Haller Häuserlexikon – Primärkataster-Nr.

Kirchgasse 11

Adresse: Kirchgasse 11
Primärkatasternummer: 677
Besitzer: 1827
Stutz, Christoph Jakob, Küfer


Besitzerliste

1614: Jörg Zorn und seine Gattin verkaufen "ihr Behausung jenseits Kochens samt hinterliegenden Garten" unter der Bedingung, dass der Käufer -nicht eindeutig identifizierbar, entweder Lienhard Mangold oder Hans Rüg - und der Nachbar Seiferheld die zwischen ihnen liegende Rinne "...zu erhalten schuldig, und ermelte Reizin" (= Nachbarin Kirchgasse 7) auß ihren Leden in Kauffers garten..zu schütten noch zu werfen befuegt sein sol".

1663: Vermutlich besaß zu jener Zeit Joseph Seiz, Pfarrer von St. Katharina, das Anwesen.

1667-1670: Die Eigentümerin Katharina Margareta Ritter wird wegen Verstoßes gegen das 6. Gebot (d.h. wegen Diebstahls) inhaftiert und ist somit nicht mehr geschäftsfähig. Wahrscheinlich war sie deshalb gezwungen, das Haus an den Steuerschreiber Hartmann zu verkaufen

1694: Der Ratsherr Joseph David Wibel ist neuer Eigentümer des Hauses.

1728-1734: Nach dem Tod Wibels geht das Anwesen an seine Tochter Maria Rosina und deren Gatten Johann Ehrenreich Otho. Nach dem Tod ihres Mannes ist Rosina Otho die Alleinbesitzerin.

1754: Johann Christian Kern veräußert sein Anwesen an den Hospitalpfarrer Philipp Lorenz Weiß. In Zusammenhang mit der Gültpflicht des Eigentümers für den Garten wird auf ältere Kaufbriefe von 1579 und 1614 verwiesen.

1787: Der Spitalpfarrer Weiß tritt das Wohnhaus für 1350 Gulden an Maria Susanna und Henrike Seiferheld ab.

1819: Der Küfer Christoph Jakob Stütz ist der neue Besitzer.

1850: Jakob Stütz verkauft das Haus an seinen Sohn David.

1879: Johann Andreas Stütz übernimmt das Wohnhaus mit gewölbten Keller, den Anbau sowie den Hofraum von David Stütz.

1890: Andreas Stütz wird als Besitzer genannt.

1939: Mittlerweile ist die Löwenbrauerei Fr. Erhard Besitzer des Hauses.

1990: Die Stadt Schwäbisch Hall ist Eigentümer des Anwesens.

- nach Datenbank Bauforschung Baden-Württemberg -

Haustafel

Unter den spätmittelalterlichen Häusern gegenüber der Katharinenkirche verbergen sich sehr alte Kellerräume. Schon lange vor der Ummauerung der Vorstadt um 1330 befand sich hier ein Siedlungskern. Bei Bombenangriffen auf den Bahnhof im April 1945 dienten die alten Keller als Schutzräume.

Befunde aus Bauforschung

Holzteile aus dem 14. Jahrhundert, dendrochronologisch datiert auf 1390/1391. (StadtA Schwäb. Hall BF 72)

Keller (StadtA Schwäb. Hall BF 285)

Dach dendrochronologisch datiert auf 1390/91. (BF Lohrum/Bleyer)

Befunde aus Bauakten

1903: Andreas Stütz plant die völlige Neugestaltung des ersten Obergeschosses, hierzu soll das Deckengebälk des Erdgeschosses um ca. 80 cm tiefer gelegt werden, so dass an Stelle des Erdgeschosses ein nur noch ca. 1,60 m hohes Untergeschoss entsteht.

1911: Neubau eines Kamins.

1939: Die Löwenbrauerei lässt auf de Rückseite des Gebäudes eine Außentreppe anbauen, in die Fassade zur Kirchgasse ein Tor einbrechen und im Erdgeschoss Lagerräume einrichten.

1972: Im Keller wird ein Heizöltank eingebaut.

- nach Datenbank Bauforschung Baden-Württemberg -

Beschreibungen

1827: Wohnhaus mit Oek. Anbau insgesamt 13,4 Ruten Im Pfarrgässle

Einträge in den Denkmallisten

Das zweigeschossige, giebelständige, verputzte Fachwerkwohnhaus mit zwei schwachen Vorstößen, z.T. auf Knaggen, mit hohem Satteldach und der noch ablesbaren Tenneneinfahrt im Erdgeschoss entstand wohl im 17. Jh. Das Gebäude stellt somit ein Beispiel für ein Haller Ackerbürgerhaus dieser Zeit dar. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 264).
Anmerkung: Wie die dendrochronologische Untersuchung ergeben hat, ist das Haus wesentlich älter als die Denkmalpflege in den 1980er Jahren geschätzt hat. Im Obergeschoss eine Bohlenbalkendecke sichtbar erhalten, eine andere unter Putz versteckt.

 

Kirchgasse 11 (Flst.Nr. 0-341/3). Fachwerk-Wohnhaus (Ackerbürgerhaus?), zweigeschossig, giebelständig und verputzt, 2 schwache Vorstöße, Knaggen, hohes Satteldach, zwei Bohlendecken. Wohl 17. Jahrhundert, 1391 (d). § 2. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)