Haller Häuserlexikon – Primärkataster-Nr.
Untere Herrngasse 10 - Keckenburg
Primärkatasternummer: 166
Besitzer: 1827
Bonhöfer, Dr. Johann Friedrich Erben
Besitzerliste
1395/1403: Heintz Kecke
1396/1425: Heinrich Kecke, Richter
1430/1459: Conrat Keck, Beetherr und Richter
1470/1501: Contz Keck, Richter
1501/1547: Die Kinder des Contz Keck:
Werner Keck, Ratsherr und Beetherr, bis 1513
Margret Keck bis 1517
Ludwig Keck bis 1545
Katharina Keck bis 1547
1547: Anthon Feyerabend
1588: Johann Christof Adler, Ratsherr; Kaufpreis 820 fl.
1597: Dr. med. Georg Winckler, Stadtarzt und Astrolog; Kaufpreis 920 fl.
bis 1623 im Besitz seiner 3. Frau Catharina geb. Arnolt
1623: David Zweifel, Ratsherr; Kaufpreis 2 400 fl.
Um 1650: Paul Mecholdt, Kontributionsdeputierter für das hällische Land
1651/1653: Paul Mecholds Witwe Maria Gertraut, geb. Spainkuch
1654/ 1660: Andreas Eckardt, früher Landrichter und Pfleger im Land ob der Enns, verh. mit Mechtholds Witwe Maria Gertraut geb. Spainkuch
1661/1665: Andreas Eckardts Witwe Maria Gertraut
1666/1718: Andreas Tym, Stadtarzt, verh. mit Eckardts Witwe Maria Gertraut
darnach seine Tochter
1722: Wolfgang Caspar Sanwald, Ratsherr, Steuerherr, kauft den Turm um 475 fl.
Danach seine Witwe
1799: Anna Maria Rosina Bonhöffer geb. Hufnagel, Dr. Johann Friedrich Bonhöffers Ehefrau, erbt das Sanwaldische Wohnhaus und den Turm um den Anschlag von 1.200 fl.
1837: Nach dem Tod der Anna Maria Rosina Bonhöffer geb. Hufnagel, der Witwe des bereits 1809 verstorbenen Dr. Johann Friedrich Bonhöffer, fällt die Keckenburg offenbar zunächst als ungeteiltes Erbe an ihre Kinder (Inventur nicht erhalten).
1842: Das Haus gehört noch Dr. Johann Friedrich Bonhöfers Erben
1857: Nach dem Tod der Rosine Honold geb. Bonhöffer, einer Tochter von Dr. Johann Friedrich Bonhöffer und Anna Maria Rosina Bonhöffer, die offenbar zuletzt alleinige Besitzerin des Keckenturms war, fällt dieser als Erbe an ihre Kinder.
1858: Die Erben des Oberamtspflegers Honold verkaufen den Keckenturm mit Nebengebäuden und Hofraum am 25. August 1858 für 4.500 Gulden an den Bäcker Johann Georg Schumm. Dieser bezahlt 500 Gulden in bar und verzinst das restliche Kapital mit 4%.
Um 1875/ 1878: (Höhere Mädchenschule zur Miete)
1881: Nach dem Tod des Johann Georg Schumm, früher Bäcker und Wirt zur Rose, fällt das Eigentum am Keckenturm und seinen Nebengebäuden an seine Witwe (Anteil von 5/6) und seine Tochter Pauline Steinmann geb. Schumm (Anteil von 1/6).
1886: Nach dem Tod der Katharine Schumm geb. Gysin, Witwe des Johann Georg Schumm, fällt deren Anteil von 5/6 am Keckenturm und seinen Nebengebäuden an die Kinder der bereits verstorbenen Tochter Pauline Steinmann geb. Schumm: Emilie (volljährig), Anna (*1867), Elise (*1870), Fritz (*1872) und Marie (*1876).
1923: Das Hospital zum Heiligen Geist erwirbt das Anwensen von den "Erben Schumm" (Witwe Steinmann)
1933: Vorgeschichtliche Schausammlung des Historischen Vereins für Württembergisch Franken.
1939: Eröffnung einer vom Volksbildungswerk der „Deutschen Arbeitsfront“ betriebenen „Volksbücherei“ am 5. April 1939 (bis 1945, Vorläufer der Stadtbibliothek).
1955: Gesamtmuseum des Historischen Vereins für Württembergisch Franken („Keckenburgmuseum“)
Haustafel
Im Mittelalter war die “Keckenburg” Wohnhaus, Adelssitz und Befestigung zugleich. Um 1240 entstanden, erhielt sie 1515 ihren Fachwerkaufsatz. Noch heute tragen im Innern die ersten Hölzer aus dem 13. Jahrhundert die Geschossdecken. Die Keckenburg, nach der früher dort wohnenden Haller Familie „Keck“ benannt, beherbergt jetzt Teile des Hällisch-Fränkischen Museums.
Befunde aus Bauforschung
Holzteile siehe Keckenburg (StadtA Schwäb. Hall BF 749)
Dendrochronologisch datiert: Deckenbalken über EG auf 1238-41; Stützeneinbau EG um 1281; Stützeneinbau 1. OG 1278 +-10; Fachwerkaufsatz auf 1507/08. (BF Lohrum/Bleyer)
Beschreibungen
historische Beschreibungen
1827: Wohnhaus mit 18,7 Ruten, Waschküche 3,4 und Hof 7,1 Ruten Grundfläche
1858 (Kaufbuch):
"Nr. 166 19,7 R· ein hohes ganz steinernes Wohnhaus in der unteren Herrn Gaße, der sogenannte Kekenthurn mit gewelbten Kellern.
166A 3,4 R. Eine einstokige Wohnküche an den Thurn anstoßend. Diese trennt mit der längern Seite den Hofraum des Nachbarhauses von dem eigenen.
7,1 R. mit Sandsteinplatten belegten Hof, welcher mit dem Portal gegen die Straße, den Vor Plaz zu diesem Hause bildet.
15,0 [R.] Ein Wohnhaus welches mit vorbeschriebenem Thurngebäude zusammen hängt; oben in der Herrn Gaß, unten in der Bettlers Umkehr.
3,2 R. Ein Anbau gegen die untere Herrngaße .
2,4 R. Hofraum mit Portal gegen die Herrngaße.
4,8 R. gepflasterter und ummauerter Hofraum gegen die Bettlersumkehr."
Einträge in den Denkmallisten
Untere Herrngasse 8/10:Keckenburg. Mittelalterliches Steinhaus, gotisches Gewände, Fachwerkaufsatz, rückwärtig Verblattungen mit Schwertung, 15. Jh. Anbau verputzter Fachwerkbau mit Mansarddach, zwei Rokokotürgewände, Fensterkörbe, 18. Jh. Eingetragen in das Landesverzeichnis der Baudenkmale in Württemberg seit 08. Oktober 1925. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 391)
Untere Herrngasse 8, 10, 12 (Flst.Nr. 0-92/4, 0-92/5, 0-92/6). Keckenburg (Nr. 8, 10; § 28): Mittelalterliches Steinhaus, gotisches Gewände, Fachwerkaufsatz, rückwärtig Verblattungen mit Schwertung, 15. Jahrhundert. Anbau verputzter Fachwerkbau, Mansarddach, zwei Rokokotürgewände, Fensterkörbe, 18. Jahrhundert. Deckenbalkenlagen im Steinturm 1238-1241 (d), Unterzug mit Mittelstützen 1281 (d), Aufstockung Fachwerk 1508 (d). Fachwerkbau (Nr. 12, § 28 - heute Museum), zum Teil verputzt, Giebel Zierfachwerk, um 1600. Rautenförmig aufgedoppeltes Türblatt, originale Beschläge, steinernes Türgewände, bez. 1730. (Sachgesamtheit) § 28 (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)
Besonderheiten
Vorfahren von Dietrich Bonhoeffer
Dr. Johann Friedrich Bonhöffer (1754-1809) und seine Frau Anna Maria Rosina geb. Hufnagel (1756-1837), Besitzer des Keckenturms zwischen 1799 und 1837, sind direkte Vorfahren des Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer (1907-1945).
Angebliche Geistererscheinung in der Keckenburg
In einem Feldpostbrief vom 30. August 1917 beschreibt der bald darauf im Ersten Weltkrieg gefallene Wilhelm Glasbrenner, der als Schüler bei Frau Krayl in der Keckenburg gewohnt hat, mysteriöse nächtliche Klopfgeräusche. Demzufolge hätten die Klopfgeräusche am 6. Mai 1916 genau um 23 Uhr begonnen und um 24 Uhr aufgehört. Die Schüler und ihre Vermieterin suchten vergeblich nach der Herkunft des Geräuschs. Dasselbe Phänomen sei in insgesamt neun Nächten im Mai 1916 aufgetreten, zuletzt habe es einen einzelnen, sehr starken Schlag gegeben. Glasbrenner schließt: "Die sonderbaren Vorgänge in der Keckenburg im Mai des vergangenen Kriegsjahres kann ich mir heute so wenig wie damals erklären. Dass die lieben Haller die Geschichte für bloßen Humbug halten, ist mir bekannt. Mir liegt nichts daran, sie zu überzeugen, und ich brauche keine Besorgnis zu haben, daß jene Dinge meinem Gedächtnis entschwinden." Bis auf diesen wörtlichen Auszug liegen zu den (angeblichen) Ereignissen nur Stichpunkte vor. (nach Exzerpt aus Brief in HV NL 5/40).
Quellen
Archivalien:
- StadtA Schwäb. Hall 18/1006 (Realteilung R. Honold geb. Bonhöffer, 1857); 19/826 (Güterbuch 1), S. 477; 19/834 (Güterbuch 9), S. 102; 19/1028 (Kaufbuch 1857-59), Bl. 195a
- StadtA Schwäb. Hall HV NL 5/40 (angebl. Spuk)
Literatur:
- Gustav Röhrich, Die Keckenburg in Schwäbisch Hall, eine mittelalterliche Stadtadelsburg, in: Wüttembergisch Franken NF 19 (1938), S.
- Albrecht Bedal, Die Keckenburg in Schwäbisch Hall wird 750 Jahre alt, in: Württembergisch Franken 75 (1991), S. 57-74 mit Abbildungen