Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827
Unterlimpurger Straße 13 - Zollhaus Brestenfels ("Schübelinscher Hof")
Primärkatasternummer: 74
Besitzer: 1827
Schreier, Johann Andreas David, Schultheißen Witwe; Dörrig, Conrad, Zimmermann; Wieland, Conrad, Kutscher; Hanselmann, Michael, Schneider; Kübler, Johann Jacob, Bäcker; Bürk, Johann Jacob, Taglöhner
Besitzerliste
Bis Ende des 18. Jahrhunderts bildete das Zollhaus Brestenfels mit dem Grundstück, auf dem die spätere Gastwirtschaft "Zum Höfle" errichtet wurde, eine Einheit (PKN 74-77).
26. März 1677 Christina Juditha Hitzler, Witwe, kauft die seit 1671 feil gebotene ehemalige Behausung des Marx Balthas Neu, Bürger und Forstmeister, samt 2 ¼ Morgen Weinberg dahinter und dem Baum- und Grasgarten zu Unterlimpurg. Ihre Tochter hat den Sohn Neus, Friedrich Balthas Neu, geheiratet. Der Kaufpreis beträgt 450 Gulden. Die Käuferin übernimmt Schulden in Höhe von 155 Gulden auf dem Haus. Die verbleibenden knapp 300 Gulden gehen an die sechs Erben und Erbinnen des Forstmeisters (StadtA Schwäb. Hall 4/663, fol. 68V-69R).
17. August 1692 Christina Juditha Hitzler hat ihrer Tochter, die von ihrem Mann böswillig verlassen wurde, auf ihrem zuvor besessenen sog. Neuischen Haus in Unterlimpurg versicherte 150 Gulden überlassen. Sie räumt nun ein, dass diese Tochter auf ihrem jetzigen Haus in der Gelbinger Gasse diese 150 Gulden erhalten soll. Das Neuische Haus in Unterlimpurg besitzt jetzt der junge Blinzig, der ihr noch 150 Gulden Jahrzihler schuldet (1696-1701) schuldet. Diese Jahrzihler hat sie nun zur Bestreitung ihres Lebensunterhalts in den teuren Zeiten an Herrn Johann David Virnhaber, Mitglied des Inneren Rates und Bauherr, um 64 Gulden verkauft (StadtA Schwäb. Hall 4/667, fol. 191V-192R).
1692 bot Andreas Blinzig, Wirt zu Gelbingen, an , das Haus der Christina Hitzler zu Unterlimpurg kaufen zu wollen. Christina Hitzler sollte ins Spital aufgenommen werden, wollte aber weiter mit ihrer Tochter und deren Sohn zusammenleben. (StadtA Schwäb. Hall 4/300, fol. 546R) Christina Hitzler weigerte sich, Blinzig das Haus zu verkaufen, woraufhin der Rat eingriff und das Anwesen obrigkeitlich schätzen ließ. (StadtA Schwäb. Hall 4/300, fol. 635R-636V) Wenig später war das Haus an Blinzig verkauft, aber die Hitzler zerstörte, bevor sie ausziehen musste, den Küchengarten und die Kirschen. (StadtA Schwäb. Hall 4/300, fol. 644R) Christina Hitzler verlangte schließlich noch eine Entschädigung für ihren Aufwand in Garten und Weiberg und ein weiterer Kaufinteressent (Balthas Friedrich Neu), der in den Kaufvertrag mit Blinzig eintreten wollte, aber über nicht genügend Kapital verfügte. Neu trat gegen eine Abfindung von seinen Ansprüchen zurück. (StadtA Schwäb. Hall 4/300, fol. 656V-657R)
1706 wird als Besitzer des Hauses mit dem dahinter liegenden Turm Johann Andreas Blinzig aufgeführt. Vor dem Anwesen befand sich auch ein Rohrbrunnen, der von der Gemeinde Unterlimpurg zu unterhalten war. (StadtA Schwäb. Hall 4/1734, fol. 123V-124V) Johann Andreas Blinzig war zunächst Chirurg und Stadtumgelder gewesen, hatte 1687 vom Rat die Gastwirtschaft zum "Schwanen" in Gelbingen erworben und das "Zollhaus" ca. 1692 vom Rat gekauft, nachdem er seine Gastwirtschaft an Joß Schreyer weiterverkauft hatte (StadtA Schwäb. Hall 4/667, fol. 177R-178R; 4/666, fol. 26R-27R)
1718 wurde das Haus an Johann Christoph Bielck, Uhrmacher und Kantenwirt, um 1.500 fl verkauft (16. September 1718). (StadtA Schwäb. Hall 4/1544, fol. 664V)
Weitere Besitzer im 18. Jahrhundert waren:
- die Witwe des Procurators Schübelin (nach der das Anwesen auch der "Schübelinsche Hof" genannt wurde)
- "Zecher" Hainlin (nur den Turm im Hof). Der Turm dann 1759 an Johann Caspar Hainle.
- Haalgegenschreiber Rögler
- Johann Caspar Häfele (nur Garten und Weinberg)
- Johann Peter Happold, 1784
1820 kaufte David Weidner den Turm (Kaufvertrag v. 20. September 1820) (StadtA Schwäb. Hall 4/1544, fol. 664V)
1827: Schreier, Johann Andreas David, Schultheißen Witwe; Dörrig, Conrad, Zimmermann; Wieland, Conrad, Kutscher; Hanselmann, Michael, Schneider; Kübler, Johann Jacob, Bäcker; Bürk, Johann Jacob, Taglöhner
Befunde aus Bauforschung
Holzteile aus dem 15./16. Jahrhundert, dendrochronologisch datiert auf 1448, 1546. (StadtA Schwäb. Hall BF 263)
Dach dendrochronologisch datiert auf 1448/49. (BF Lohrum/Bleyer)
Beschreibungen
1827: Wohnhaus mit 24,1 Ruten, Anbau 1,2, Holzremise 3,3, Futterst. 6,5 und 2,7 Ruten, Hof 46 Ruten Grundfläche
Ehem. Limpurgisches Zollhaus, Fachwerkaufsatz mit Vorstößen auf zwei Massivgeschossen, Verblattungen, Knaggen, bez. 1515. Eingetragen in das Landesverzeichnis der Baudenkmale in Württemberg seit 08. Oktober 1925. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 400)
Unterlimpurger Straße 13 (Flst.Nr. 0-157). Zollhaus Brestenfeld. Ehem. Limpurgisches Zollhaus, Fachwerkaufsatz mit Vorstößen auf zwei Massivgeschossen, Verblattungen, Knaggen, bez. 1515, 1449 (d). § 28 (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)
Quellen
Pläne und Ansichten vor 1827:
- StadtA SHA HV HS 74, Bl. 35 (Zeichung aus Chronik um 1600, Ausschnitt)
- StadtA SHA 4/4, Bl. 10 (Zeichung aus Chronik um 1600, Ausschnitt)
- StadtA SHA 16/0021 (Flurkarte Unterlimpurg 1703, Ausschnitt)