Gebäudeverzeichnis
Kirchgasse 1
Primärkatasternummer: 569
Besitzer: 1827
Weidner, Georg Michael, Fuhrknechts Witwe
Besitzerliste
1684: Nach dem Tod des Rotgerbers Johann Heinrich Seitz am 3. April 1684 wird das auf 300 Gulden veranschlagte und als "Behaußung am Gänßeberge" bezeichnete Haus in der Inventur dem Sohn und Rotgerber Johann Christoph Seitz zugewiesen. Zusammen mit seiner Schwester Regina erbt er auch das ebenfalls dem Vater gehörende, als "Gerbhauß" bezeichnete Nachbarhaus (Mauerstraße 14), das aber 1685 an den Küfer Michael Schwarz veräußert wird.
1729: Nach dem Tod des Johann Christoph Seitz geht das auf 600 Gulden veranschlagte Haus aus seiner Erbmasse an seine Witwe Susanna Elisabetha Seitz.
danach: Johannes Arnold, des äußeren Rats
1754: Das Haus kommt am 18. Juni 1754 für 1.000 Gulden an Christoph Friedrich Geißelbrecht, Wildenmannwirt.
danach: dessen Ehenachfolger Friedrich Christoph Meißner
1776: Das Haus wird zusammen mit der Wirtschaft zum "Wilden Mann" am 7. März 1776 für 2.150 Gulden an Christian Lorenz Deutelin verkauft.
1781: Am 7. September 1781 erwirbt der Stallknecht und Beisitzer Georg Michael Weidner für 500 Gulden das Haus, aber ohne Garten und Scheuer.
1827 (Primärkataster): als Besitzerin genannt Georg Michael Weidner, Fuhrknechts Witwe
1835: Der Schreiner Johann Friedrich Bauer erwirbt die Hälfte des Hauses (der ganze Keller, der halbe Tennen, das gemeinschaftliche Secret, der ganze zweite Stock, der ganze Dachboden) vor der Ehe von den Erben der Anna Maria Weidner (19/834, S. 1; KB 1835, Bl. 347).
1844: Der Schneider Lorenz Wieland erwirbt den Hausanteil des Johann Friedrich Bauer (der ganze Keller, der halbe Tennen, das gemeinschaftliche Secret, der ganze zweite Stock, der ganze Dachboden) (KB, Bl. 94b)
1860: Der Hausanteil des Schneiders Lorenz Wieland (der ganze Keller, der halbe Tennen, das gemeinschaftliche Secret, der ganze zweite Stock, der ganze Dachboden) wird an die Hospitalverwaltung verkauft (GB 12, S. 408; KB S. 5b)
1871/72: Der Kübler David Bauer erwirbt die Hälfte des Hauses (der ganze 2. Stock, der ganze Dachboden, der halbe Hauseingang, der ganze Keller, die halbe Tenne, der gemeinschaftliche Abtritt) von der Armenverwaltung (KB 19, S. 546)
1875: David Bauer verkauft seine Haushälfte (der ganze 2. Stock, der ganze Dachboden, der halbe Hauseingang, der ganze Keller, die halbe Tenne, der gemeinschaftliche Abtritt) an den Mesner Wilhelm Rückert (GB 11, 202; KB 22, S. 382)
1878: Der Schneider Johann Georg Weidt erwirbt einen Hausanteil (Stube, Stubenkammer, Küche und leerer Raum im unteren Stock, die Hälfte am Hausöhrn, eine Stallung, in der der andere Hausbesitzer einen Schweinestall einrichten darf, das gemeinschaftliche Sekret, ein kleiner Keller mit besonderem Eingang, ferner der Anbau Nr. 569a mit einer Wohnung, die früher Seifensiederei und Waschhaus war) aus der Nachlassmasse des Seifensieders Johann Friedrich Lauth (19/843, S. 9).
1879: Die Haushälfte des Mesners Wilhelm Rückert (der ganze 2. Stock, der ganze Dachboden, der halbe Hauseingang, der ganze Keller, die halbe Tenne, der gemeinschaftliche Abtritt) wechselt erneut den Besitzer und geht an die Ehefrau des Leonhard Bühler (19/843, S. 203; KB 26, S. 75)
1890: Der Schneider Johann Georg Weidt verkauft seinen Hausanteil (Stube, Stubenkammer, Küche und leerer Raum im unteren Stock, die Hälfte am Hausöhrn, eine Stallung, in der der andere Hausbesitzer einen Schweinestall einrichten darf, das gemeinschaftliche Sekret, ein kleiner Keller mit besonderem Eingang, ferner der Anbau Nr. 569a mit einer Wohnung, die früher Seifensiederei und Waschhaus war) an den Sägknecht Friedrich Jakob Daun (19/834, S. 399; KB 37, S. 146).
1897: Der Hauseinteil des Friedrich Jakob Daun (Stube, Stubenkammer, Küche und leerer Raum im unteren Stock, die Hälfte am Hausöhrn, eine Stallung, in der der andere Hausbesitzer einen Schweinestall einrichten darf, das gemeinschaftliche Sekret, ein kleiner Keller mit besonderem Eingang, ferner der Anbau Nr. 569a mit einer Wohnung, die früher Seifensiederei und Waschhaus war) kommt an Friedrich Erhardt, Bierbrauer zum Löwen (19/842, S. 558; KB 44, S. 304)
1898: Nach dem Tod der Ehefrau des Leonhard Bühler fällt deren Haushälfte (der ganze 2. Stock, der ganze Dachboden, der halbe Hauseingang, der ganze Keller, die halbe Tenne, der gemeinschaftliche Abtritt) als "Allein Eigenthum" an den Witwer (19/843, S. 203).
1898: Leonhard Bühler verkauft die ihm von seiner Witwe zugefallene Haushälfte (der ganze 2. Stock, der ganze Dachboden, der halbe Hauseingang, der ganze Keller, die halbe Tenne, der gemeinschaftliche Abtritt) an Friedrich Erhardt, Bierbrauer zum Löwen, der damit Besitzer des gesamten Hauses ist (19/842, S. 559; KB 45, S. 144)
Am 16. Juli 1900 in das Grundbuch umgeschrieben.
Haustafel
Bevor die Gewerbeansiedlungen des 19. Jahrhunderts die Bebauung verdichteten, befanden sich in der Vorstadt große Gartenflächen. Betuchte Haller Bürger leisteten sich im Spätmittelalter so ein Haus wie dieses ganz allein zum sommerlichen Vergnügen mit seinem Erker als überdachten Freisitz mit großen Fensteröffnungen.
Befunde aus Bauforschung
Holzteile aus dem 15. Jahrhundert, dendrochronologisch datiert auf 1481/1482. (StadtA Schwäb. Hall BF 72)
Holzteile aus dem 15. Jahrhundert, dendrochronologisch datiert auf 1499/1500, Nebengebäude. (StadtA Schwäb. Hall BF 72)
Keller (StadtA Schwäb. Hall BF 285)
Dendrochronologisch datiert: Hauptbau Gerüst auf 1481/82; Nebenbau Pultdach, Erkerturm auf 1499/1500. (BG Lohrum/Bleyer)
1998 wurde in der Nähe des Gebäudes eine in den anstehenden Hangschutt eingetiefte Grube aufgedeckt. Datierendes Fundmaterial konnte nicht geborgen werden. Die Funktion (Keller?) muss unklar bleiben. Vgl. Datenbank Bauforschung Baden-Württemberg (Kirchgasse 7).
Beschreibungen
historische Beschreibungen
1684 (Inventur des Johann Heinrich Seitz): "Eine Behaußung am Gänßeberge, sambt einem darhinder gelegenen Baum- und Graßgarten, neben Herrn Siegmund Eichhorns Garten und seiner selbst aignen Behaußung [= Mauerstraße 14] gelegen, unden an das Brüder Gäßle stoßend, giebt jährl. an Löbl. Cathrin Pflege Zehend Gelt 7½ ß, ist sonsten gantz gültfrey. Wirdt taxirt pro 300 fl."
1717/18 (Unterpfandsbuch): "Eine Behaußung, Scheuer und Gartten, taxirt pro 500 fl.Erkaufft vom Vatter pro 300 fl. Gültet in S. Cath. Pfleeg 7½ ß" [überschrieben, ursprünglich 1 ß?]
1729 (Inventur des Johann Christoph Seitz): "Eine Behaußung sambt daran liegenden Baum- und Graßgardten am Gänßberg jenseits Kochers, oben an Herrn Johann Sigmund Eichhorns, des Inneren Rats und Sct. Catharein-Pfleegers, wie auch Haubtmann des Gemeinen Haals und Beetherrns Gardten, und des Schuhmachers Johann Friderich Fischers Behaußung gelegen, so jährlich in die löbl. Sct. Catharein-Pfleeg mit 12 ß gülttbar, laut 2er pergamentiner Brieff de anno 1561 und de dato 12. Decembris ao. 1608, welche Behaußung bey löbl.r Beet Stuben pro 500 fl taxirt, bey der Theilung aber angeschlagen worden ist um 600 fl.
1827: Wohnhaus mit 5,2 Ruten, 2 Anbau zur Oekonomie 5,7 Ruten, insgesamt 10,9 Ruten Im Pfarrgässle
Einträge in den Denkmallisten
Kirchgasse 1 (Flst.Nr. 0-343/1). Wohnhaus, 1499/ 1500 (d). § 2. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)
Besonderheiten
Veröffentlichung:
Albrecht Bedal/Christian Bendl, Mittelalterliche Wohnhäuser in Schwäbisch Hall. Struktur, Voruntersuchung und Sanierung von Brüdergasse 5 und Kirchgasse 1. Künzelsau 2001. Mit vielen Abbildungen.
Verformungsgerechte Bauaufnahme im Maßstab 1:25 durch Hansjörg Stein, Originalpläne bei Hochbauabteilung der Stadt Schwäbisch Hall.
Quellen
Archivalien:
- StadtA Schwäb. Hall 4/1544 (Unterpfandsbuch Vorstädte), Bl. 478
- StadtA Schwäb. Hall 4/1545 (Häuserbuch 1712), S. 177
- StadtA Schwäb. Hall 4/1547 (Häuserbuch 1767), S. 157
- StadtA Schwäb. Hall 4/1547a (Häuserbuch 1782), S. 283
- StadtA Schwäb. Hall 14/1288 (Inventur des Hans Heinrich Seitz, 1684)
- StadtA Schwäb. Hall 14/2091 (Inventur des Johann Christoph Seitz, 1729)
- StadtA Schwäb. Hall 19/832 (Güterbuch 7), S. 142
- StadtA Schwäb. Hall 19/834 (Güterbuch 9), S. 1; S. 399
- StadtA Schwäb. Hall 19/836 (Güterbuch 11), S. 202; S. 273
- StadtA Schwäb. Hall 19/837 (Güterbuch 12), S. 408
- StadtA Schwäb. Hall 19/842 (Güterbuch 17), S. 559
- StadtA Schwäb. Hall 19/843 (Güterbuch 18), S. 10; 203