Gebäudeverzeichnis
Lange Straße 49
Primärkatasternummer: 650
Besitzer: 1827
Kraft, Carl Friedrich, Zimmergeselle
Besitzerliste
Vor 1668 ist Hans Bauer, Glaser und Torwart am Neuen Tor, als Besitzer des Hauses nachgewiesen. Von ihm ging es auf seine Tochter Anna Magdalena über, die mit dem Wächter Hans Kaspar Groß verheiratet war. Die beiden mussten allerdings das Haus an den Leinenweber Hans Reinhard Wirth veräußern, von dem sie Jahre später einen Teil zurückkaufen konnten.
1717 befand sich das ganze Haus im Besitz der Witwe des Johann Georg Schwend, Glaser. Deren zweiter Ehemann, der Bäcker Andreas Schloßstein, ist dann als nachfolgender Besitzer eingetragen. Von diesem gingen drei Viertel des Hauses auf den Beisitzer Philipp Kraft über, ein Viertel gelangte an Hans Michael Seeger, Beisitzer, der es von einer "Bartels Evele" genannten Verkäuferin erworben haben soll. Dieses Hausviertel erhielt später die PKN 649 und die Hausnummer Lange Straße 51, wurde also ein eigenständiges Haus.
Den Garten hinterm Haus verkaufte die Ehefrau des Bäckers Andreas Schloßstein an den Glaser David Andreas Schwend. Hiermit wurden also Garten und Haus getrennt.
1767 gehörten 3/4 der Behausung dem Beisitzer Philipp Kraft, der diese an seinen Sohn Johann Jacob Michael Kraft weitergab. Einen Garten, der ursprünglich wohl zum Haus gehört hatte, besaß 1767 der Bäcker Andreas Schloßstein, danach der Glaser David Andreas Schwend. Auf ihn folgte als Besitzer des Gartens der Schneider Georg Heinrich Haug (Kaufvertrag v. 19. Mai 1768) und schließlich der Brunnenknecht Hans Jörg Groh (Kaufvertrag v. 14. Juli 1777).
Das fehlende Viertel des Hauses gehörte 1767 der Ehefrau des Johann Jacob Berger, geb. Hermann, dann dem Beisitzer Hans Michael Seeger. Ab 1774 wechselte es in den Besitz von Johann Georg Münch, Beisitzer (Kaufvertrag v. 29. März 1774), dem schon 1775 Margaretha Elisabetha Koch (Kaufvertrag v. 27. März 1775) nachfolgte. Der Kaufpreis betrug damals 80 Gulden. Mit Kaufvertrag vom 19. Dezember 1776 erwarb dann für 90 Gulden Patrouiller Jacob Seibold das Hausviertel.
1782 wurde das Haus noch als Einheit mit dem benachbarten Haus PKN 649 geführt. Das gesamte Anwesen war allerdings geteilt. Drei Viertel gehörten dem Beisitzer Johann Jacob Michael Kraft, ein Viertel dem Patrouiller Jacob Seibold. Der Anteil Krafts ging dann auf Carl Friedrich Kraft über, der Seibolds auf Johann Friedrich Ray, Taglöhner aus Altdorf. Der Steueranschlag für den Kraftschen Anteil betrug 1782 75 Gulden, der für den Rayschen 25 Gulden.
1827: Kraft, Carl Friedrich, Zimmergeselle
1836 verkaufte Carl Friedrich Kraft das Haus an Johann Michael Geßwein. Dessen Ehefrau war eine Schwester der Margaretha Magdalena Kraft, die den lebenslänglichen Wohnsitz im Haus behielt.
Die Witwe des Johann Michael Geßwein heiratete in weiterer Ehe Leonhard Klenk, Zimmermann.
1878 verkaufte Leonhard Klenk das Haus an die Witwe des Karl Müller, Weber
1885 erwarb Johann Haartweg, Bahnhoftaglöhner, das Haus von der Müllerschen Witwe um 3400 Mark. Auf ihn wurde es 1901 in das Grundbuch umgeschrieben.
Befunde aus Bauforschung
Holzteile aus dem 15. Jahrhundert, dendrochronologisch datiert auf 1470. (StadtA Schwäb. Hall BF 72 und BF 287)
Archäologische Funde aus dem 15./16. Jahrhundert. (StadtA Schwäb. Hall BF 235)
Keller (StadtA Schwäb. Hall BF 285)
Dendrochronologisch datiert: Gerüst Vorderhaus auf 1470/71; Gerüst rückwärtiger Anbau auf 1565/66.
Befunde siehe auch Datenbank Bauforschung Baden-Württemberg.
Beschreibungen
1827: Wohnhaus mit 4,5 Ruten und Traufrecht 0,3 Ruten
Lange Straße 49, 51 (Flst.Nr. 0-320/1, 0-320/2). Wohngebäude mit Anbau (heute Teil des Hällisch-Fränkischen Museums). Traufständiges Kleinhaus (Nr. 49) von 1470 (d) mit rückseitigem Anbau, 1565 (d). Traufständiger südlicher Erweiterungsbau (Nr. 51) von 1579 (d). (Sachgesamtheit). § 2 ( aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)
Besonderheiten
Bauaufnahme verformungsgerecht im Maßstab 1:25 bei Hochbauabteilung der Stadt Schwäbisch Hall. Schnitte daraus abgebildet im unten genannten Beitrag.
Quellen
Archivalien:
- StadtA Schwäb. Hall 19/832, S. 92, 288
Literatur:
- Hansjörg Stein: Klein, aber typisch. Das Haus Lange Straße 49 als Zeugnis früherer Bauweisen, in: Albrecht Bedal, Isabella Fehle (Hrsgg.): Hausgeschichten. Bauen und Wohnen im alten Hall und seiner Katharinenvorstadt (Kataloge des Hällisch-Fränkischen Museums; Bd. 8), Sigmaringen 1993, S. 423-432
- Christian Schaetz, Donatus Bönsch: Die Geschichte eines "Schandflecks". Bauarchäologische Untersuchung im Ensemble "Blauer Bock" Lange Straße 49-53, in: Albrecht Bedal, Isabella Fehle (Hrsgg.): Hausgeschichten. Bauen und Wohnen im alten Hall und seiner Katharinenvorstadt (Kataloge des Hällisch-Fränkischen Museums; Bd. 8), Sigmaringen 1993, S.433-448
- Uwe Gross: Spätmittelalterliche Hafnerei in der Latharinenvorstadt. Töpfereiabfall auf dem Grundstück Lange Straße 49, in: Albrecht Bedal, Isabella Fehle (Hrsgg.): Hausgeschichten. Bauen und Wohnen im alten Hall und seiner Katharinenvorstadt (Kataloge des Hällisch-Fränkischen Museums; Bd. 8), Sigmaringen 1993, S. 449-464
- Christine Prohaska-Gross: "...manch seltsam Glas". Glasfunde aus der Stubendecke der Langen Straße 49, in: Albrecht Bedal, Isabella Fehle (Hrsgg.): Hausgeschichten. Bauen und Wohnen im alten Hall und seiner Katharinenvorstadt (Kataloge des Hällisch-Fränkischen Museums; Bd. 8), Sigmaringen 1993, S. 465-474
- Manfred Rösch, Sabine Karg, Marion Sillmann: Vierhundert Jahre gelagert. Pflanzenreste in Decken und Wänden. Dokumente zu Ernährung, Landwirtschaft und Landschaft aus de mGebäude Lange Straße 49, in: Albrecht Bedal, Isabella Fehle (Hrsgg.): Hausgeschichten. Bauen und Wohnen im alten Hall und seiner Katharinenvorstadt (Kataloge des Hällisch-Fränkischen Museums; Bd. 8), Sigmaringen 1993, S. 475-492