Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827
Obere Herrngasse 3
Primärkatasternummer: 53
Besitzer: 1827
Sandel, Eberhard Friedrich, Kaufmann
Besitzerliste
1674: Herr Johann Peter Hetzel kauft das Haus mit Höflein und Hinterhaus aus dem Nachlass der verstorbenen Mutter Magdalena Hetzel, Witwe des Ratsherrn Johann Christoph Hetzel, für insgesamt 480 Gulden (14/1104).
Identiikation nicht ganz sicher:
1717: Ihro Magnifizenz H. Johann Peter Hetzel, Stättmeister, Witwe
H. Johann David Beltz, Salzverwalter, später des Inneren und Geheimen Rats, dann seine Witwe
1767: Frau Geheime Böltzin
H. Johann Friedrich Böltz, Mitglied des Inneren Rates
1782: H. Johann Friedrich Böltz, Senator und Kastenpfleger
1807: Gerichtsassessor Wibel als Güterpfleger des verstorbenen Senators Bölz verkauft Haus und Hinterhaus am 4. April 1807 "nach 4 hierzu anberaumten Liquidations-Terminen im Aufstreich" für 1.900 Gulden an den Stadtumgelter und Goldarbeiter Christian Rupprecht.
1829: Das Haus wird von den Erben des Oberumgelters Christian Rupprecht nach Versteigerungen am 31. August und 5. Oktober 1829 am 30. Oktober 1829 für 1.860 Gulden an den Kaufmann Eberhard Sandel verkauft.Der bisherige Bewohner des Hauses, Sprengmeister (?) Zaun, darf noch bis Martini im Haus wohnen bleiben.
1863: Die Erben des Kaufmanns Eberhard Friedrich Sandel verkaufen das Haus mit allen Nebengebäuden und Grundstücken zufolge eines Vertrags vom 10. Juli 1863 für 5.600 Gulden an den Verwaltungsaktuar Karl Vogel und dessen Braut Lisette Ebert. Ein mit Werkmeister Heyd abgeschlossener Mietvertrag, in dem ein jährlicher Mietzins von 256 Gulden festgelegt ist, soll bis 11. November 1863 weiter laufen und dann ggf. neu verhandelt werden.
1874: Stadtpfleger Carl Vogel verkauft das Anwesen am 7. Juli 1874 für 11.000 Gulden an den Lehrer Nathan Hähnlein. Der Besitzübergang findet am 1. August 1874 statt. Im Kauf enthalten sind u.a. die Einrichtung des Waschhauses, "die 2 Hirschgeweih im oberen Hausöhrn" sowie die "Gaseinrichtung im Vorderhaus".
In den Adressbüchern genannte Besitzer und Bewohner
1886: als Besitzer genannt: Nathan Hähnlein, Lehrer. Anschrift: "Herrngasse (obere) 53"
Bem.: die hier genannten Mieter/Mitbewohner Jakob Gottlieb, Bäcker, Johann Karl Schmelcher, Taglöhner, und Löw Schwab, Handelsmann, lassen sich nicht eindeutig PKN 53 (Obere Herrngasse 3) oder PKN 53a (Pfarrgasse 10) zuordnen.
1890: als Besitzer genannt: Nathan Hähnlein, Lehrer. Anschrift: "Herrngasse (obere) 53"
Bem.: die hier genannten Mieter/Mitbewohner Kath. Bauer, Taglöhnerswitwe, Johann Karl Schmelcher, Taglöhner, und Löw Schwab, Viehhändler, lassen sich nicht eindeutig PKN 53 (Obere Herrngasse 3) oder PKN 53a (Pfarrgasse 10) zuordnen.
1894: als Besitzer genannt: Nathan Hähnlein, Lehrer. Anschrift: "Herrngasse (obere) 53"
Mieter/Mitbewohner: -
1901: als Besitzer genannt: Nathan Hähnlein, Lehrer. Anschrift: "Obere Herrngasse 3"
Mieter/Mitbewohner: -
1906: als Besitzer genannt: Nathan Hähnlein, Lehrer.
Mieter/Mitbewohner: -
1910: als Besitzer genannt: Nathan Hähnlein, Hauptlehrer.
Mieter/Mitbewohner: -
1920: als Besitzer genannt: Heinrich Franz, Privatier
Mieter/Mitbewohner: Wilhelm Raabe, Versorgungsbeamter
1928: als Besitzer genannt: Dipl.-Ing. Otto Franz, wohnhaft in Duisburg
Mieter/Mitbewohner: Ladenräumlichkeiten; Johann Franz, Rentner; Jakob Franz, Kaufman
1932: als Besitzer genannt: Dipl.-Ing. Otto Franz, wohnhaft in Duisburg
Mieter/Mitbewohner:Haller Reformhaus von Maria Motz; Marie Franz Wwe., Rentnerin; Jakob Lenz, Kaufmann; Berta Geupel, Stallmeisters-Witwe
1938: als Besitzer genannt: keine Angabe
Mieter/Mitbewohner: Reformhaus Gustav Schmidt, Lebensmittelgeschäft; Charlotte Bäßler, Postgehilfin; Friedrich Bäßler, Polizeiobermeister
1956: als Besitzer genannt: keine Angabe
Mieter/Mitbewohner: Fahrradteilegroßhandlung Edmund Münzner; Emma Bäßler, Witwe; Charlotte Boger, Postgehilfin; Wilhelm Boger, Kaufmann; Siegfried Münzner, Kaufmann; Waltraud Münzner, Kontoristin; Adolf Vogel, Rektor i.R.; Lisette Vogel, Hausfrau; Ruth Vogel, Postangestellte
Befunde aus Bauforschung
Holzteile aus dem 19. Jahrhundert, dendrochronologisch datiert auf 1836/1837. (StadtA Schwäb. Hall BF 74)
Dendrochronologisch datiert: Gerüst 2. OG auf 1830/31; 2. OG auf 1836/37. (BF Lohrum/Bleyer)
Beschreibungen
historische Beschreibungen
1674 (Inventur der Magdalena Hetzel): "Erstlich eine Behaußung in der Obern Keckhen Gassen, sambt einem Höfflin darhinder, zwischen Herrn Johann Balthaß Romichen, deß Innern, und Herrn Johann Joseph Romichs, deß Eüssern Rhats, beederseits Heüsern, welche ganz gülltfrey, die hat sambt deren hinter dem Höfflin stehenden, geringern Behaußung, worauff in St. Catharina 10 fl Capital verzinßlich hafften, der eltere Sohn, Herr Johann Petter etc. keufflich angenohmen..."
1807 (Kaufbuch): "Eine gültfreie Behausung in der oberen Herrn Gaße, neben Frau Forstmeisterin Wibel und Frau Hauptmännin Glok, nebst dem dazu gehörigen Hinterhauß."
1827: ein Wohnhaus (26,1 Ruten Grundfläche) mit 2 Nebengebäuden mit 4,8 Ruten und Hof mit 5,4 Ruten, insgesamt 36,3 Ruten
1829 (Kaufbuch): "Eine große dreistokigte Behaußung mit einem steinernen Stok, in der obern Herrn Gaße Nro. 53 neben Hoffactor Jud Hud Hajum Hänle Wtb. in Braunsbach, und neben dem Christoph Ludwig Feuchter Metzgermeister, ferner Ein Hinterhaus."
1842 (Güterbuch 3): "Gebäude 26,1 Rthn VIIII 53 Ein 3stok. Wohnhaus in der obern Herrngasse, neben sich selbst und Heinrich Hanselmann, auf gewölbtem Keller und seinernem Stok, nebst 4,8 Rthn Zwei Nebengebäuden im Hof u. 5,4 Rthn Hofraum hinter dem Haus B.V.A. 8000 fl."
1874 (Kaufbuch 21): "26,1 Rt VIII 53 Ein 3stockiges Wohnhaus in der obern Herrngasse, neben Jacob Kahn und dem Gäßle gegen Metzger List mit gewölbtem Keller, 4,8 Rt, 5,4 Rt Hofraum zwischen dem Haupt- und Hintergebäude, 7,8 Rt VIII 53a
Ein Hinterhaus gegen die Pfarrgasse, neben Maurer Ludwig und dem Diaconathaus mit Keller."
Einträge in den Denkmallisten
Das dreigeschossige, verputzte, giebelständige Fachwerkwohnhaus entstand im Kern offensichtlich im 16. Jh., nach Lage, stattlichen Proportionen und aufwändigerer Gestaltung einiger konstruktiver Elemente (Konsolen) ein ehemaliges spätmittelalterliches Patrizierhaus. Der kräftige Vorstoß auf profilierten Steinkonsolen weist auf das Vorhandensein ursprünglicher Bausubstanz hin. Als Zeuge der vom Stadtbrand des Jahres 1728 verschont gebliebenen ältesten Bebauung der Haller Altstadt, als Dokument der Bauweise der führenden Bürgerschicht im 16. Jh., besteht an der Erhaltung des Hauses aus heimatgeschichtlichen und wissenschaftlichen Gründen ein öffentliches Interesse. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 336)
Obere Herrngasse 3 (Flst.Nr. 0-23/9). Wohnhaus. Giebelständiges, dreigeschossiges, verputztes Fachwerkgebäude mit kräftigem Vorstoß auf profilierten Steinkonsolen. Im Kern 16. Jahrhundert, 1831 - 1837 (d), kaum ältere Reste. § 2 ( aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)
Besonderheiten
Fahrradhandlung und Fahrradfertigung
Am 27. April 1946 meldete der Kaufmann Edmund Münzner seinen im Haus Obere Herrngasse 3 betriebenen "Großhandel in Fahrrad- und Kraftfahrzeugersatzteilen" an. Im Rahmen dieses Betriebs wurden unter der Marke "Comburg" auch eigene Fahrräder gefertigt und verkauft. Das Geschäft ging auf 1. Januar 1960 auf den Neffen Siegfried Münzner über, der es 1973 in die Lange Straße 54 verlegte. Die Gewerbeabmeldung erfolgte auf 31. Dezember 1990, der Betrieb scheint aber bereits vorher nicht mehr bestanden zu haben.
Quellen
Archivalien:
- StadtA SHA 4/881 (Unterpfandsbuch Stadt 1717/18), S. 12; 4/1545 (Häuserbuch 1712), S. 4; 4/1547 (Häuserbuch 1762), S. 5; 4/1547a (Häuserbuch 1782), S. 7; 14/1104 (Inventur der Magdalena Hetzel, 1674); 19/828 (Güterbuch 3), S. 44; 19/839 (Güterbuch 14), S. 560; 19/1000 (Kaufbuch 1807-08), Bl. 30b; 19/1011 (Kaufbuch 1828-29), Bl. 231b;19/1030 (Kaufbuch 1862-63), Bl. 301a; 19/1040 (Kaufbuch 21), S. 276; Gewerbekartei
Literatur:
- Adressbücher 1886-1965
- Sonja Alexa Schmitz: Rätsel des Fahrrads gelöst: Die Wiege des gefundenen Comburg-Rades stand in der Oberen Herrngasse, in: Haller Tagblatt v. 26.6.2014, S. 14