Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827
Badtorweg 1 - ehem. Remise und Stall der Wirtschaft "Grüner Baum"
Primärkatasternummer: 369
Besitzer: 1827
Fröscher, Johann Leonhard, Grünbaum-Wirt
Besitzerliste
Siehe auch: "Grüner Baum", Gelbinger Gasse 33
vor 1812: Das Gebäude wird in den Kaufverträgen über den "Grünen Baum" (Gelbinger Gasse 33) nicht erwähnt.
1812: Catharina Barbara Schmezerin verkauft den "Grünen Baum" mit allen zugehörenden Nebengebäuden, zu denen das "Scheuerlein" am Badtor gehört, für 9.000 Gulden an den Salzsieder Johann Friedrich Fritsch.
1825: Aus der Gantmasse des Johann Friedrich Fritsch geht der "Grüne Baum" mit allen Rechten und Zubehörden, darunter das "Scheuerle", am 1. November 1825 für 3.800 Gulden an Leonhard Fröscher.
1833: Johann Leonhard Fröscher verkauft den "Grünen Baum" mit dem "Scheuerle" vor dem Badtor am 9.April 1833 für 7.000 Gulden an den Kellner Johann Peter Mulfinger.
1841: Nach einem Erlass des Oberamtsgerichts Hall vom 18. Oktober 1841 wird die Scheuer zusammen mit der Gastwirtschaft "Zum Grünen Baum" und anderen Immobilien und Besitzungen am 30. November 1841 aus der Gantmasse des Wirts Mulfinger zum Grünen Baum für 6.000 Gulden an den Bäckermeister Heinrich Hanselmann verkauft.
1843: Die Witwe des Heinrich Hanselmann veräußert den "Grünen Baum" mit allen zugehörenden Nebengebäuden, darunter die Scheuer vor dem Badtörle, für 8.625 Gulden an den Bierbrauer Karl Friedrich Reuß aus Oberesslingen und dessen Verlobte Margarethe Gunzenhäuser aus Geislingen.
1869: Karl Friedrich Reuß, Gemeinderat und Gastwirt zum "Grünen Baum", verkauft die Wirtschaft mit zugehörigen Nebengebäuden, darunter die Scheuer vor dem Badtörle, am 17. Juni 1869 für 26.500 Gulden an seinen Sohn, den Bierbrauer Friedrich Reuß, und dessen Ehefrau Babette geb. Heinrich.
1872: Nach dem Tod von Friedrich Reuß fällt sein Besitz zu zwei Dritteln an die Witwe Babette Reuß, zu einem Drittel an die Kinder des Paares. Babette Reuß bringt ihren Besitz - darunter auch ihre Rechte am "Scheuerle" - in ihre 1872 geschlossene zweite Ehe mit dem Bierbrauer Georg Wirth ein.
1879: Nach dem Tod von Babette Wirth verwitw. Reuß erwirbt Georg Wirth den "Grünen Baum" mit Nebengebäuden - darunter das "Scheuerle" vor dem Badtörle - aus dem Nachlass seiner Ehefrau.
1889: Die Erben des 1888 verstorbenen Georg Wirth verkaufen den "Grünen Baum" mit zugehörigen Nebengebäuden am 6. März 1889 für 52.000 Mark an den Bierbrauer Anton Schäberle aus Tailfingen.
1892: Gerichtsnotar Fehleisen als Konkursverwalter des Anton Schäberle, Bierbrauer und Gastwirt zum "Grünen Baum", verkauft am 23. Februar 1892 den "Grünen Baum" samt Nebengebäuden, darunter "Faßremise u. Stall" vor dem Badtörle", für 30.500 Mark an den Bäcker Heinrich Renner.
1893: Heinrich Renner verkauft den "Grünen Baum" mit allen zugehörigen Nebengebäuden und Rechten am 16. November 1893 für 30.500 Mark an den Bierbrauer Theodor Kümmerlen aus Hall.
1969: Der Gemeinderat genehmigt am 1. September 1969 den Kauf des Gebäudes zusammen mit dem Haus Gelbinger Gasse 35 von der Besitzerfamilie Greiner durch die Stadt für 84.000 DM.
Befunde aus Bauakten
erbaut vor 1812 (Kaufverträge)
Beschreibungen
1812 (Kauf durch J. F. Fritsch): "...in dem zwischen Chirurgus Sulzer und dem Badtürle gelegenen Scheuerlein."
1827: Scheune mit 7,8 Ruten Grundfläche
1833 (Kauf durch J. P. Mulfinger): "Ein zweistokigtes Scheuerle in der Gelbinger Gaße, neben Salinenwerkmeister Webers Wittwe und dem Badthürle, gültfrey."
1841 (Kauf durch H. Hanselmann): "Ein zweistokiges Scheuerlen vor dem Badthörle, als Remise und Bandhaus benuzt."
um 1843 (Güterbuch, Bd. 1): "7,8 Rthn IV 369. Ein 2stok[iges] Scheuerle in der Gelbinger Gasse, neben Werkmeister Gräbers Wittwe u. dem Badthörle."
1869 (Kauf durch F. Reuß): "Ein Scheuerle, Faß Remise & Stallung, am Dreimühlen Weg & neben Kaufmann Stüzner."
1889 (Kauf durch A. Schäberle): "79 qm eine Faßremise u. Stall 13 qm Hofraum 92 qm IV 369 in der Gelbinger Gasse neben Stärkefabrikant Renner und Kaufmann Stützner."
Die frühere Scheuer wurde vermutlich zwischen 1784 und 1812 erbaut. Erstmals erwähnt wird sie 1812 als zum "Grünen Baum" (Gelbinger Gasse 33) gehörig. Beim Verkauf der Wirtschaft an Johann Conrad Schmezer 1784 ist das "Scheuerle" nicht aufgelistet. Wahrscheinlich existierte es noch nicht, es kann aber auch unter "Zubehör" inbegriffen gewesen sein. Auf der Stadtansicht Johann Conrad Körners von 1755 ist das Gebäude nicht dargestellt, bestand also wohl noch nicht.
Besonderheiten
Das Haus wird im 1927 erstmals erschienenen Buch "Im Alten Reich" von Ricarda Huch erwähnt: "Das unerschöpfliche Durcheinandergreifen der Linien wirkt so, als wären die Winkel und Plätze und Häusergruppen weniger zur Benutzung als zur Lust eines müßigen Riesenkindes hingestellt, das sich mit wunderlichen Bausteinen die Zeit vertreibe... An das Badtörlein beim Josenturm duckt sich ein kleines gequetschtes Haus mit einem spitzen Hut, wie ein Zauberer ihn tragen möchte..."
Quellen
Archivalien:
- StadtA SHA 19/826 (Güterbuch 1), S. 198; 19/836 (Güterbuch 11), S. 224; 19/843 (Güterbuch 18), S. 240; 19/845 (Güterbuch 20), S. 344; 19/1001 (Kaufbuch 1810-1812), Bl. 315b; 19/1009 (Kaufbuch 1825-1826), 19/1015 (Kaufbuch 1833), Bl. 69b; 19/1020 (Kaufbuch 1841), Bl. 337b; 19/1022 (Kaufbuch 1843), Bl. 251b; 19/1036 (Kaubuch 1869), S. 170; 19/1053 (Kaufbuch 1889), S. 101; 19/1056 (Kaufbuch 1892), S. 72; 19/1057 (Kaufbuch 1893), S. 346; 55/45 (GRP 1969), S. 629
Literatur:
- Ricarda Huch: Im Alten Reich. Lebensbilder deutscher Städte, Bremen 1960, S. 358