Gebäudeverzeichnis
Klosterstraße 5 - Comburger Klosterhof
Primärkatasternummer: 19
Besitzer: 1827
Bühler, Friedrich Franz, Metzger
Besitzerliste
Im Spätmittelalter gehörte das Anwesen dem Kloster bzw. Stift Comburg, das spätestens 1323 dort seinen Pfleghof in der Stadt eingerichtet hatte. 1323 wurde das Gebäude erstmals erwähnt, als das Kloster das Recht erhielt zu dem vorhandenen Haus ein zweites zu erwerben. 1335 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer ausdrücklich dieses Recht. 1361 übergaben Berle und Christine von Gmünd ihr dem Klosterhof benachbartes Haus an Comburg. 1470 wurde das Nachbarhaus mit einem Turm ("Reußen Turm") und dem Recht des "Wandels" durch ein Gässlein zwischen den beiden Häusern verkauft (StadtA Schwäb. Hall 17/309). In Kriegszeiten fanden Abt und Konvent von Comburg Zuflucht in diesem Haus. Das Kloster durfte dort auch Wein ausschenken. (Rainer Jooß: Kloster Komburg im Mittelalter. Studien zur Verfassungs-, Besitz- und Sozialgeschichte einer fränkischen Benediktinerabtei, Sigmaringen 1987, S. 141)
1602-1605 und um 1620 war das Stift Comburg noch immer im Besitz des Hauses. (StadtA Schwäb. Hall 4/1705, fol. 1V und 4/1706, fol. 1V; 4/4654, fol. 1V)
1623/24 wird erstmals der Stättmeister Johann Beurlin als wohnhaft im "Comberger Hauß" am Rosenbühl bezeichnet (4/1897). Er ist auch 1641 als Vorbesitzer erwähnt (StadtA Schwäb. Hall 4/1706, fol. 1V). Wer das Haus zwischen Beurlins Tod 1629 und 1641 bewohnte, ist bislang unbekannt (vielleicht die dritte Ehefrau und Witwe Beurlins, Rosina geb. Mayer, die ab 1630 mit Andreas Ott, Bürgermeister zu Neustadt an der Aisch, verheiratet war, aber 1637 in Schwäbisch Hall starb).
1641 bis 1659 besaß Dr. med. Christoph Burkhard das Haus (StadtA Schwäb. Hall 4/1706, fol. 1V).
1659 erwarb H. Johann Christoph Osiander, Dr. med., das Haus. Ihm wurde zunächst (1659) auf Lebenszeit, dann (1662) aber für solange, wie das Haus in bürgerlichen Händen bleiben würde, die Befreiung von der Gült in Höhe von 20 ß gewährt (StadtA Schwäb. Hall 4/1707, fol. 1V und gegenüberliegende Seite)
1662 war das Haus auf Bitten des Dr. med. und Physicus ordinarius Osiander vom Rat von einer Gült an das Amt Schlicht (20 ß) befreit worden, solange es in bürgerlichen Händen bleiben würde.
1713 verkaufte Frau Maria Euphrosina Schragmüller, Witwe des Johann Nicolaus Schragmüller, Stättmeister, Steuerherr, Consistorialis und Scholarch, geb. Osiander, das Haus (gelegen zwischen Valentin Schäffers, Schneider Haus und Christoph Friedrich Haspels, Seiler, Turm) an ihren Sohn H. Johann Nicolaus Schragmüller, Mitglied des Inneren Rates und Nicolaipfleger, um 1.800 fl. Die Verkäuferin behielt sich den lebenslänglichen freien Sitz im Haus vor (StadtA Schwäb. Hall 4/673, S. 288-293)
1717 gehörte das Haus H. Johann Nikolaus Schragmüller, Senator und Amtmann, der es 1713 um 1.800 fl gekauft hatte.
1767 besaß H. Johann Friedrich Bonhöffer, Dr. beider Rechte und Stättmeister, das Anwesen.
1782 gehörte das Haus der Witwe des Stättmeisters Johann Friedrich Bonhöffer, Dr. beider Rechte. Dann gelangte es in den Besitz von H. Nicolaus David Bonhöffer, Mitglied des äußeren Rates und Stadtumgelder.
1792 erwarb H. Renovator Bonhöffer das Haus für 3.100 fl von der verwitweten Frau Amtmann Stellwag, geb. Bonhöffer.
Am 25. August 1814 ging das Haus für 4.100 fl an Gerichtsassessor Glock, dessen Ehesukzessor Rechtskonsulent Rittmann wurde.
1827 kaufte Friedrich Franz Bühler, Metzger, das Anwesen von Rechtskonsulent Rittmann.
1858 fiel es erblich an seine Tochter Catharina, die mit Johann Friedrich Seiferheld, Haalschreiber und Stadtrat, verheiratet war.
1886 wurde das Haus an Albert Seiferheld, Kaufmann, verkauft.
1900 kaufte Gottlieb Stähle, Küfer und Weinhändler, das Anwesen.
1901: Gottlieb Stähle, Weinhandlung (Hauseigentümer); Wilhelm Kleinfeld, Gas- und Wasserwerksinspektor; Dr. Wilhelm Nestle, Oberpräzeptor
1906: Gottlieb Stähle, Weinhandlung (Hauseigentümer); Theodor Wetzel, Professor; Eugenie Eisele
1910: Gottlieb Stähle, Weinhandlung (Hauseigentümer); Amalie Lauth; Dr. Josef Schweitzer, Professor; Josefine Schweitzer, Privatiere
1920: Gottlieb Stähle, Küfermeister und Weinhandlung (Hauseigentümer); Pauline Klein, Privatierin; Karoline Klein, Privatierin; Alfred Erle, Kaufmann; Emma Haug, Privatierin
1932: Marie Stähle, Witwe, Weinhandlung und Küferei (Hauseigentümerin); Julie Stähle, Schreibgehilfin; Luise Stähle, Kontoristin
1938: Marie Stähle, Witwe, Weinhandlung und Küferei; Emma Stähle; Luise Stähle, Kontoristin; Richard Stähle, Automechaniker; Wilhelm Giebler, Oberfeldwebel; Eugen Bachmann, Ingenieur
1956: Karl-Heinrich Liebscher, Radiotechniker; Emil Schmierer, Bierbrauer; Emma Schmierer, Hausfrau; Adolf Stähle, kaufmännischer Angestellter; Berta Stähle, Hausfrau; Ilse Stähle, Kontoristin; Richard Stähle, Automechaniker; Alwine Steffens, Hausfrau; Karl Trültzsch, Weber; Elisabeth Westhäuser, Hausfrau; Otto Westhäuser, Regierungsoberinspektor
Beschreibungen
1827: Wohnhaus mit 22 Ruten, Anbau 4,2, Hof zwischen Haus und Stall 22,5 Ruten, Stallung und Waschhaus überm Weg 21 Ruten, insgesamt 1/8 Morgen, 21,7 Ruten; weiterer Hof (zu PKN 19, 20 und 25) 4,1 Ruten Bei der St. Michaels Kirche
Einträge in den Denkmallisten
Ehem. Comburger Klosterhof, Fachwerkbau mit beträchtlichen Vorstößen um 1500, im Barock umgestaltet, Steinportal mit Oberlichtgitter 18. Jh., im Kern romanischer Berlerhof. Am 08.10.1925 in das Landesverzeichnis der Baudenkmale in Württemberg eingetragen. Mittelalterliche Funde und Befunde in diesem Bereich, der auch Klosterstraße 3/4 und 5/1 mit einschließen dürften, könnten möglicherweise den Nachweis erbringen, dass hier in Verbindung mit der Errichtung der Michaelskirche (1156) von den staufischen Stadtherren eine von Comburg abhängige kleine benediktinische Kommunität (Probstei oder Priorat) gestiftet wurde, die mit dem Niedergang des Benediktinerordens im 13. Jh. aufgelöst wurde und durch die bürgerliche Stiftung eines Spitals ersetzt wurde, das die Stadt dann 1317/23 an seinen heutigen Platz verlegte, während Kloster Comburg hier den 1323 urkundlich bezeugten Pfleghof errichtete. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 269)
Bem.: Ein Spital an dieser Stelle ist reine Spekulation und durch keinen Beleg gestützt. Das Gebäude wurde Ende der 1950er Jahre total umgebaut. Dabei wurde die Fassade geändert, erneuert, sämtliche Holzdecken durch Beton ersetzt. Nur noch wenig Originalsubstanz vorhanden.
Klosterstraße 5 (Flst.Nr. 0-119/1, 0-119/2). Ehem. Comburger Klosterhof. Fachwerkbau, beträchtliche Vorstöße, um 1500. Im Barock umgestaltet, Steinportal mit Oberlichtgitter 18. Jahrhundert. Im Kern romanischer Berlerhof. § 28. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)
Quellen
Archivalien:
- StadtA Schwäb. Hall 4/881, fol. 49V; 19/826, S. 83f