Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827
Gelbinger Gasse 39 - Ehem. Josenkapelle
Primärkatasternummer: 368b
Besitzer: 1827
Häfner, Johann Leonhard, Küfer
Besitzerliste
1827: Häfner, Johann Leonhard, Küfer
Beschreibungen
1827: Wohnhaus mit 9,7 Ruten Grundfläche in der Heilbronner Straße
Ehem. Josenkapelle 12., 16. Jh. und 1686. Sachgesamtheit mit dem Josenturm Haus Nr. 37. Eingetragen in das Landesverzeichnis der Baudenkmale in Württemberg seit 08.10.1925. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S.166)
Gelbinger Gasse 37, 39: Josenturm (§ 28), 12. Jahrhundert, Fachwerkaufsatz 1668;. (siehe auch unter Sachgesamtheit Stadtbefestigung "Am Markt 14, ...") (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)
Das zu den wenigen barocken Gebäuden der Gelbinger Vorstadt gehörende dreigeschossige, verputzte Fachwerkwohnhaus wurde 1737 errichtet - Fenster- und Eingangsöffnungen mit reich profilierten, geohrten Rahmungen, profilierte Vorstöße und das Mansarddach tragen zum originalen Erscheinungsbild eines barocken Hauses bei. Von lokalgeschichtlicher Bedeutung ist, dass im Hause bzw. bereits im Vorgängerbau (1650) bis heute eine Buchdruckerei ansässig ist. - Teile der mittelalterlichen Stadtmauer. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S 167)
Gelbinger Gasse 37, 39 (Flst.Nr. 0-30, 0-65/2, 0-65/3). Josenturm, 12. Jahrhundert, Fachwerkaufsatz 1668 und ehem. Josenkapelle, 12., 16. Jahrhundert und 1686 (Sachgesamtheit). Teil der Sachgesamtheit "Stadtbefestigung" - siehe Am Markt 14. § 28. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)
Besonderheiten
Von 1653 bis 1812 war im Haus am Josenturm eine deutsche Schule untergebracht, über die in einer Ausstellung der Frauenakademie an der VHS berichtet wurde:
1707: Die 12-jährige Maria Catharina Wagner hält Unterricht
Neben den Schulmeistern der deutschen Schulen sind auch "Schulfrauen" erwähnt. Da sie in den Rechnungen der Stadt nicht als Gehaltsempfängerinnen auftreten, muss es sich um die Ehefrauen der Lehrer handeln. Sie stammen häufig aus Schulmeisterfamilien und arbeiten offenbar wie Handwerkerfrauen im Gewerbe ihrer Männer mit. Eine selbständige Anstellung kommt kaum infrage, da es an männlichen Bewerbern für das Schulmeisteramt nicht mangelt und man bei ihnen voraussetzt, dass sie wenigstens einige Jahre die den Jungen vorbehaltene Lateinschule besucht haben.
Zwischen 1602 und 1802 gibt es jedoch drei Lehrerwitwen, die ein Gehalt beziehen, bis sie wiederum einen Schulmeister heiraten. Eine von ihnen ist Maria Catharina Wagner, geboren 1695. Sie kommt als Pflegetochter zu ihrem Onkel, dem Schulmeister auf dem "Badthörlisturm" (heute Josenturm). Er unterrichtet seine Nichte im Lesen, Schreiben und im Rechnen. Als der Onkel erblindet, übernimmt sie mit zwölf Jahren den Unterricht. Mit 20 Jahren heiratet sie den Vellberger Schulmeister, der durch die Ehe zum Schulmeister in "ihrer" Schule aufsteigt. Maria Catharina bringt elf Kinder zur Welt, von denen drei das Erwachsenenalter erreichen. Nach dem Tod ihres Mannes führt die 40-jährige Schulfrau für einige Monate den Unterricht allein weiter. Dann heiratet sie einen 21 Jahre jüngeren Schulmeister, der nun offiziell die Schule übernimmt.
Maria Catharina Wagners Leben ist der Schule gewidmet. Als sie mit 66 Jahren stirbt, heißt es in ihrer Leichenrede, dass sie "ihre geschickten Gabe zum fleisigen, von Gott gesegneten Unterricht der hiesigen Schuljugend" anwendete, "die sie im Christenthum, lesen und schreiben auch zum Theil in der Rechenkunst unterwies. Sie war aber schon seit vielen Jahren baufällig, wobey sie aber die Schularbeit doch versah".
Aus: Ulrike Marski (Hrsg.), Katechismus, Nähzeug, Büchermappe. Weibliche Bildungswege in Schwäbisch Hall. Broschüre zur gleichnamigen Ausstellung. Schwäbisch Hall 2002, S. 10