Gebäudeverzeichnis
Im Lindach 12 bis 12/3 - ehem. Ziegelei, dann Garage Ost
Primärkatasternummer: 843a
Besitzer: 1827
Gaier, Wilhelm, Zieglers Witwe
Besitzerliste
1346 werden Wege nach der Ziegelhütte jenseits Kochens erwähnt (Pietsch U 213).
1357 verkaufen der Stadtadlige Ulrich Schultheiß und seine Frau Sanne das Erbe an ihrem "Ziegelwerk" jenseits Kochens "gegen dem Lindeich" mit Klinge und Acker, die Steine und Erde liefern, sowie einem Weg rings um das Ziegelhaus zur Verladung von Ziegeln und Kalk bzw. zur Stapelung von Holz an den Ziegler Konrad Kiderer. Die Verkäufer sollen Kalk und Ziegel billiger bekommen als andere Kunden. (Ulshöfer U 104)
1399 verkaufen Sitz Egen und seine Frau Adelheit Kiderer ihren Anteil an der Ziegelhütte und dem Kalkofen samt Zubehör an Adelheids Bruder Hans Kiderer. (Pietsch U 1084)
1434 klagte Hans Kiderer gegen Hans Rottermunt: Dieser behindere die Entnahme von Lehm aus seinem Acker, was aber urkundlich gesichert Kiderer zustehe. Kiderer bekam Recht und Rottermunt musste den Freien Zugang zu den Lehmgruben gewährleisten. (Ulshöfer U 569)
1458 erhielt Syferlin Frys genannt Kiderer, Sohn des Abenlin Frys, die Ziegelhütte samt dem neuen Haus dabei gegenüber dem Werkhaus der Stadt aus dem Nachlass seines Vaters. (Ulshöfer U 773) Im gleichen Jahr erwarb Syferlin auch eine Scheuer auf einem Grundstück hinter seiner Ziegelhütte. (Ulshöfer U 774)
1462 verkaufte Elsbeth Durbrecht, die Witwe des Peter Vogelmann, das Recht, verbilligt Kalk und Ziegel aus der Ziegelhütte des Siferlin Frieß zu beziehen, an die Pfleger der Pfarrkirche zu St. Michael. (Ulshöfer U 813; Pietsch U 2418)
1473: Bei einer Beschreibung des Zehnten der Kirche St. Katharina wird "Seitz Kydrers Ziegelhütte" erwähnt. Sie liegt am Bach, der aus dem "Weydengraben" fließt (Pietsch U 2734).
1483 verkaufte Seiferlin Fries genannt Kiderer seine Ziegelhütte samt Haus und Scheune an das Spital. (StadtA Schwäb. Hall H01/672; s.a. H01/673)
1486 belehnte das Spital Christoffel Ziegler mit seiner Ziegelhütte vor dem Lullentor gegenüber dem Werkhaus der Stadt. Mitverliehen wurde das Recht, Erde und Steine auf den benachbarten Äckern zu graben. Der neue Ziegler sollte alle rechte haben wie sie auch Seyfferlin Kiderer und nach ihm Hans Ott, Ziegler von Dinkelsbühl, innegehabt haben. Das Spital erhielt das Recht, verbilligt Kalk und Ziegel zu beziehen. (StadtA Schwäb. Hall H01/712 und H01/713)
1504 verkaufte Christoffel Ziegler seine Ziegelhütte an Nicodemus Bechtlin (StadtA Schwäb. Hall 17/510)
1518 trennten sich die Erben des Nicodemus Bechtlin zugunsten von Jörg Ziegler aus Großen Aurach von ihrer Zigelhütte. (StadtA Schwäb. Hall 17/587)
Von 1550 ist eine Jahresrechnung der Ziegelhütte erhalten (StadtA Schwäb. Hall H03/3896)
1827: Gaier, Wilhelm, Zieglers Witwe
1933: Der Kaufmann Robert Ost erwirbt die "frühere Dörzbach'sche bzw. Ehmann'sche Ziegelhütte" von der Gewerbebank, um an ihrer Stelle ein Wohnhaus mit beheizbaren Garagen erstellen zu lassen. Zusätzlich erwirbt er von Andreas Frey und dessen Ehefrau Margarethe geb. Klenk einen ca. 6 ar großen Teil ihres Grundstücks im Lindach.
1969: Die Firma Ruoff & Sohn bzw. "Aruso-Plast" nimmt die Herstelliung von Kunststofferzeugnissen in den von ihr angemieteten Gebäuden Am Lindach 12 auf.
1972: Die Firma "Aruso-Plast" zieht in neue Betriebsräume in der Stadtheide.
Befunde aus Bauakten
1867: Der Ziegler Gottlieb Störzbach baut in seiner Ziegelei einen neuen Kalk- und Ziegelofen ein.
1907: Störzbach errichtet gegenüber der Ziegelei und unterhalb des Stadttheaters (Schafstall) einen 12 x 3,5 m großen, offenen Schuppen, der für die Lagerung von angefahrenen Kalksteinen für die Kalkbrennerei dienen soll.
1907: Hinter dem Ziegeleigebäude entsteht ein 3,70 x 2,50 großes, einstöckiges Motorenhäuschen zwecks Aufstellung eines Benzinmotors,
1933/34: Der Kaufmann Robert Ost lässt die von ihm erworbene ehemalige Ziegelei abbrechen.
1934: Der Kaufmann Robert Ost lässt an Stelle des abgebrochenen Hauses "Kochergasse 12" (ehem. Ziegelei) ein 8 m breites und 16,92 m langes, zweistöckiges Wohnhaus mit Garagen im EG und Wohnung im Dachstock erstellen. Als Anbau im Osten entsteht eine 12 m lange und 6,53 m breite, einstöckige Waschhalle für Autos. Die Bauarbeiten sind bis Sommer 1934 im wesentlichen abgeschlossen; wegen wesentlicher Abweichungen von den eingereichten Plänen muss der Bau erneut genehmigt werden.
1937: Der Kanalisationsbeitrag für das Gebäude wird auf 477,88 RM festgelegt.
1938: Auf dem Grundstück entsteht eine Tankanlage der "Deutsch-Amerikanischen Petroleumgesellschaft", die auf Verlangen des Gemeinderats in den Hofraum verlegt wird.
1945: Das Wohnhaus Nr. 12 wird durch den US-amerikanischen Luftangriff auf den Bahnhof am 23. Februar 1945 schwer beschädigt, ein Nebengebäude und eine Auto-Garage werden total zerstört.
1945: Robert Ost beantragt bereits im Juni 1945 die Genehmigung einer Aufstockung des Garagengebäudes (12a) um ein Stockwerk mit zwei getrennten Wohnungen und einem teilweise ausgebauten Dachstock. Als Baumaterial sollen verwertbare Teile aus kriegszerstörten Gebäuden verwendet werden. Im September 1945 beschwert er sich, dass er seit Monaten mit ein bis zwei Hilfskräften am Wiederaufbau der Gebäude arbeite, seine Geldmittel gingen nun zu Ende (StadtA SHA 55/3, S. 2).
1947: Robert Ost will das 1945 zerstörte Nebengebäude seines Wohnhauses Nr. 12 (zwischen dem Haus und dem Nachbarhaus Nr. 11) als zweistöckiges Wohngebäude wieder aufbauen. Der Antrag muss jedoch wegen des Mangels an Baumaterial zurückgestellt werden und kommt nicht zur Ausführung.
1950: Die Kriegsschäden am zu 25% zerstörten Hauptgebäude werden durch das Bürgermeisteramt auf 20.788 DM beziffert.
1950: An der Rückseite des Grundstücks entsteht ein langgestreckter Garagenbau mit 22 m Länge und 4,45 m Breite, weiterhin ein zwischen der Garage und dem Wohnhaus Nr. 12 stehender, überdachter Trockenplatz, der 3,25 m breit und 6,71 m lang ist.
1951: Robert Ost lässt die 1945 zerstörte, an das Wohnhaus Nr. 12 angrenzende, 6,28 m breite und 12,30 m lange Waschhalle wieder aufbauen. Gleichzeitig werden an der Rückseite des Wohnhauses ein Büroanbau und ein Wintergarten ergänzt. Das Bauvorhaben ist bis Ende 1952 abgeschlossen.
1951: Robert Ost lässt - wie bereits 1947 geplant - südwestlich an das Wohngebäude Nr. 12 ein dreistöckiges Wohnhaus mit 7 m Breite und 10 m Länge anbauen. Abweichend von den ursprünglichen Plänen erfolgt eine teilweise Unterkellerung, die mit dem Vorhandensein von zu beseitigenden Kriegstrümmern begründet wird. Im Zusammenhang mit dem Bau findet ein Grundstücksaustausch mit dem Nachbarn Dr. Fritz Laux statt.
1956 :Einrichtung einer Arztpraxis im EG des Wohnhauses.
1970: Das Baurechtsamt verlangt von der seit 1969 in den Gebäuden befindlichen Unternehmen "Aruso-Plast" (Ruoff & Sohn) eine Verlagerung der Produktionsstätte; es liegen mehrere Beschwerden von Nachbarn wegen Lärmbelästigung vor.
1973: An das Garagengebäude 12a wird ein 8 m langer und 2,78 m breiter Anbau erstellt.
1996: Abbruch des gesamten Baukomplexes zwecks Errichtung mehrerer Mehrfamilienhäuser (12, 12/1-12/3) auf dem Grundstück.
Beschreibungen
1827: Ziegelhütte mit 1/8 Morgen und 3,1 Ruten, Oek. Anbau 16,1 Ruten, Hof 21,9 Ruten, insgesamt 2/8 Morgen 19,6 Ruten Im Lindach
Besonderheiten
Bei der Beschädigung und teilweisen Zerstörung dieses Anwesens durch den US-amerikanischen Luftangriff auf den Bahnhof vom 23. Februar 1945 wurde Emma Ost, die Ehefrau des Besitzers Robert Ost, schwer verletzt. Sie starb in der Diakonissenanstalt an ihren Verletzungen.
Quellen
Archivalien:
- Stadtarchiv SHA 55/3 (Gemeinderatsprot. 1945/46), S. 2
- Baurechtsamt SHA, Bauakten Im Lindach 11 u. 12
Literatur:
- Michael S. Koziol: Der amerikanische Luftangriff am 23. Februar 1945 auf Schwäbisch Hall, in Württembergisch Franken 64 (1980), S. 211-232