Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827
Neue Straße 8
Primärkatasternummer: 426 und 427
Besitzer: 1827
Hörlin, Ernst, Kaufmann
Besitzerliste
Vor dem Stadtbrand 1728 gehörte das an dieser Stelle stehende Gebäude Johann Christoph Weinlin, Mitglied des Spitalgerichts, der es 1680 gekauft hatte. Ihm folgte immer noch vor dem Stadtbrand seine Tochter Maria Catharina, die 1710 Leonhard Friedrich Groß, Chirurg und Barbier, geheiratet hatte, in zweiter Ehe aber mit Johann Georg Preu, Steinhauer, verehelicht war.
Maria Catharina und Leonhard Friedrich Groß hatten das Haus nach dem Stadtbrand 1730 neu erbaut, deshalb sind auch ihre Initialen "L.F.G." und "M.C.G." sowie die Jahreszahl 1730 am Haus angebracht.
1734 wurde das Gebäude von Maria Catharina und ihrem zweiten Mann Johann Georg Preu an Johann David Meyer, Seiler, und Johann Peter Schwarz, Nadler, um 2.100 Gulden verkauft, wovon jeder die Hälfte übernahm. Im Kaufvertrag wurde auch gleich die Aufteilung des Hauses zwischen den beiden Käufenr vereinbart. (StadtA Schwäb. Hall 4/680, fol. 37R-40R)
Das Haus wurde also geteilt.
Die Meyersche Hälfte ging 1743 (Kaufvertrag vom 18. Dezember 1743) für 1.100 Gulden an Johann Jacob Geiger, Zuckerbäcker und Spezereihändler. Am 28. Juli 1775 verkaufte Geiger die Hälfte seines Hauses an Johann Georg Reichert, Bortenmacher, der am 10. September 1777 auch die andere Hälfte erwarb.
Johann Georg Reichert verkaufte am 19. Februar 1778 das gesamte Haus (d.h. die ehemals Meyersche Hälfte) an Georg Christoph Baer, Zuckerbäcker (oder Konditor).
Die Schwarzsche Hälfte kaufte am 13. Dezember 1743 Conrad Nicolaus Wendel, Seiler. Wendel seinerseits verkaufte am 5. Mai 1790 an Johann Lorenz Leonhard Majer, Metzger und Feldrichter, der das Haus (bzw. die Haushälfte) an seinen Sohn Christoph Ludwig Majer, Metzger, vererbte.
1790 führten Zuckerbäcker Georg Christoph Baer/Beer/Bär und Metzger Majer einen Prozess um eine Holzlege im Erdgeschoss des Majerschen Hausteils gegeneinder, dem wir einen Grundriss des Hauses verdanken. (StadtA Schwäb. Hall 10/668)
1827 kaufte Ernst Heinrich Hörlin, Kaufmann, beide Häuser (bzw. Haushälften) von den Witwen der Vorbesitzer bzw. deren Erben (also die Erben der Maria Margaretha, Christoph Baers Witwe, und Susanna, Christoph Ludwig Majers Witwe). Beide Haushälften kosteten Hörlin je 2.900 Gulden(StadtA Schwäb. Hall 19/1010, fol. 16V-17R und 18V-19R)
1862 erbte sein Sohn Wilhelm Hörlin, Kaufmann, das Anwesen, 1888 ging es an dessen Witwe, auf die es 1900 in das Grundbuch umgeschrieben wurde.
Eine Dole, die von diesem Haus und dem Haus PKN 425 ableitete, war von beiden Hausbesitzern gemeinsam zu unterhalten, an den Kosten der Dachrinne zwischen beiden Häusern musste der Besitzer des Gebäudes Neue Straße 8 nur 1/3 tragen.
Beschreibungen
1827: Wohnhaus mit 14,5 Ruten und Hof mit 0,9 Ruten, insgesamt 15,4 Ruten Neue Straße
Besonderheiten
Explosionsunglück am 15 .September 1888
Im Keller des Hauses kam es am 15. September 1888 zu einer Benzinexplosion, die einen Brand auslöste. Ein Dienstmädchen starb nach 20 Stunden an ihren "schrecklichen Verbrennungen". Die Ehefrau des Besitzers, Kaufmann Hörlin, und ein Sohn erlitten schwere Verletzungen, ein weiterer Sohn wurde leicht verletzt. Das Feuer konnte von der Feuerwehr schnell gelöscht werden (s. Chur: Geschichte, S. 26)
Quellen
Archivalien:
- StadtA Schwäb. Hall 4/881, fol. 176R, 177V und 177R; 4/1545. S. 57; 4/1547, S. 102, 4/1547a, S. 178; 19/829, S. 515
Literatur:
- A. Chur: Zur Geschichte des Feuerlöschwesens in Schw. Hall. Festschrift zur Feier des Fünfzigjährigen Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr Hall., Schwäbisch Hall 1897, S. 28