Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827
Glockengasse 2 - Wohnen wie im Mittelalter
Primärkatasternummer: 693
Besitzer: 1827
Feuchter, Melchior; Elser, Johann Franz, Fuhrmann
Besitzerliste
1827: Feuchter, Melchior zu 2/3 und Elser, Johann Franz, Fuhrmann, zu 1/3
Haustafel
Bei diesem Gebäude handelt es sich um ein typisches Haller Bürgerhaus aus dem Spätmittelalter. Dachstuhl und Fachwerk wurden während des Baubooms 1390 errichtet. Innen hat sich die traditionelle Einteilung mit der großen Halle im Erdgeschoss sowie Bohlenstube, Küche und Kammern im Obergeschoss. Seit dem 19. Jahrhundert ist die Fassade verputzt.
Befunde aus Bauforschung
Keller aus dem 12. bis einschl. 14. Jahrhundert. (StadtA Schwäb. Hall BF 2); Keller vom 19. Jahrhundert. (StadtA Schwäb. Hall BF 3)
Holzteile vom 14. Jahrhundert, dendrochronologisch datiert auf 1394/1395. (StadtA Schwäb. Hall BF 2 und BF 73)
Dach dendrochronologisch datiert auf 1394/95. (BF Lohrum/Bleyer)
Im Innern (1. Obergeschoss) Bohlenstube mit gewölbter Bohlen-Balken-Decke (vermutlich aus der Bauzeit 1395) erhalten. Im 1. OG jüngere Kasettendecke im hinteren Hausteil. Im Erdgeschoss im rückwärtigen Hausteil gerade Spunddecke, vermutlich später eingebaut.
Beschreibungen
1827: Wohnhaus mit 11,9 Ruten, Oekonomieanbau 1,6 Ruten, insgesamt 13,5 Ruten Grundfläche in Glockenwirts Gässle
Das giebelständige, zweigeschossige, verputzte Fachwerkwohnhaus - wahrscheinlich das ehemalige Pfarrhaus von St. Katharina - gehört zu den aufwendiger ausgestatteten Zeugen Haller Fachwerkbaukunst wohl aus dem 16. Jh. Das Innere mit gewölbtem Keller, einem niedrigen Erdgeschoss mit geschnitzter, segmentbogig gewölbter Balkendecke, das Äußere giebelseitig mit deutlichen Vorstößen z.T. auf langgezogenen Knaggen, enthält noch wesentliche Elemente der Erbauungszeit. Die kassettierte Decke im Obergeschoss, die barocke Treppe u.a. zeigen jüngere Umgestaltungen aus dem 17./18. Jh. an. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 197)
Anmerkung: Auch hier irrt die Denkmalliste, die vor der Einführung der Dendrochronologie erstellt wurde und sehr vorsichtig das Alter der Häuser datierte: Das Haus stammt aus dem späten 14. Jahrhundert und ist in keiner Weise besonders aufwändig ausgestattet, wie andere Beispiele in Hall aus dieser Zeit zeigen.
Glockengasse 2 (Flst.Nr. 0-351). Verputztes Fachwerk-Wohnhaus, giebelständig, zweigeschossig. Wahrscheinlich das ehem. Pfarrhaus von St. Katharina. Aufwändig ausgestattet, wohl 16. Jahrhundert. Gewölbter Keller, geschnitzte, segmentbogig gewölbte Balkendecke, lang gezogene Knaggen. Weitere Bohlendecke im Erdgeschoss, kassettierte Decke im Obergeschoss, barocke Treppe. 1395 (d). § 2. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)
Besonderheiten
Aufnahmen in SW sind im Katalog "Haus(ge)schichten" auf S. 413 abgebildet. Im Haus sind zwei Spunddecken (die im OG wohl aus der Bauzeit 1395) und eine Kasettendecke erhalten.