. Reichs Stadt vor uhralten entfürdenklichen Zeiten ... innegehabt-besessen- genutzt und genoßenen Hoff oder Kellerey, der Schönthaler Hoff genant, gantz an- und innerhalb dem Stattthor und daran umbgehenden Mauer, welche die Gelbinger Vorstatt von der inneren Statt scheiden, vornen an die gemeine Gaßen oder Straßen, hinten mit dem Gärtlein an deß Pflugswürth Webers hinterlaßener Wittib Gärtlein, auf der andern Seiten an Johann Peter Rauen, Bürgers und Buchbinders Behaußung stosend, samt allen darinnen befindtlichen Gebäuen, worunter die secularisirte Capellen in specie mit begriffen ist, wie auch der Garten samt allen deßen Rechten Gerechtigkeiten und Freyheiten, nicht minders alle zu diesem unserem Hoff oder Kellerey bißhero gehörig geweßt, und jährlich durch unseren verpflichteten Bedienten Johann Balthasar Blintzig, Burgers und Innwohners allda ruhiglich erhoben- und eingezogene ... Gülten...“
Nach 1728: „Der Schönthaler Hof; ist ao. 1728 abgebrannt, den vordern Keller darunter, samt der darauf stehenden Paraque.“
1747: „...seine bißher innegehabt u. ruhig beseßene Baraque oder Häußle auff dem Schönthaler Hoffplatz neben des Sattler Kühnen Behaußung gelegen, vornen auf die Straße, hinten aber an des Grünen Baumwirths Bierkeller stoßend, wovon er jährl. auff Joh. Bapt. zu Löbl. Steuerstuben 3 fl Bodenzinnß zu entrichten hat; und so E. Hochedler Magistrat gesonnen, sothanen Platz, oder Grund u. Boden wieder an sich zu zihn, in ihren Rechten nichts benommen, sondern ein jedesmaliger Besitzer dießes Häußlens schuldig seyn solle, auff Obrigkeitl. Verlangen daß Bäulein abzubrechen.“
1786: „Einen nunmehro von Käuffern mit einem Hauß neu überbauten, Vierzig Schu breiten, und von der an der Straße befindlichen Grundmauer biß zu dem hinten anstosenden Gärtlein gemeßenen vierzig Schu langen Plaz, benebst dem darunter vorhandenen alten und neu gegrabenen 2fachen Keller auf dem Schönthaler Hof dahier, auch dem darhinter gegen das herrschaftliche Gärtlen vorstosende in vierzehen Schu bestehenden Höflein“.
1827: Wohnhaus mit 16,2 Ruten, Remisen mit 4,9 und 5,6 Ruten, Hof vor dem Haus 18,3 und Hof zwischen Haus und Remise 3,4 Ruten, insgesamt 47,4 Ruten. Stallung samt Anbau über dem Weg mit 10,9 Ruten, Hof 1,5 und Oek. Gebäude daneben 4,8 Ruten = 17,2 Ruten, alles zusammen 1/8 Morgen 16,6 Ruten in Heilbronner Straße
1832: „...seine bisher beseßene an dem sogenannten Schönthaler Hof gelegene dreistokigte Behaußung mit darauf haftender Feuer Gerechtigkeit, neben Gottlieb Haag, Zimmermeisters Wohnhaus, Ein Höflen, Die Waßerkarrenhütte nebst einem noch nicht überbauten Plaz bei dem Wachthaus oder sogenannten Schönthaler Hof, wie solcher auf 5 Ruthen 33 4/5 Schu und 10 Ruthen 43 ½ Schu ausgemeßen und versteint worden.
Ferner (1 1stokigte Stallung am Zuchthauß Gebäude nebst 1 Bretterhütte kommt hienach beim Garten beschrieben) Garten: 25 Rth. Garten hinter dem Wohnhaus neben Pflugwirth Happold und dem Zuchthauß, mit dem darinn befindlichen Kellerhaus, Pferdestallung und aller Zubehörde.
[Nachtrag am Rand:]
Nach dem Brandversicherungs Cataster ist die weitere Gebäulichkeit in folgendem beschrieben:
Nro. 243 1 beschloßener Schupf am Schönthaler Hof, worinnen die Feuerkarren aufbewahrt worden sind.
Nro. 244 Ein kleines einstokigtes Hauß vormals Zuchtmeister Wohnung.
Nro. 245 Ein kleines Scheuerle im Schönthaler Hof, worunter ein kleines Kellerle.“
1889: „Trotz der größeren Zahl von Wirthschaften, wobei eben auch der doch bedeutende Fremdenverkehr in hiesiger Stadt zu berüksichtigen ist, sprechen für die Erhaltung dieser Wirthschaft die besonderen Verhältniße des jede Woche stattfindenden Schweinemarkts, weil ein größerer Theil des benützten Marktplatzes als Eigenthum zu dem Gebäude gehört, welcher Platz für die Abhaltung des zeitweise sehr besuchten Marktes nothwendig ist, wie auch für die Besucher eine Bequemlichkeit darin liegt, daß die Beckerei betrieben wird, wodurch die Möglichkeit gegeben ist, den in der Nacht ankommenden Leuten namentlich im Winter Unterkunft zu gewähren, daher kann das Bedürfnis dieser Wirtschaft mit Zubehör bestätigt werden.“ (21/1849)
um 1912: „10 (242): Ein 3stock. Wohn- & Wirtschaftsgebäude - zur Traube – von Fachwerk mit Mansardstock und Giebeldach, an Nr. 8 mit eigener Wand gebaut. Ziegeldach [...] daran auf der Südseite, mit eigener Wand angebautes 2stock. Hintergebäude von gemischter Bauart mit Walmdach, Ziegeldach [...].
10a (242a): Östl. vom Haus ein 2stock. Hintergebäude gemischter Bauart mit Walmdach [...] und nördl. 1stock. Stallgebäude gemischter Bauart mit Giebeldach an das Wohnhaus mit eigener Wand gebaut, Ziegeldach [...]
10b (242c): Ein 1stock. Kellerhaus gemischter Bauart mit Pultdach und 1stock. Dachaufbau mit Giebeldach [...] sowie westl. 1stock. Stallanbau gemischter Bauart mit Pultdach an Nr. 10 & 11 Schweinemarkt je ohne eigene Wand gebaut [...]
10c (242d): Ein 1stock. Wohnhaus von Fachwerk mit Pultdach, an Nr. 10 vom Schweinemarkt ohne eigene Wand gebaut, Ziegeldach.“
1969: „Der bisherige Gebäudebestand auf dem Baugrundstück ist in städtebaulicher, bau- und brandschutztechnischer Hinsicht größtenteils unbefriedigend und nicht erhaltenswert. Die vorliegende Planung bringt in mehrfacher Hinsicht wertvolle Verbesserungen und kann von der Nutzung her als echte Sanierung angesehen werden“ (Schr. des städt. Hochbauamts v. 7.2.1969, StadtA SHA 27/15).
1969: „Der Vorsitzende [des Gemeinderats] gibt bekannt, daß das Anwesen Traube an der Marktstraße 10 von privater Hand gekauft worden ist und abgebrochen werden soll. Der Wiederaufbau ist als Geschäfts- und Bürohaus vorgesehen. Es sei zu bedauern, daß dieses für Alt-Hall charakteristische Haus abgebrochen werden soll. Die Verbindung zum Malefizturm würde durch einen Neubau zweifellos gestört. Nachdem Stadtrat Leipersberger noch bedauert hat, daß es der Stadt nicht gelungen ist, das Anwesen aufzukaufen, wird von den Ausführungen Kenntnis genommen“ (Beratungen des Wirtschafts- und Techn. Ausschusses des Gemeinderats v. 19.2.1969, StadtA SHA 27/15).
1969: „Die umfangreichen Kelleranlagen unter dem Gasthaus zur Traube sind, soweit sich dies bei der schlechten Beleuchtung feststellen ließ, sicherlich nicht in einer einzigen Bauphase entstanden, es zeigten sich mehrere Unregelmäßigkeiten im Mauerwerk, die darauf schließen lassen, daß hier älteres und jüngeres Mauerwerk vorhanden ist. Einzige deutliche Bearbeitungsspur zeigte der Türrahmen, der mit dem Scharriereisen geglättet ist. Eine absolute Datierung der Kelleranlagen ist ohne nähere und umfangreichere Untersuchung unmöglich“. (Schr. des Landesdenkmalamts v. 13.2.1969, StadtA SHA 27/15).
Der Hof des Klosters Schöntal in Hall "beim Gelbinger Tor an der Stadtmauer" wird i.J. 1365 erwähnt. Er ist freilich schon wesentlich älter, wird doch bereits 1296 für die Besucher der zum Hof gehörenden Liebfrauenkapelle zu bestimmten Tagen ein Ablass gewährt. Im späten Mittelalter wird wiederholt ein Haus innerhalb des Hofes als abhängig bezeichnet. 1718 geht der Hof in den Besitz der Stadt über. Hof und Kapelle - dieses hatte bis zum Übergang an Hall als katholische Kirche fungiert - wurden i.J. 1808 abgebrochen. Im Bereich des abgegangenen Pfleghofes sind mittelalterliche Funde und Befunde zu erwarten: sie können nicht nur Material zu Baugeschichte und Aussehen dieser Anlage selbst erbringen, sondern auch wegen deren unmittelbarer Nachbarschaft zum nördl. Ausgang der Kernstadt - die Kapelle lag östlich des Gelbinger Tores (Stätt-Tores) direkt an der Stadtmauer und soll auch den Wehrgang aufgenommem haben - Hinweise zur siedlungsgeschichtlichen Entwicklung der mittelalterlichen Stadt geben. Darüber hinaus stehen innerhalb des ehemaligen Hofareals Objekte der Sachkultur des Mittelalters in Aussicht. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, S. 77 und S. 306)
Besonderheiten
Feuerwehrschuppen
Ein Nebengebäude – wahrscheinlich einer der an die Stadtmauer angelehnten Schuppen – diente laut dem Kaufvertrag von 1832 früher als „Waßerkarrenhütte“ bzw. als Ort, an dem die „Feuerkarren“ aufbewahrt wurden. Es handelte sich hierbei offensichtlich um die schweren Gerätschaften der Feuerwehr.
Weinkonsum in der Schankwirtschaft in den 1880er Jahren
Im Zusammenhang mit dem Konzessionsgesuch des Pächters Georg Birkhold (1889) liegen Angaben zum Wein- und Mostkonsum in der Schankwirtschaft vor:
1. April 1884 bis 31. März 1885: 3.084 Liter Wein, 944 Liter Most
1. April 1885 bis 31. März 1888: jeweils 3.545 Liter Wein, 445 Liter Most pro Jahr (Schätzung wegen Konzessionswechsel)
1. April 1888 bis 31. März 1889: 3.492 Liter Wein, 2.509 Liter Most (aus 21/1849)
Beschwerde eines Nachbarn über die Abortanlage des Hauses von 1904
Auszug aus einer Beschwerdeschrift des Carl Canz, Metzger in der Marktstraße 8, an das Oberamt Hall vom 3. Oktober 1904:
„Die Frau Restaurateur Schäfer, Wittwe, besitzt noch einen Abtritt, wo der Schlauch im Freien heruntergeht und nur von 4 Brettern undicht zusammengefügt ist, auch glaube ich , daß die Grube sowie die Dohlen ganz undicht sind. Aus diesen entströmt namentlich bei Wetterveränderung eine pestilenzartige Luft, mit der sich meine Schlafräume füllen u. deßhalb im höchsten Grade gesundheitsschädlich sind. Mit dieser Beschwerde habe ich mich schon vor Jahren an das Stadtschultheißenamt Hall gewendet wo Abhilfe versprochen wurde aber bis heute noch nichts geschehen ist. Ich wende mich deshalb an das Königl. Oberamt mit der Bitte um Abhilfe.“ (aus 21/1849)
Quellen
Archivalien (unterteilt nach Beständen):
- StadtA SHA 4/327 (Ratsprotokoll 1718), Bl. 213R, 275R, 285V, 320R, 328R, 336V, 360V, 377R, 405R, 440R; 4/328 (Ratsprotokoll 1719), Bl. 142R; 4/329 (Ratsprotokoll 1720), Bl. 122R, 257V, 366V; 4/330 (Ratsprotokoll 1721), Bl. 46V; 4/331 (Ratsprotokoll 1722), Bl. 95R, 124R;4/336 (Ratsprotokoll 1727), Bl. 90R, 146R, 241R; 292R; 387V; 390V; 394R; 405V; 407V; 445R, 4/337 (Ratsprotokoll 1728), Bl. 2R, 4R; 21V; 32V; 93R, 95V, 288V; 4/338 (Ratsprotokoll 1729), Bl. 143V, 344R; 4/339 (Ratsprotokoll 1730), Bl. 18R, 108R, 139V, 235V; 4/435 (Alcoran, Bd. 1), S. 1071ff; 4/682 (Kaufprotokoll 1747-1751), Bl. 57Vff u. 98Rff; 4/684 (Kaufprotokoll 1756-1761), Bl. 41Vff; 4/690 (Kaufprotokoll 1786-1788), Bl. 71Rff; 4/692 (Kaufprotokoll 1792-1794), Bl. 108Vff u. 4/881 (Unterpfandsbuch Stadt), Bl. 88R, 89R; 4/1545 (Häuserbuch 1712), S. 28; 4/1547 (Häuserbuch 1767), S. 33; 4/1547a (Häuserbuch 1782), S. 52
- 5/413 (Erwerb des Schöntaler Hofs durch die Reichsstadt Hall, 1718)
- 13/518 (Kaufvertrag 1748); 13/765 (Kaufvertrag 1756)
- 19/827 (Güterbuch 2), S. 334ff; 19/999 (Kaufbuch 1805-1806), Bl. 460Rff; 19/1000 (Kaufbuch 1807-1809), Bl. 122Rff; 19/1001 (Kaufbuch 1810-1813), Bl. 383Rff u. 440Vff; 19/1002 (Kaufbuch 1814-1817), Bl. 43Vff u. 179Rff; 19/1014 (Kaufbuch 1832), Bl. 246Rff; 19/1035 (Kaufbuch 1868), S. 206ff
- 21/986 (Verkauf stadteigener Grundstücke und Gebäude, 1806-1837); 21/985 (Verkauf eines Bauplatzes bei der Hauptwache, 1812-1819); 21/1849 (Erlaubnis zum Gaststättenbetrieb, 1875-1949); 35/18 (Belegung durch US-Truppen, Plünderungen, Schr. v. 5.11.1946)
- 27/15 (Bauakten)
- 35/222 (Brand 1946); 35/239 (Brand 1948)
- Q2/5 (Feuerversicherungsbuch Bd. 6), Bl. 152Rff
Literatur:
- Adressbücher 1886-1961
- F. Pietsch (Bearb.): Die Urkunden des Archivs der Reichsstadt Schwäbisch Hall, Bd. 1-2, (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg; Bd. 21-22), Stuttgart (Kohlhammer) 1967, 1972, hier U 45, 452, 643, 827, 2150
Pläne und Ansichten vor 1827:
- StadtA SHA S10/0804 (1728, Ausschnitt)
- 21/0985 (nicht verwirklichter Plan)