Gebäudeverzeichnis
Kirchgasse 2 - Ein Schullokal in der Vorstadt
Primärkatasternummer: 567
Besitzer: 1827
Die Geistliche Verwaltung
Besitzerliste
1827: Die Geistliche Verwaltung
Haustafel
Als Folge der Reformation entstanden in den Städten seit dem 16. Jahrhundert erstmals "teutsche Schulen". Der Unterricht wurde hier nicht in lateinischer, sondern in deutscher Sprache erteilt. Fast 200 Jahre lang lernten in diesem Haus Buben und Mädchen der Vorstadt jenseits des Kochers bis 1838 Lesen und Schreiben anhand des Katechismus und das Rechnen.
Befunde aus Bauforschung
Keller aus dem 14. Jahrhundert.
Holzteile aus dem 14. Jahrhundert, dendrochronologisch datiert auf 1386/1387. (StadtA Schwäb. Hall BF 64 und BF 72)
Hausbesitzergeschichte vorhanden. (StadtA Schwäb. Hall BF 62)
Dach dendrochronologisch datiert auf 1386/87. (BF Lohrum/Bleyer)
Dreigeschossiges, verputztes Fachwerkhaus mit Satteldach und einem angrenzenden, dazugehörigen Nebengebäude. Keller mit trapezförmigem Grundriss. Tonnengewölbekeller mit Erschließung gegen die Straße und Innenerschließung, unter dem straßenseitigen Teil des Hauses (Rückseite nicht unterkellert). Unterer Teil des Kellers in den anstehenden Felsen eingetieft. Mauerwerksbefunde einschließlich Gewölbe auf das 14. Jh. datierbar. Einheitliche Bauaktion für Keller und straßenseitigen Teil des Hauses (dendrochronologisch datiert auf 1386/87) anzunehmen. Fensterfassung an der östlichen Stirnwand und der südlichen Widerlagerwand des Gewölbes sowie die Innenerschließung sind nachträgliche Ein- bzw. Umbauten. Vgl. Datenbank Bauforschung Baden-Württemberg.
Befunde aus Bauakten
1724: Reparatur im Stall.
1725: In dem Schulhaus will man in die Kammer die Finsterung drei halber Fenster durchsetzen.
1726: Ein kleiner Ofen soll angeschafft werden.
1740: Die Dole am Schulhaus soll eine neue Rinne aus Eichenholz erhalten, da die alte verfault war. Die Schule war mittlerweile zu klein geworden. Aus Kostengründen verzichtete man auf einen Ausbau des Schulzimmers im Obergeschoss. Stattdessen erschien es praktikabler -die untere Stube zu einer Schulstube so lang hinaus zu führen und zu aptieren.
1741: Die Dole am Abtritt war eingebrochen. Bei der Überprüfung wird festgestellt, dass die Schulhauslatrine dringend geleert werden muss. Der Hafner Johann Müller erhielt den Auftrag den Kachelofen abzubrechen.
1745: Der in der Schulstube installierte Ofen erweist sich als Wärmespender untauglich. Es soll ein neuer, größerer Ofen angeschafft werden.
1752: Reparatur des ruinierten -Privet Gewölb in der Catharein Schul und Wiederherstellung eines Dohlens bis hinunter im Kocher.
1777: Der Schuldirektor Leutwein beschwert sich beim Bauamt, da er seinen feuergefährlichen Back- und Bratofen in der Küche nicht mehr benutzen durfte. Er schlägt vor, diesen Ofen neben dem im Hof befindlichen Waschofen einzurichten. Kantor Weber bittet aus Anlass der Instandsetzung des Hausgiebels um die Einrichtung einer neuen Stube.
1777/78: Erwähnung großer Quantitäten Holzes - vorwiegend Tannenholz - zur Erneuerung des gassenseitigen Hausgiebels, zur Angleichung des Daches, zu - Tafeln, Fensterbrettern und Verkleidungen im neuen Stüblein- sowie für Fensterläden und Treppen. Des weiteren werden Ziegelsteine - zum neuen Vorkamin und Schornstein- und ein Eisenofen für die neue Stube genannt.
1792: Reparatur des Aborts und des Daches. Verlegung und Untermauerung der Treppe am Schulhaus.
- Baugeschichte bis hierher vgl. Datenbank Bauforschung Baden-Württemberg -
Beschreibungen
1827: Schulhaus mit 12,2 Ruten, Schweinestall 1,3 Ruten, Hof auf beiden Seiten 6,7 Ruten, insgesamt 20,2 Ruten Im Pfarrgässle
Der zweigeschossige, giebelständige, verputzte Fachwerkbau ist ein im Kern mittelalterliches Haus (möglicherweise ehem. Schulhaus), zu datieren wohl ins 16. Jh. Über dem Erdgeschoss befindet sich ein markanter Vorstoß auf langen Holzknaggen, der wie ein schräger Kellerhals auf das Vorhandensein ursprünglicher Bausubstanz hinweist. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 262)
Kirchgasse 2 (Flst.Nr. 0-346/1). Fachwerkbau, zweigeschossig, giebelständig und verputzt. Kern mittelalterlich. Über Erdgeschoss markanter Vorstoß, lange Holzknaggen, schräger Kellerhals. 1387 (d). § 2. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)
Besonderheiten
Erstmals 1658 wurde in diesem Gebäude (alte Adresse: Pfarrgasse 567) eine "teutsche" Schule genannt. Sie existierte bis 1812, danach befand sich in diesem Gebäude bis 1838 eine Mädchenschule.
Aus: Ulrike Marski (Hrsg.), Katechismus, Nähzeug, Büchermappe. Weibliche Bildungswege in Schwäbisch Hall. Broschüre zur gleichnamigen Ausstellung. Schwäbisch Hall 2002, S. 9