Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827

Am Markt 4 - Stellwaghaus

Adresse: Am Markt 4
Primärkatasternummer: 48
Besitzer: 1827
Bühler, Eberhard, Kaufmanns Witwe


Besitzerliste

Bis 1524 scheint auch dieses Haus ein Teil des Franziskanerklosters gewesen zu sein.

Vor 1544 soll der südliche Teil des Gebäudes Am Markt 5 (mit der heutigen Prunktür und dem Wappen Widman/Schwert) noch nicht gestanden haben. An seiner Stelle habe ein kleines Büttelhaus gestanden, das später abgebrochen worden sei. Erst dann sei das Gebäude Am Markt 5 erweitert worden (zugemauerte Fenster im Gebäude Am Markt 4 zeigten die spätere Einfügung des Gebäudeteiles noch deutlich) (Aussagen im Prozess 1687: StadtA Schwäb. Hall 10/283).

1544 verkauft der Rat der Reichsstadt das Haus erstmals an einen Privaten: Georg Gainbach, Mitglied des Inneren Rates (StadtA Schwäb. Hall 4/667, fol. 172V)

1544        Kaufbrief über Georg Gainbachs Haus auf dem Markt und den alten Schuhmarkt stoßend

Stättmeister und Rat verkaufen an Georg Gainbach, Mitglied des Inneren Rates, das städtische Haus und die zugehörige Hofraithe hier zu Hall am Markt und alten Schuhmarkt gelegen, wie es zwischen den vier Mauern begriffen ist. Gesondert wird vereinbart, dass der Rat die Läden, die unten an und außerhalb des genannten Hauses gestanden haben, weg tun lassen will, so dass von nun an vor dem Haus ein freier Platz sein soll, auf den in Zukunft nichts gebaut werden soll, was dem Haus und dem Platz nachteilig sein könnte. Gainbach oder seinen Erben aber soll es unbenommen bleiben, so viele Läden, wie sie wollen, in das Haus zu stellen oder zu machen. Wo der „Stände“ zu niedrig sein sollte, dürfen sie ein oder zwei Staffeln vor die Läden machen. Sollte das Haus am Eck gegenüber Caspar Feierabends Haus Schaden nehmen oder nicht beständig sein, darf Gainbach einen Pfeiler, so hoch er will, vier oder viereinhalb Schuh weit in die Gasse hinein machen lassen. Außerdem soll in oder an dem nächstgelegenen Haus, in dem jetzt ein Büttel wohnt, nichts gebaut werden, was Gainbach zu Schaden gereichen könnte. Der Kaufpreis beträgt 550 Gulden. Die Stadt behält sich ein Vorgeld von 6 Heller jährlich vor. Das Haus soll mit einer Maß Wein aufgegeben und bestanden werden (StadtA Schwäb. Hall 4/651, fol. 299R-300R).

13. November 1559        Veronika Güntzler, Witwe des Georg Gainbach, Philipp Gainbach und David Gainbach, ihre Söhne, verkaufen ihr Haus am alten Schuhmarkt an Ursula Sixt, Witwe des Sohnes Georg Gainbach. Der Kaufpreis beträgt 314 Gulden (Wunder/Lenckner: Bürgerschaft, S. 254 mit Berufung auf „Dürr, Urk. 3“).

2. September 1565    Nachlassinventar der “alten Gainbächin”.
N. Gainbach besitzt ein Haus neben Dr. Jörg Rudolf Widman. An Räumen im Haus werden genannt: der obere Boden, die untere Kammer unter dem genannten Boden, die Bühne vor der Kammer, die hintere Kammer, die obere Stube, die Kammer daran, die andere Kammer, die untere Kammer, die untere Stube (an der vorgenannten Kammer), die Küche vor der Stube, die Bühne vor der erwähnten Küche und Stube, der untere Haustennen (StadtA Schwäb. Hall 14/46).

1567            Marthin Hayn (Hain), Bürger zu Tübingen, und seine Frau Ursula Margräuin, vorher Frau des verstorbenen Georg Gainbach, schulden der Stadt Schwäbisch Hall 128 fl Nachsteuer für die Erhebung und Wegführung des Gainbach´schen Erbes, das ihnen und den Kindern von Georg Gainbach und Ursula Margräuin zustand. Sie begleichen diese Schuld durch 2 ererbte Zinsbriefe und einen Übergabebrief über 130 fl Hauptgut und 6 1/2 fl jährlich Zins, wobei sie 2 fl von der Stadt H. zurückerhalten. (Die 3 Briefe sind mit Aussteller und Datum angeführt). Siegler: Märthin Hayn, der Schwager Philipp Gainbach, Bürger zu Hall (StadtA Schwäb. Hall 17/976).

30. März 1573        Philipp Gainbach verkauft an Jörg Moser 22 fl 7 Böhmische Zins aus seinem Haus und seiner Hofraithe am alten Schuhmarkt zwischen Dr. Jörg Rudolf Widman und gegen dem alten Conrad Seuter gegenüber gelegen. Das Haus gültet 1 Kreuzer Vorgelds an den Rat (StadtA Schwäb. Hall 4/774, fol. 62V). Im selben Jahr viele Schuldklagen gegen Philipp Gainbach (StadtA Schwäb. Hall 4/774, fol. 2V, 9R, 74V, 165R).

13. Januar 1574    Jörg Moser gibt Lienhard Romig einen Übergabebrief. Nachdem Romig auf Philipp Gainbachs Behausung am alten Schuhmarkt am Eck noch 82 Gulden Kapital laut eines Zinsbriefes gehabt, nun aber Moser dieses Haus an sich erkauft hat, gibt Moser Romig einen Zinsbrief über 60 Gulden Kapital (auf den den beiden Häusern Hans Dürrwalds, Seilers, in der Gelbinger Gasse zwischen den Häusern des Hans Kurr von Eltershofen und des Hans Groß, Bender, gelegen, stehend). Den Zinsbrief hat Moser von seinem Schweher Jörg Gainbach ererbt. 10 Gulden zahlt er außerdem bar darauf (StadtA Schwäb. Hall 4/775, fol. 5V).

30. April 1576     Die Moserschen Erben verkaufen das Haus an Claus Vogelmann.
Margaretha, Georg Mosers Witwe, Jörg Moser Jung, ihr Sohn, und Hans Seckel, ihr Tochtermann, verkaufen an Claus Vogelmann ihr Haus und ihre Hofraithe am alten Schuhmarkt zwischen Dr. Georg Rudolf Widman und gegenüber Hans Glock am Eck gelegen. Das Haus gültet dem Rat 6 Heller Vorgeld. Der Kaufpreis beträgt 900 Gulden (StadtA Schwäb. Hall 4/777, fol. 110V)

[10. Mai 1577    (?)    Claus Vogelmann verkauft an Anton Brellochs sein Haus und seine Hofraithe am Milchmarkt zwischen Bastian Botz und Peter Keeb gelegen. Das Haus gültet dem Spital 25 ß, 1 Fastnachtshuhn Vorgeld. Der Kaufpreis beträgt 380 fl (StadtA Schwäb. Hall 4/653, fol. 16V)]

1602-1603        Claus Vogelmann gibt von seinem Haus am alten Schuhmarkt 6 h Vorgeld (StadtA Schwäb. Hall 4/1605, fol. 2V).

16. Januar 1630     Claus („Clas“) Vogelmanns Erben verkaufen das Haus an ihren Miterben Claus Vogelmann.
Clas Vogelmanns, Bürger und Salzsieder, Erben (nämlich: Georg Schübelin im Namen seiner Hausfrau Maria, Daniel Seyboth im Namen seiner Hausfrau Katharina, Hans Schweicker Jung im Namen seiner Hausfrau Magdalena, Peter Dötschmann im Namen seines Herrn Vorfahren Michael Vogelmann, gewesener Pfarrer zu Tüngental) verkaufen an ihren Bruder und Schwager Clas Vogelmann ihres Vaters und Schwehers Haus am alten Schuhmarkt zwischen Junker Wolff von Crailsheim und gegen Hans Glocks Witwe Behausung am Eck gegenüber gelegen gemäß den Bedingungen des Kaufbriefs vom Montag nach Judica 1544. Der Kaufpreis beträgt 1.300 Gulden (StadtA Schwäb. Hall 4/656, fol. 115R-116V).

1620-1649        Claus Vogelmann, Sieder, gibt von seinem Haus am alten Schuhmarkt 6 h Vorgeld (StadtA Schwäb. Hall 4/1706, fol. 2V).

1650-1663        Claus Vogelmann gibt von seinem Haus am alten Schuhmarkt 6 h Vorgeld (StadtA Schwäb. Hall 4/1707, fol. 2V).

1663            Die sämtlichen Vogelmannschen Erben bestehen in gesamter Hand (StadtA Schwäb. Hall 4/1707, fol. 2V).

1664-1671        Die sämtlichen Vogelmännischen Erben geben von ihrem Haus am alten Schuhmarkt 6 h Vorgeld (StadtA Schwäb. Hall 4/1708, fol. 2V).

4. Januar 1671        Johann Andreas Blinzig besteht das Haus (StadtA Schwäb. Hall 4/1708, fol. 2V).

1679-1685        Johann Andreas Blinzig zahlt die 6 h Vorgeldgült von seinem Haus am alten Schuhmarkt zwischen der Kirchenstaffel am Fürkauf und der gemeinen Straße an der Unteren Herrngasse (StadtA Schwäb. Hall 4/1709, fol. 5R).

1686            Johann Andreas Blinzig, Umgelder, zahlt Beet in Höhe von 4 fl 7 ß 6 h (nach Ludwig David Müller, Mitglied des Inneren Rates). Künftig soll an dieser Stelle Georg Friedrich Seiferheld genannt werden (StadtA Schwäb. Hall 4/1941, fol. 3). Blinzig rückt auf fol. 1 (Obere Herrngasse), von wo Georg Friedrich Seiferheld auf fol. 3 transferiert wird: Also tauschten vielleicht Blinzig und Seiferheld ihre Häuser. 1687 erscheint Johann Andreas Blinzig am Beginn der Einträge über die Obere Herrngasse (wahrscheinlich für Obere Herrngasse 17, wo früher Ludwig David Müller und kurzfristig Georg Friedrich Seiferheld genannt wurden), während Georg Friedrich Seiferheld, Mitglied des Inneren Rates, nun nach Ludwig David Müller bei den Häusern um den Markt aufgeführt wird (StadtA Schwäb. Hall 4/1943, fol. 1 und fol. 3).

[1687 verkauft der Magistrat der Reichsstadt an Johann Andreas Blinzig, Bürger, berühmten Chirurg und Stadtumgelder, die einige Jahre von Johann Jacob Müller, Bürger und Kornmesser, besessene Gastwirtschaft zum Weißen Schwanen zu Gelbingen. Der Kaufpreis beträgt 750 Gulden. Blinzig will die Wirtschaft seinem Sohn Johann Andreas überlassen (StadtA Schwäb. Hall 4/666, fol. 26R-27R)]

1687 prozessierte Ludwig David Müller, Lizenziat beider Rechte, Mitglied des Inneren Rates und Hauptmann des Haals, gegen Georg Friedrich Seiferheld, Kandidat beider Rechte und Mitglied des Inneren Rates. Durch die Reparatur des Seiferheldischen Hauses (= Am Markt 4) entstehe ihm, Müller, als Besitzer des Hauses Am Markt 5 merklicher Schaden. Ein neuer Giebel am Schuh- oder Hafenmarkt, den Seiferheld höher aufführe als vorher, nehme ihm das Licht in seinem Saal. Die Feuergefahr steige, auch werde die Rinne zwischen den beiden Häusern nicht mehr abfließen. Der Rauch aus Seiferhelds Kamin drücke gegen seinen Giebel. Seiferheld wies die Ansprüche und Vorwürfe Müllers zurück. 1544 sei nach Ausweis zweier Hausbriefe zwischen den beiden Häusern ein offener Platz gewesen, worin ein Büttelhäuslein gestanden habe. Später sei dieses Häuslein abgerissen worden und der jetzt noch stehende große Bau bei der großen Tür des Müllerschen Hauses hineingesetzt worden. Deshalb habe der damalige Besitzer des Müllerschen Hauses die Rinne auf seine Kosten machen lassen. Vorher sei der Trauf vom Seiferheldischen Haus schließlich frei auf die Gasse gefallen. Das Seiferheldische sei nach Ausweis der Hausbriefe von 1544 und 1552 vor Erbauung des mittleren Müllerschen Hauses auf allen vier Seiten frei gestanden (StadtA Schwäb. Hall 10/283).

1688-1692        Georg Friedrich Seiferheld, Mitglied des Inneren Rates, zahlt die 6 h Vorgeldgült von seinem Haus am alten Schuhmarkt zwischen der Kirchenstaffel am Fürkauf und der gemeinen Straße an der Unteren Herrngasse (StadtA Schwäb. Hall 4/1710, fol. 5R).

1692 verkaufen Maria Elisabetha Seiferheld, Witwe des Georg Friedrich Seiferheld, Mitglied des Inneren Rates, geb. Wölckar aus Nürnberg, Johann Friedrich Wibel, Stättmeister und Steuerherr, Direktor des Consistoriums und Scholarch, Johann Friedrich Laccorn, Lizenziat beider Rechte und Ratskonsulent, Johann Caspar glock, Lizenziat beider Rechte, und Johann Georg Seiferheld, Kriegskommissar, alle als Erben des Georg Friedrich Seiferheld, an Leonhard Friedrich Textor, Mitglied des Inneren Rates und Amtmann über der Bühler, ihr Haus am Schuhmarkt (gelegen zwischen Ludwig David Müller, Lizenziat beider Rechte und Mitglied des Inneren und Geheimen Rates, und Johann Caspar Glock, Sen., Mitglied des Inneren und Geheimen Rates). Kaufpreis: 3.500 fl. (StadtA Schwäb. Hall 4/667, fol. 171R-174V)

1696-1697        Leonhard Friedrich Textor, Mitglied des Inneren Rates, zahlt die 6 h Vorgeldgült von seinem Haus am alten Schuhmarkt zwischen der Kirchenstaffel am Fürkauf und der gemeinen Straße an der Unteren Herrngasse (StadtA Schwäb. Hall 4/1710, fol. 5R).


22. September 1712        Die Erben des Leonhard Friedrich Textor verkaufen ihr Haus an Christoph David Stellwag.

Susanna Magdalena Textor, geb. Stellwag, Witwe des Leonhard Friedrich Textor, Mitglied des Inneren Rates und Amtmann über der Bühler, Georg Friedrich Textor, Wildbretschreiber, Johann David Textor und Maria Euphrosina Textor, beide ledig, sowie deren Vormünder Johann David Bauer, Stadtumgelder, und Johann Christoph Weidner, Fleischschätzer und Apotheker, alle als Erben des Leonhard Friedrich Textor, verkaufen an Christoph David Stellwag, kaiserlicher Rat, Hofpfalzgraf, Stättmeister und Steuerherr, Consistorialis und Scholarch, ihr Haus im alten Schuhmarkt zwischen Ludwig David Müller, Lizenziat beider Rechte, Mitglied des Inneren und Geheimen Rates, und Johann Jacob Bratz, Mitglied des äußeren Rates und Baumeister, Haus am Eck gegenüber gelegen. Die Bedingungen der alten Kaufbriefe bleiben gewahrt, vor allem die aus dem Kaubrief von 1544, als Stättmeister und Rat das Haus zum ersten Mal an einen Privaten verkauft haben. Der Kaufpreis beträgt 2.600 Gulden (plus 50 Gulden für den Weinkauf). 2.000 Gulden werden bar bezahlt, je 200 Gulden in drei Jahrzielern. Das Haus entrichtet 6 Heller Vorgeld an das Amt Schlicht (StadtA Schwäb. Hall 4/672, fol. 254V-255R).

26. August 1722    Nachlassinventar des Christoph David Stellwag, kaiserlicher Rat, Hofpfalzgraf, Stättmeister und Steuerherr, Consistorialis und Scholarch, Visitator der Kirchen auf dem Land. Sein Haus liegt am sog. alten Schuhmarkt zwischen Nicolaus David Müller, Doktor beider Rechte und Ratsadvokat, und Johann Friedrich Bratz, Bürger und Bäcker, Behausungen am Eck gegenüber gelegen und gültet dem Amt Schlicht jährlich 6 Heller Vorgeld. Es wird beschrieben in Kaufbriefen v. Montag nach Judica 1544, 30. April 1576, 16. Januar 1630, 23. Juni 1692 und 22. September 1712. Das Haus geht an die Geschwister des Verstorbenen Maria Margaretha Wibel, Witwe des Georg Friedrich Wibel, Pfarrer zu Unterlimpurg, und Georg Friedrich Stellwag, Mitglied des Inneren Rates und Apotheker (StadtA Schwäb. Hall 14/1965).

2. April 1740        Nachlassinventar der Susanna Cordula Stellwag, Witwe des Georg Friedrich Stellwag, Mitglied des Inneren Rates, geb. Eisenmänger. Ihr Wohnhaus auf dem Schuhmarkt neben Herrn Geheimen Dr. Müller und der gemeinen Straße, die in das Amt Schlicht 6 Heller Vorgeld gültet (laut Kaufbriefen von 1544, 1559, 1576, 1630, 1692 und 1712), geht an ihren Sohn Johann Christoph Stellwag, Stadtschultheiß. Der Wert des Hauses wird auf 2.500 Gulden geschätzt (StadtA Schwäb. Hall 14/2333).

1765        Herr Amtmann Stellwag (StadtA Schwäb. Hall 4/881, fol. 16V)

8. Februar 1774    Nachlassinventar der Rosina Magdalena Stellwag, Witwe des Johann Christoph Stellwag, Stadtschultheiß, geb. Schäffner. Das Haus am Markt zwischen Herrn Ratsadvokat Müller und dem Schuhmarkt, dann der Schuhbäck Brazschen Behausung (laut der Kaufbriefe von 1544, 1559, 1576, 1630, 1692, 1712) geht an ihren Sohn Johann David Stellwag, Mitglied des Inneren Rates und Oberhaalpfleger. Der Wert wird auf 2.000 Gulden geschätzt (StadtA Schwäb. Hall 14/3474).

1790        Der Ehesukzessor des Amtmanns Stellwag, Herr Stättmeister Closter (StadtA Schwäb. Hall 4/881, fol. 16V). Friedrich Gottlob Closter war in erster Ehe mit Susanna Elisabetha Seiferheld, geb. Stellwag (Tochter der Rosina Magdalena und des Johann Christoph Stellwag) verheiratet, in zweiter mit Maria Magdalena Stellwag, geb. Bonhöfer. Ihr erster Mann war Johann David Stellwag (Sohn von Rosina Magdalena und Johann Christoph Stellwag) (StadtA Schwäb. Hall 14/4479).

16. Februar 1801    Nachlassinventar des Friedrich Gottlob vom Jemgumer Closter, Stättmeister, Consitorialis und Scholarch, Direktor des Lehensrates, Visitator der Kirchen ud Schulen auf dem Land, Lehenträger des Reichs und Hohenlohes. Die Behausung am alten Schuhmarkt zwischen Herrn Geheimen und Bühler Amtmann Müller und Herrn Geheimen und Ilshöfer Amtmann Braz Behausungen am Eck gelegen (gültet dem Amt Schlicht 6 Heller Vorgeld; laut der Kaufbriefe von 1544, 1559, 1576, 1630, 1692 und 1712) wird laut Aufstreichsprotokoll verkauft an Herrn Geheimen und Amtmann Braz um 7.000 Gulden (StadtA Schwäb. Hall 14/4479).

4. Mai 1802        Johann Jacob Braz, Mitglied des Inneren und Geheimen Rates und Amtmann über Ilshofen, Reichalmosenpfleger und Oberlandumgelder (StadtA Schwäb. Hall 4/881, fol. 16V)

Vermög Subhastationsprotokoll v. 15. Juli 1801 verkaufen die Erben des Stättmeisters vom Jemgumer Closter ihr Haus auf dem Markt neben Herrn Geheimem Müller gelegen und mit 6 Heller Vorgeld zugunsten des Amtes Schlicht belastet an Johann Jacob Braz, Mitglied des Inneren und Geheimen Rates, Amtmann über Ilshofen, Reichalmosenpfleger und Oberlandumgelder, auch Oberbibliothekar. Der Kaufpreis beträgt 7.000 Gulden. [Am selben Tag verkauft Johann Jacob Braz seine bisher ruhig besessene Behausung in der Oberen Kecken- oder Herrngasse, an die Sandelsche Apotheke anstoßend, samt dem daran liegenden Scheuerlein, an Johann Peter Sandel, Apotheker und Mitglied des äußeren Rates. Der Kaufpreis beträgt 4.000 Gulden] (StadtA Schwäb. Hall 4/764, fol. 50V-R).


?        Kaufmann Bühler (StadtA Schwäb. Hall 4/881, fol. 16V)

 

1825: Eberhard Bühler, Kaufmann, kaufte das Haus von der Witwe Braz.

1827: Bühler, Eberhard, Kaufmanns Witwe, war die Besitzerin - wie auch 1842.

1861 haben die Erben der Witwe Bühler das Haus um 10.000 Gulden an Dr. Robert Dürr verkauft, in dessen Besitz es mindestens bis 1905 blieb, denn auf Dr. Robert Dürr, praktischer Arzt, wurde es in das Grundbuch umgeschrieben.

Befunde aus Bauforschung

Keller vom 14., 16., 18. und 19. Jahrhundert. (StadtA Schwäb. Hall BF 168)

Befunde aus Bauakten

1865: "Dr. Robert Dürr legt einen Plan über Einrichtung eines Balkons auf der Seite seines Wohnhauses gegen den Hafenmarkt vor. Derselbe ist in einer Höhe von 30 Fuß über dem Planum der Straße und ruht ohne Unterstützung von der Straße aus auf Consolen, daher gegen dieses wie gegen die bauliche Behandlung des unteren Stockwerks nichts einzuwenden ist." Weiterhin lässt Dr. Dürr im Salon zwei Windöfen aufstellen.

1879: Dr. Robert Dürr plant "aus Anlaß der Ersetzung des hölzernen Abtrittschlaichs in meinem Hause durch (Steingut-) thönerne Röhren, u. den damit zusammenhängenden Veränderungen", ... "im unteren Stockerk (vom Markt aus zu ebener Erde) an der südlichen Seite des Hauses, gegenüber dem Bäcke Stüzner, ein neues Fenster von den gewöhnlichen Dimensionen anzubringen", wofür er die behördliche Genehmigung erhält.

1892: Sanitätsrat Dr. Robert Dürr lässt die Abtrittgrube im Erdgeschoss des Hauses neu bauen.

1902: Das Gebäude erhält einen neuen, 20 x 25 cm messenden, "unbesteigbaren" Kamin.

1912: "Frau Sanitätsrat Dr. Dürr Witwe" lässt einen neuen, unbesteigbaren Kamin mit 20 x 20 cm lichter Weite ab der Decke des I.Stocks aufbauen.

1939: Der 1865 aufgebaute Balkon soll auf Anweisung des Bürgermeisteramts und gegen den Protest Dr. Hubert Mühlbauers abgebrochen werden, da bezweifelt werden müsse, ob er noch die notwendige Tragfähigkeit und damit Sicherheit besitze. Für die Abbrucharbeiten stellt Bürgermeister Prinzing einen städtischen Zuschuss bzw. Mittel des Landesamts für Denkmalpflege in Aussicht.

1939: Erneut wird ein Kamin abgebrochen und durch einen neuen ersetzt. Im selben Jahr findet ein Kaminumbau statt. Bauherr ist Dr. Hubert Mühlbauer.

1939: Das Haus wird an die Kanalisation angeschlossen, wofür Dr. Mühlbauer einen Erschließungsbeitrag von 329,95 RM zu bezahlen hat.

1941: Die Neupflasterung und Neugestaltung des Hafenmarkts löst einen Konflikt zwischen der Stadtverwaltung und Dr. Hubert Mühlbauer aus, der sich v.a. durch die Erschließung eines früheren, nicht mehr genutzten Stalls durch Stufen behindert fühlt.

1943: Teils nachträgliche Genehmigung von Bauarbeiten im Haus, u.a. Neuaufbau eines durch das ganze Haus führenden Kamins, Umbauten im II. Stock.

1949: Anbringung eines Werbeschilds für das im ansässige Geschäft "Tabakwaren Grosshandel K. Gengenbach".

1955: Dr. Mühlbauer erhält einen Staatszuschuss zu umfangreichen Renovierungsarbeiten am Haus, in deren Verlauf das Mauerwerk freigelegt, das Barockportal zum Markt repariert, der Barockgiebel zum Markt erneuert und mit vergoldetem Kupferblech abgedeckt und das "Dachhäuschen" instandgesetzt wurde. Der von Dr.Eduard Krüger entworfene Plan für einen neuen, historisierend gestalteten Balkon wird offenbar abgelehnt.

1955: Ebenfalls 1955 wird in das Haus eine mit Heizöl befeuerte Zentralheizung mit einem 10.000-Liter-Tank eingebaut.

Beschreibungen

historische Beschreibungen

1827: Wohnhaus samt Anbau mit 34,7 Ruten Fläche

1842: ein dreistöckiges Wohnhaus auf dem Markt neben Registrator Glocks Witwe, mit Waschhaus, Stallung und großem gewölbtem Keller. Bei diesem aus ist auf dem Areal des Stadtpflasters eine versenkte Dunggrube neben Registrator Glocks Höfle. (19/826, S. 237)

Beschreibungen aus den Denkmallisten

Ehem. Franziskanerkloster, dann Lateinschule. Ursprünglich mittelalterliches Steinhaus, zum ehem. Franziskanerkloster (1236 - 1524) gehörig, dann Lateinschule und Wohnhaus der Familie Stellwag, in der Renaissance und Barock umgestaltet, Ostportal bez. L. G. Cuithus 1779. Sachgesamtheit mit Am Markt 5. Am 08.10. 1925 in das Landesverzeichnis der Baudenkmale in Württemberg eingetragen. Mittelalterliche Bodenfunde, die vor allem Aufschluss über die Baulichkeiten des Klosters (das wohl anstelle eines älteren, seit frühsalischer Zeit bestehenden Herrenhofes entstand) geben können, sind auch im Umkreis der Häuser Am Markt 4 und 5 zu erwarten. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 12/1982, S.  65)

Am Markt 4, 5 (Flst.Nr. 0-49/3, 0-49/4). Ehem. Franziskanerkloster (Nr.4, 1236 - 1524), mittelalterliches Steinhaus. Später Lateinschule und Wohnhaus. Ostportal mit L.G. Guithus, bez. 1779; Ehem. Franziskanerkloster (Nr.5). Portal evtl. von Schlör, 2 Epitaphien von 1410 und 1419 (Sachgesamtheit). § 28 (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Besonderheiten

Das  Schicksal der polnischen Jüdin Golda Rener

Die 1918 in Bilgoraj/Polen geborene Golda Laja Rener kam am 5. November 1942, getarnt als polnische Zwangsarbeiterin, nach Schwäbisch Hall und lebte im Gebäude am Markt 4. Sie wurde offenbar bald als Jüdin erkannt, wobei die genauen Umstände unbekannt sind Am 19. November 1942 erfolgte die Übergabe an die Gestapo Stuttgart. Golda Rener wurde nach Auschwitz deportiert und dort am 8. März 1943 ermordet.

Quellen

Archivalien:

 

  • StadtA SHA 4/1545, 4/1547, 4/1547a, 19/826, S. 237; 55/46 (Gemeinderatsprot. 1970), S. 60, 91, 128, 412

Literatur:

  • Elke Däuber, Andreas Maisch: Geachtet - Ausgegrenzt - Verfolgt. Jüdische Einwohner in Schwäbisch Hall 1933-1943, Schwäbisch Hall 2008, S. 135 (Golda Laja Rener)

Pläne und Ansichten vor 1827:

  • StadtA SHA 10/0283 (1687); S10/0804 (1728, Ausschnitt)