Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827
Neue Straße 4
Primärkatasternummer: 416
Besitzer: 1827
Vigourn, Johann Carl August; Stürzner, Johann Gottlieb; Eisenmenger, Marius Carl; Scheuermann, Friedrich Franz
Besitzerliste
1717 war als Besitzerin dieses Hauses die Witwe des Stadtpfarrers Johann Michael Bonhöfer eingetragen, ihr folgte Advokat Seiferheld.
Seiferheld verkaufte nach dem Stadtbrand 1729 den Brandplatz an Johann Andreas Eichhorn, Bortenmacher, der das Haus neu aufbaute, sich aber die nächsten Jahre erbittert mit seinem Nachbarn Johann Georg Philipp Bonhöfer, Zuckerbäcker, um die Nutzung einer angeblich gemeinsamen Kellermauer stritt. Der Prozess führte bis zu einer Appellation Eichhorns an den Kaiser in Wien und dauerte insgesamt acht Jahre (bis 1737). Als Schlusspunkt 1742 feuerte Johann Andreas Eichhorn gar einen Schuss auf seinen Nachbarn Bonhöfer ab und musste sich danach ins "Ausland" nach Steinbach absetzen. (StadtA Schwäb. Hall 10/423)
1743 kaufte Johann Caspar Schmelcher, Bortenmacher, das Haus von den Kindern des Johann Andreas Gräter, Bortenmacher, um 2.025 Gulden (6. Dezember 1743). (Die Ehefrau des Bortenmachers Eichhorn war in erster Ehe mit einem Gräter verheiratet gewesen).
Die Witwe Schmelchers heiratete in zweiter Ehe 1764 Georg Peter Bühl, Posamentierer. Für ihren "blödsinnigen" Sohn erster Ehe wurde ein väterliches Erbe von 2.999 Gulden eingetragen. 1786 erbte Bühl das ganze Haus.
Am 7. September 1787 verkaufte er ein Drittel des Anwesens an Georg Friedrich Lenhardt (oder Leonhardt), Mitglied des Spitalgerichts, von dem dieses Drittel auf seinen Sohn Philipp Jacob Lehnhardt, Strumpfwirker, überging (30. Januar 1793).
Die übrigen zwei Drittel des Hauses wurden 1796 an Georg Friedrich Krumray, Schneidermeister, verkauft (um 1.200 Gulden). (StadtA Schwäb. Hall 4/761, fol. 274R-275V). Einen Teil des Hauses gab Krumrey unmittelbar an Johann Gottlieb Haspel, Schuhmacher, weiter (für 700 Gulden). (Kaufverträge vom 5. Februar 1796) (StadtA Schwäb. Hall 4/761, fol. 275V-R).
Schon am 12. Februar 1796 verkaufte Krumrey einen weiteren Teil des eine Woche vorher erworbenen Hauses an Johann Jacob Schreyer, Posamentierer. Das Haus hatte nun vier Besitzer, was vom Magistrat der Reichsstadt separat genehmigt werden musste. (StadtA Schwäb. Hall 4/761, fol. 279V-R).
Am 17. Februar 1801 verkaufte Philipp Jacob Lenhardt, Strumpfweber, sein Hausdrittel an Johann David Stüber, Metzgermeister, für 1.600 Gulden. (StadtA Schwäb. Hall 4/764, fol. 8V-R). Am 6. März 1801 löste Johann Jacob Schreyer dieses Hausdrittel von Stüber aus (zu den Bedingungen wie sie am 17. Februar 1801 vereinbart worden waren). (StadtA Schwäb. Hall 4/764, fol. 10V).
Die Aufteilung 1801 war also in etwa folgende: Zwei Drittel des Hauses gehörten Johann Jacob Schreyer, ein Sechstel befand sich noch im Besitz Georg Friedrich Krumrays und ein weiteres Sechstel gehörte Johann Gottlieb Haspel.
Das Krumraysche Sechstel gelangte 1816 in den Besitz seines Ehenachfolgers Johann Georg Linder, Schneidermeister. Das Haspelsche Sechstel ging 1818 an Johan Georg Omeis. Schließlich verkaufte Schreyer von seinen zwei Dritteln die Hälfte (also ein Drittel des Hauses) an Friedrich Franz Scheuermann, Gürtler. (StadtA Schwäb. Hall 4/881, fol. 155b, 156V-R).
1827: als Besitzer genannt (Primärkataster): Vigourn, Johann Carl August, Sammetmaler; Stüzner, Johann Gottlieb, Schneider; Eisenmenger, Marius Carl, Schuhmacher; Scheuermann, Friedrich Franz, Gürtler
In den Adressbüchern genannte Besitzer und Bewohner
1886: als Bewohner genannt (Anschrift: "Neue Straße 416"): Paul Eisenmenger, Schuhmacher; Georg Hiller, Friseur; Julius Schauber, Kaufmann; Babette Hiller, Bäckers Witwe; Hans Scheuermann, Kanzleigehilfe; Friedrich Schwab, Schreiner
1890: als Besitzer genannt: Heinrich Haller, Kaufmann; Georg Hiller, Friseur; Christine Scheuermann, Flaschners-Witwe
Mieter/Mitbewohner: Babette Hiller, Bäckers-Witwe
1894: als Besitzer genannt: Georg Hiller, Friseur; August Sontheimer, Seifensieder
Mieter/Mitbewohner: Christine Dietrich, Ökonomen-Witwe; Heinrich Haller, Kaufmann; Regine Moll, Schmieds-Witwe
1901: als Besitzer genannt (neue Anschrift: "Neue Straße 4"): Georg Hiller, Friseur
Mieter/Mitbewohner: Katharine Blinzig, Kupferschmieds Witwe; Marie Dötschmann; Babette Hiller, Bäckers Witwe; Regine Weinberg und Johanna Dahlberg, Kurz- und Wollwarengeschäft
1906: als Besitzer genannt: Georg Hiller, Friseur
Mieter/Mitbewohner: Regine Weinberg, Weißwarengeschäft; Lene Laydig, Privatiere; Bertha Ruof, Leichenfrau; Babette Hiller, Bäckers Witwe; Rösle Hiller, Privatiere
1910: als Besitzer genannt: Georg Hiller, Friseur
Mieter/Mitbewohner: Babette Hiller, Bäckers Witwe; Rösle Hiller, Privatiere; Berta Ruof, Witwe und Leichenfrau; Jakob Hinderer, Agent für Nähmaschinen; Chr. Weihing, Küfer; Lisette Oehler, Aufwärters Witwe
1920: als Besitzer genannt: Georg Hiller, Leichenschauer
Mieter/Mitbewohner: Karl Hiller, Friseurmeister; Anna Hiller, Kontoristin; Georg Butz, Installateur
1928: als Besitzer genannt: Georg Hiller, Privatier
Mieter/Mitbewohner: Herren- und Damenfriseurgeschäft von Karl Hiller; Installationsgeschäft und Photoartikel von Gottlieb Eichner; Karl Hiller, Friseurmeister
1932: als Besitzer genannt: Georg Hiller, Privatier
Mieter/Mitbewohner: Herren- und Damenfriseurgeschäft von Karl Hiller; Photo- und Sportartikelgeschäft von Gottlieb Eichner; Gottlieb Eichner; Karl Hiller, Friseurmeister; Emma Häussermann (Geschäft: Marktstraße 9); Luise Häussermann
1938: als Bewohner genannt: Karl Hiller, Friseurgeschäft; Anton Seifried, Kaufmann, Tabakwarengeschäft; Johanna Küfner, Hausgehilfin; Karl Obergfell, Friseurgeselle; Martha Skrobatz, Friseuse
1956: als Bewohner genannt: Herrenfriseursalon Otto Hörle, Inh. Friedrich Brunner; Zigarren- und Tabakwarengeschäft, Maria Seifried; Frida Hiller, Hausfrau; Karl Hiller, Friseurmeister; Emilie Rein, Hausfrau; Kurt Rein, Säger; Kurt Seifried, Kaufmann; Maria Seifried, Geschäftsinhaberin
1961: als Bewohner genannt: Herrenfriseurgeschäft Friedrich Brunner; Tabakwarengeschäft, Toto-, Lottoannahmestelle, Reisebüro, Maria Seifried; Frida Hiller, Hausfrau; Karl Hiller, Friseurmeister; Ilse Seifried, Apothekenassistentin; Kurt Seifried, Kaufmann; Maria Seifried, Geschäftsinhaberin
Beschreibungen
1827: Wohnhaus mit 18 Ruten, Waschküche mit 1,5 und Hofstatt mit 2 Ruten, insgesamt 21,5 Ruten In der neuen Straße
Das dreigeschossige, verputzte Fachwerkwohnhaus entstand nach dem Stadtbrand von 1728 und stellt ein Beispiel barocker Hausarchitektur in Schwäbisch Hall dar. Wesentliche Teile des Erdgeschosses (Sandsteinsockel, genutete Ecklisenen, Kellereingang, geohrte Fensterrahmung, Putzornamentik) zur Sporersgasse hin, die offenbar unveränderten Obergeschosse mit leichtem Vorstoß und profiliertem Traufgesims und das Mansarddach mit Zwerchhaus gehören zum historischen Bestand. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 326)
Neue Straße 4 (Flst.Nr. 0-63/8). Wohnhaus. Dreigeschossiges, verputztes Fachwerkgebäude mit Zwerchhaus, Mansarddach, leichtem Vorstoß und profiliertem Traufgesims. 18. Jahrhundert. § 2 ( aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)
Quellen
Literatur:
- Adressbücher 1886-1961