Gebäudeverzeichnis

Im Lindach 8 - Kino "Gloria", frühere "Herrensägmühle" und Schraubenfabrik Spengler & Rasmussen

Adresse: Im Lindach 8
Primärkatasternummer: 836
Besitzer: 1827
Rimanoczy, Carl, Hofgutsinhaber


Besitzerliste

1492: "Maister Peter Lokorn" zahlt von der Sägmühle 32 Pfund Heller, 7 Schilling und 2 Heller an den Rat. Der Zimmermann Peter Lackorn (Laccorn) ist von 1476 bis 1521 in den Steuerlisten nachweisbar und war demzufolge zumindest ab 1492 Inhaber der Sägmühle.

 

1493 verkaufte der Rat der Reichsstadt die Sägmühle beim Werkhaus, bei der Ziegelhütte und bei der Pulvermühle an Peter Lokorn (StadtA Schwäb. Hall 4/651 und 10/164).

 

1523-1529: Die Witwe des Peter Lackorn d.Ä. betreibt laut Beetlisten (Bürgersteuerlisten) die Sägmühle weiter.

1529-1553: Peter Lockhorn d.J. in den Beetlisten als Sägmüller vor dem Riedener Tor genannt

1612 bis 1617 prozessierte der Sägmüller Peter Laccorn gegen die Haalmeister wegen der Beschädigung des Haals durch weggeschwemmte Sägblöcke. (StadtA Schwäb. Hall 10/164)

 

1769 scheint die Sägmühle im Lindach neu gebaut worden zu sein (StadtA Schwäb. Hall 5/1876)

 

1827 (Primärkataster): als Besitzer genannt: Carl Rimanoczy, Hofgutsinhaber

1950: Die Stadt lehnt einen Kauf des Grundstücks ab.

1953: Die Firma Spengler & Rasmussen verkauft das Trümmergrundstück an den Kinobesitzer Fritz Köhnlein, der dort das Kino "Gloria" erbauen lässt.

In den Adressbüchern genannte Besitzer und Bewohner

1886: als Besitzer genannt: Wilhelm Jäkle, Herrensägmühle (Anschrift: "Lindach 836")
Mieter/Mitbewohner: Friedrich Welz, Säger

1890: als Besitzer genannt: Wilhelm Jäkle, Herrensägmühle
Mieter/Mitbewohner: Friedrich Welz, Säger

1894: als Besitzer genannt: Wilhelm Jäkle, Herrensägmühle
Mieter/Mitbewohner: Julius Kronmüller, Säger

1901: als Besitzer genannt: Wilhelm Jäkle, Sägmühlenbesitzer (neue Anschrift "Kochergasse 8")
Mieter/Mitbewohner: Julius Cronmüller, Vorarbeiter

1906: als Besitzer genannt: Wilhelm Jäkle in Nürnberg
Mieter/Mitbewohner: Friedrich Gutbrod, Kaufmann, Geschäftsführer und Prokurist der Firma Wilh. Jäkle; Marie Jäkle, Witwe; Julius Cronmüller, Obersäger

1910: als Besitzer genannt: Otto Rümelin, Sägwerksbesitzer
Mieter/Mitbewohner: Hermann Friedmann, Obersäger

1920: als Besitzer genannt: Ernst Ehmann, Fabrikant
Mieter/Mitbewohner: -

1928: als Besitzer genannt: Ernst Ehmann, Fabrikant
Mieter/Mitbewohner: -

1932: als Besitzer genannt: Spengler & Rasmussen, Fassondreherei und Schraubenfabrik
Mieter/Mitbewohner: Friedrich Rasmussen, Fabrikant; Otto Spengler, Fabrikant

1938: [Besitzer:] Spengler & Rasmussen, Fassondreherei und Schraubenfabrik (neue Anschrift: "Im Lindach 8")
Mieter/Mitbewohner: Friedrich Rasmussen, Fabrikant; Anna Spengler, Fabrikanten Witwe; Wilhelm Bartenbach, techn. Angestellter

1956: [Besitzer:] Gloria-Filmtheater, Inh. Fritz Köhnlein
Mieter/Mitbewohner: Heinz Herrmann, Elektromechaniker; Helmut Peikert, Fernmeldebauhandwerker; Ruth Peikert, Schreibgehilfin; Jakob Ulrich, Mehlkaufmann; Rosina Ulrich, Hausfrau

Befunde aus Bauakten

Anm.: Bauakten sind offensichtlich unvollständig.

1901-1909: Zwischen 1901 und 1909 findet ein in den Bauakten nicht dokumentierter Neubau bzw. eine wesentliche Erweiterung des Gebäudes statt (vgl. die beiden Grundrisse von 1901 und 1909).

1939: Die Firma Spengler & Rasmussen muss auf Verlangen der Stadt einen Motorenraumanbau durch Aufsetzen eines Ziegeldachs verbessern.

1941: Die Stadt führt mit Spengler & Rasmussen Gespräche über eine Verlagerung der Fabrik in die Kreuzäckersiedlung.

1945: Durch den US-amerikanischen Luftangriff vom 23. Februar 1945 total zerstört.

1946: Die Firma Spengler & Rasmussen reicht Pläne für den Wiederaufbau des Fabrikgebäudes ein. Das Hochbauamt befürwortete das Vorhaben: "Das geplante Bauvorhaben gibt dem Gesamtbild des Lindachs einen würdigen Abschluss gegen den Kocher". Kritik kommt vom Landesdenkmalamt und von Dr. Eduard Krüger, da die Baumasse den Blick auf den Unterwöhrd und die Altstadt versperre. Schließlich einigt man sich darauf, das Gebäude zweistöckig und etwas nach Osten verschoben zu errichten. Die Pläne werden jedoch - wahrscheinlich wegen des Mangels an Baumaterialien - nicht umgesetzt.

1953: Fritz Köhnlein lässt auf dem von ihm erworbenen Grundstück das Kino "Gloria" bauen. Hierbei wird auch der frühere Mühlkanal. mit dem das Recht zum Betrieb einer Turbine verbunden ist., in Form einer unter dem Haus durchführenden Röhre erneuert.

1954: Ein den Eingangsbereich des Kinos erweiternder Anbau wird erstellt.

1955: Der Anschluss an das städtische Dolennetz erfolgt.

1956: Anbringung eines 1,75 x 0,60 m großen Werbeschilds für das Kino "Gloria".

1957: Einbau einer Wohnung im Dachgeschoss.

1962: Das bislang auf 333 Zuschauer zugelassene Kino "Gloria" wird auf 355 Zuschauer zugelassen.

1963: Umstellung der Warmluftheizung auf Ölfeuerung.

1966: Einbau einer ölgefeuerten Zentralheizung.

1979: Umbau des Kinos "Gloria".

1978: Umbau und Erweiterung des Hauses, bei dem im OG 1 und OG 2 zwei Wohnungen eingerichtet bzw. erweitert werden.

1987: Einbau eines zweiten Kinoraums. mit 50 Plätzen, wofür der bisherige Kinoraum verkleinert wird und noch 185 Plätze aufweist.

Beschreibungen

1827: Sägmühle mit 17,6 Ruten, Mischhaus 3,2, Magazin 7,3 Ruten, samt ganz besonders ...36 Ruten, insgesamt 1/8 Morgen 16,1 Ruten Im Lindach

Besonderheiten

Streit zwischen Siedern und Sägmüllerin, 1529

Vor den Rat wird am Mittwoch nach Martini 1529 ein Streit zwischen den Siedern und der "Loekornin", der Inhaberin der "Segmulen vorm Underwerdt", gebracht. Der Rat hat den Siedern unter Berufung auf das ihm zustehende Vorgeld auf der Mühle bei einem früheren Termin zugestanden, "dieselben Segmulen hinwegk zu thon", die Sieder verzichten jedoch darauf. Deshalb verordnet der Rat, dass die Sieder das Ufer, die "Loekornin" hingegen ihre Dole (wohl den Mühlkanal) zu unterhalten habe und dem jeweils anderen kein Schaden oder Mangel zugefügt werden dürfe.

Der Luftangriff vom 23. Februar 1945


Beim US-amerikanischen Luftangriff auf den Bahnhof vom 23. Februar 1945 erhielt das Gebäude mindestens einen direkten Volltreffer einer Fliegerbombe und wurde total zerstört. Hierbei starben fünf Menschen: Margarethe Bartenbach mit ihrem Kind Ingo Bartenbach, Anna Rasmussen, Johann Hofmann und Therese Schröteler.

Quellen

Archivalien:

  • Stadtarchiv SHA 4/a12 Nr. 271 (Steuerrechnung auf Conv. Pauli 1492), Rubr. "Ains Gemains"; 4/206 (Ratsprotokoll 1502-1569), Bl. 178R (Streit um Sägmühle 1529); H03/1322-1323, 1325, 1327 (Bretterrechnungen Hospital 1601-1612);
  • Baurechtsamt SHA, Bauakten Im Lindach 8 und 10

Literatur:

  • Michael S. Koziol: Der amerikanische Luftangriff am 23. Februar 1945 auf Schwäbisch Hall, in Württembergisch Franken 64 (1980), S. 211-232; Gerd Wunder, Georg Lenckner (Bearb.): Die Bürgerschaft der Reichsstadt Hall von 1395-1600 (Württ. Geschichtsquellen; Bd. 25), Stuttgart 1956, Nrn. 5182 (Peter Lackorn d.Ä.) 5184 (Peter Lockhorn jun.)