Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827

Im Weiler 2 - Gastwirtschaft zur Ilge

Adresse: Im Weiler 2
Primärkatasternummer: 521
Besitzer: 1827
Röthel, Lorenz Peter, Gerichtsdiener und Ilgenwirt


Besitzerliste

Gastwirtschaft zur Ilge

 

vielleicht ab 1495 - etwa 1540: Lutz Schaub, Gerber

sicher ab 1544 - 1589: Lienhard Romig, Gerber

ab 1589: Baltas Romig, Sohn des Vorbesitzers

wahrscheinlich bis 1606: im Besitz der Witwe des Baltas Romig

- 1635: Michel Gräter

1635-1671: Gumbrecht Seitz

1671-1675: Philipp Heinrich Baur

1678-1699: Johann Werthwein (22. November 1678 wird Werthwein die Schildwirtschaftsgerechtigkeit einer weißen Lilie für dieses Haus erteilt, s. unten)

1699-1705: Johann Baltas Schüe

1705-1731: Andreas Saltzner

1731-1761: Johann Michael Churr

1761-1770: Johann Friedrich Bayerdörfer

1770-1810: Johann Michael Groß

1810-1817: Johann Georg Groß, Sohn des Vorbesitzers

1817-1833: Lorenz Peter Rethel, Ratsdiener. Dieser verkauft 1833 an Georg Peter Deutelin, Schankwirt (19/831, S. 404, s.a. Kaufbuch Bl. 216) . 

1833-1845: Georg Peter Deutelin, Kellner. Nach dessen Tod wird die Schildwirtschaft zur Ilge aus seiner Gantmasse (Konkursmasse) an Peter Sandel, Apothekers Witwe, verkauft (19/832,S. 14, s. auch Kaufbuch Bl. 177) 

1845-1865: Peter Sandel, Apotheker, Witwe. Aus deren Besitz geht das Anwesen 1866 an Valentin Groß (19/839, S. 728, s.a. Kaufbuch 13, S. 145). 

1865-1867: Valentin Groß, Bierbrauer. Dieser verkauft Wirtschaft und Nebengebäude bereits 1867/68 an Joseph Selg, Bierbrauer (19/839, S. 728, s. a. Kaufbuch 16, S. 120) 

1867- 1880: Josef Selg, Braumeister. Aus dessen Konkursmasse wird die Wirtschaft von Louis Groß erworben und an  Albert Schneider weiter verkauft (19/843, S. 314, s.auch Kaufbuch 27 S. 97 u. 108)

1886: Das Anwesen geht von Schneider an Wilhelm Pfäffle (19/843, S. 314, s. auch Kaufbuch 33,S. 92). 

1890: Pfäffle verkauft die “Ilge” an den Hufschmied Johann Jacob Ziegler (19/843, S. 314, s. auch Kaufbuch 37, S. 250). 

1896: Werkmeister Carl Holch erwirbt das Haus mit der Schildwirtschaftsgerechtigkeit zur Ilge mit Nebengebäuden und Ausstattung (darunter Schmiede, Remise, Geschirrhaus, Kamin, Hofraum, Schankhütte, Kugelbahn, Kugelfang) aus der Konkursmasse des Johann Ziegler, Schmied, in einem Gesamtkauf (19/840, S. 246, s. auch Kaufbuch 43, S. 66) 

Nachrichten aus den Häuserbüchern und Bauakten:

1712: Andreas Saltzner, Ilgenwirt
Johann Michael Churr, äR, Ilgenwirt
Johann Friedrich Bayerdörffer, Ilgenwirt, erkauft für 3000 fl

1767: Johann Michael Churr, äR, Ilgenwirt

1761 verkauft Churr an Bayerdörfer: 13/972

Johann Friedrich Bayerdörffer, Ilgenwirt

Johann Michael Groß, Ilgenwirt, 1770 erkauft für 2950 fl

1782: Johann Michael Groß, Ilgenwirt

Johann Georg Groß, 1810

Johann Lorenz Rethel, 1817

1868: erste Bauakte: Bierbrauer Selg

1873: Bierbrauer Selg zur Ilge: Neubau einer Remise (Vorläufer der Kegelbahn)

1888: Wilhelm Pfäffle, Brauereibesitzer zur Ilge: Neubau der Kegelbahn und Trinkhalle

1890: Johannes Ziegler, Huf- und Wagenschmied

1896: Karl Holch, Werkmeister

1938: Rosine Frank, Wirtin

 

Leder-Vogt

1932: Karl Vogt richtet eine Lederhandlung im Erdgeschoss zur Henkersbrücke hin ein.

1962: Übernahme des Geschäfts durch Wolfgang und Brigitte Vogt.

Befunde aus Bauforschung

Holzteile aus dem 15. und 18. Jahrhundert, dendrochronologisch datiert auf 1476/1477, 1719/1720. (StadtA Schwäb. Hall BF 75)

Keller datiert auf ? (StadtA Schwäb. Hall BF 80 und BF 267)

Ziegel (StadtA Schwäb. Hall BF 110)

Hauptbau Kerngerüst., dendrochronologisch datiert auf 1476/77. (BF Lohrum/Bleyer)

Befunde aus Bauakten

1948: Die Stadt gewährt einen Zuschuss zur Freilegung des Fachwerks (GRP 1948, S. 277).

Beschreibungen

historische Beschreibungen

1827: 2 Wohnhäuser mit 28 Ruten, 2 Höfe mit 5,7 und 3,6 Ruten, dazu 1 Remise am Zwinger mit 2 Ruten, insgesamt 39,3 Ruten

um 1840: “Gebäude 28,0 Rthn. VIII 521. EIn dreistokigtes Wohnhaus mit Schildwirthschafts-Gerechtigkeit zur Ilge, Bierbrauerei-Einrichtung u.gewölbtem Keller, bei der Henkersbrücke j.K., neben Paul Stuppanos Wittwe u. dem Kocher.” (19(831, S. 404) 

Beschreibungen aus den Denkmallisten

Die aus drei miteinander verbundenen Fachwerkwohnhäusern bestehende Gebäudegruppe mit Resten der mittelalterlichen Stadtmauer datiert im Kern ins 16. Jh., wobei Veränderungen des 17.-18. Jh. ablesbar sind. Das südliche dreigeschossige Wohnhaus mit dem markanten Giebel zeigt spätgotische Verblattungen an den Eckständern und Merkmale des 17. bis 19. Jh. mit zwei Vorstößen, geschnitzten Balkenköpfen, profilierter Fußschwelle und Schmuckfachwerk. Das links anschließende, auf langen Knaggen über der ehemaligen (verputzten) Stadtmauer ruhende zweigeschossige Fachwerkhaus und das in einem Winkel anschliessende Walmdachhaus mit Fachwerk-Obergeschossen datieren ins 18. Jh. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 233)

Im Weiler 2 (Flst.Nr. 0-287/1). Drei Fachwerkwohnhäuser, 1477 (d), Veränderungen im 17.-18. Jahrhundert ablesbar. Südliches Wohnhaus dreigeschossig, markanter Giebel, spätgotische Verblattungen und Merkmale des 17. bzw. 19. Jahrhunderts, zwei Vorstöße, geschnitzte Balkenköpfe, profilierte Fußschwelle, Schmuckfachwerk und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer (siehe auch unter Sachgesamtheit Stadtbefestigung "Am Markt 14, ..."). § 2. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Besonderheiten

Die Verleihung der Schildwirtschaftsgerechtigkeit an Johannes Wertthwein - oder: Hartnäckigkeit zahlt sich aus

Auszüge aus den Ratsprotokollen: 

Beratung vom 13.05.1678: “Hannß Werthwein hat uff E.E.R. Ratification Hans Peter Haspels Behaußung solcher Gestalt erkaufft, wann man ihm daruff eine Schildgerechtigkeit und Bierbrauereystatt gegen Erlegung der Gebühr vergönnen werde, und daß umb so eher, weil solch Hauß übern Kochen, und Feyergerechtigkeit hatt. 
Laßt mans ihm außreden & E.E. R: Breyhauß anbiethen.” (4/285, Bl. 255v)

Beratung vom 15.05.1678: "Hannß Werthwein Bürger allhie trägt nochmahl underth[änigst] vor [daß] man ihm doch eine Schildtgerechtigkeit und Verstattung einer Breystatt um die Gebühr zu kommen lassen möchte, begehr er ja nicht beede zugleich, sondern ein Zeitlang nur das Weinschencken zu treiben u. damit so lang zu continuiren, biß etwa Gott die Wein hand (?), welches er doch gnädiglich verhüten wol, wider abzihen thät. 
Laßts ihm außreden, [weil] man umb vieler Inconvenientien willen nicht willfahren könne." (4/285, Bl. 266v)

Beratung vom 24.07.1678: "Hans Werthwein Burger undt Kieffer alhier, bitt noch und nun zum drittenmahl um obrigkeitliche Vergönstigung einer Schildts- und Breystatt in seiner neu erkaufften u. dazu bequemen Behausung.
Weiß man ihm einmahl [nicht] zu  willfahren, soll sich sonsten umb ein Würthshaus umbthun." (4/285, Bl. 376v)

Beratung vom 22.11.1678: "Hannß Werthwein bitt abermahls pro Mem[oria] umb Angedeyhung eines  Würthschilds u[nd] Gäst zu herbergen, sey ihm sein erlerntes Bierbreüerhandtwerckh schon neuliche Zeit abgesprochen, derentwegen dißfalls an willfähr[iger] Antwortt nicht zweifel.
Laß ihm 100 Thlr dafür anfordern.
Hr. Hörner bitt no[min]e der Würth, es beim status quo zu laßen, weil ja der Würth ohnedem genug, und fast obereinander crepiren müssen.
Hr. Beschaidaußträger ref[eriert], wie Werthwein umb kleine Moderation ansuche & bleibt [es] für den Schildt allein bey den 100 Thlr undt verstehts durchaus auff die Breüstätt nicht, ihm Hörnern aber bedeuten, er künfftigs sein Anbringen eher vortragen möcht." (4/285, Bl. 561v)

Beratung vom 25.11.1678: "Hr. Außgeber Glockh bericht, wie Hanß Werthwein die 100 Thlr. für erlangte Würthschildsgerechtigkeit erlegt, undt bitt ihm darüber Brieff u. Schei[n] zu ertheilen.
Hr. Hörner no[min]e der Würth bitt mitt weittleüfigen Umbständen, wo möglich den gefallenen Bescheidt zu ändern.
Man halt ihn dißfalls wie andere auch, u. wann er die weise Lilien im Schildt verlangt, will man solches ebenmessig verwilligen." (4/285, Bl. 566v)

Beratung vom 27.11.1678: "Wird offentl[icher] Brieff wegen Hannß Werthweins erlangter Würthschildsgerechtikeit zur weisen Lilie abgelesen p.
Last solchen ihne zu vor ablesen, alsdann wann er ander conform, außfertigen."  (4/285, Bl. 569v)

Quellen

Archivalien

  • StadtA Schwäb. Hall 4/285 (Ratsprotokoll 1678), Bl. 561v u.a. (Siehe unter “Besonderes”)  
  • StadtA Schwäb. Hall 19/831 (Güterbuch 6), S. 404 [Gg. Peter Deutelin]
  • StadtA Schwäb. Hall 19/832 (Güterbuch 7), S. 14 [P. Sandels Ww.]
  • StadtA Schwäb. Hall 19/839 (Güterbuch 14), S. 728 [V. Groß]
  • StadtA Schwäb. Hall 19/843 (Güterbuch 18), S. 314 [L. Groß, A. Schneider, W. Pfäffle]]
  • StadtA Schwäb. Hall 55/7 (Gemeinderatsprot. 1948), S. 277

Literatur:

  • Haller Tagblatt, 02.05.2007, S. 13 (Leder Vogt)