Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827
Am Markt 3 - Löwenapotheke: Aus jeder Generation eine Apotheke
Primärkatasternummer: 49 und 50
Besitzer: 1827
Sandel, David, Apotheker
Besitzerliste
zus. mit Obere Herrngasse 2 (PKN 50). Besitzer hier eingetragen.
1717: 2 Behausungen
die erste 1717: H. Georg Friedrich Stellwag, Mitglied des äußeren Rates und Apotheker. Die Apotheke befand sich zu diesem Zeitpunkt bei der Jakobskirche. Auch ein später verschütteter Keller gehörte noch dazu.
dann der Sohn H. Johann David Stellwag
dann H. Sandel, Apotheker, 1/4 der Behausung (d.h. des nunmehrigen Ensembles aus beiden Häusern, wobei Sandel der ehemals Hirsche Teil gehörte)
das zweite 1717: H. Johann David Hirsch, Barbierer, dann H. Sandel, Mitglied des äußeren Rates und Apotheker
Nach der Vereinigung der beiden Häuser: 1/4 an Sandel, 3/4 an H. Senator und Amtmann Döllin, später Mitglied des Geheimen Rates und Steuerherr
1767: H. Christoph Ludwig Döllin, Senator und Amtmann im Rosengarten, 3/4 der Behausung
diese dann an H. Johann Jacob Bratz, Konsulent
1767: H. Johann Peter Sandel, Mitglied des äußeren Rates und Apotheker, 1/4 der Behausung, die vordere Bewohnung und die ganze Apotheke
1782: H, Johann Jacob Bratz, Konsulent, 3/4 der Behausung
und H. Johann Peter Sandel, Mitglied des äußeren Rates und Apotheker, 1/4 der Behausung
dann H. Johann Peter Sandel die ganze Behausung
1825: Johann Peter Sandel verkauft die beiden Gebäude der Apotheke samt zugehöriger Scheuer (PKN 51, heute Garten) und Hofraum an seinen bis dahin in Lauffen/Neckar als Apotheker tätigen Sohn Georg David Sandel (1788-1839).
1839: Nach dem Tod Georg David Sandels am 14. Januar 1839 geht die Löwenapotheke an seine Witwe Elisabethe Friederike geb. Balz (1793-1864) über.
1845: Elisabethe Friederike Sandel geb. Balz (1793-1864), Witwe des Löwenapothekers Georg David Sandel, verkauft die Apotheke mit allen zugehörigen Gebäuden und Flächen an ihren Sohn Paul Friedrich David Sandel (*1819).
Haustafel
Hinter einer spätmittelalterlichen Fachwerkfassade und im klassizistischen Anbau haben sich originale Apothekeneinrichtungen von der Barockzeit bis zur Zeit des Zweiten Weltkriegs erhalten. Die beiden völlig unterschiedlichen Baustile wirken auf uns heute wie eine selbstverständliche Einheit.
Befunde aus Bauforschung
Holzteile aus dem 15. und 19. Jahrhundert, dendrochronologisch datiert auf 1455/1456, 1801/1802. (StadtA Schwäb. Hall BF 74)
Kernbau Gerüst dendrochronologisch datiert auf 1455/56. (BF Lohrum/Bleyer)
Befunde aus Bauakten
1806: Apotheker Johann Peter Sandel ist "wegen Baufälligkeit des mittleren Socks meines Hauses in die Nothwendigkeit versezt, anstatt desselben ein neues Gebäue zu errichten" und beantragt hierfür die gemeinderätliche Genehmigung. Stättmeister Majer hat zwar "sowol gegen das höhere Bauen, als gegen das erbettene Vorrücken von 4 Schuhe, um einen Kamin aus meine Laboratorio ausführen zu können, feyerlich protestiert." Dieser Protest ist aber dadurch gegenstandslos geworden, dass Sandel das Majer'sche Haus erworben hat. Das Untergangsgericht befürwortet Sandels Ansuchen.
1869: Apotheker Hiller "beabsichtigt ..., an seinem Nebenhaus statt einer Thüre ein Fenster einzurichten - diese Veränderung hat keinen baupolizeilichen Anstand und dürfte gemeinderäthliche Genehmigung ertheilt werden". Die Tür befindet sich im Erdgeschoss zur Oberen Herrngasse hin.
1886: Hausbesitzer Heinrich Hiller, Apotheker, lässt umfangreiche Umbauten im "II. Stock," vornehmen. Nach den vorgelegten Plänen "sollen Wandversetzung, Abbruch von Kaminen, Verlegung zu Einsteigöffnungen in Kamine vom 2ten Stock in den Dachraum, Fensterveränderung auf der Westseite entsprechend der Fenstereinrichtung im 1ten Stock, Aufstellung mehrerer neuer Öfen von innen heizbar stattfinden."
1891: Apotheker Arthur Schray lässt im Erdgeschoss einen Laden mit zwei Fenstern zur Oberen Herrngasse sowie ein "Entree in denselben" einbauen. Die Haustüre wird zurückversetzt, so dass ein zur Oberen Herrngasse offener Vorraum ("Vorhalle") entsteht.
1925: Dr. Ernst Breit lässt einen Kamin umbauen.
1928: Abbruch eines alten Kamins und Neuerrichtung eines neuen, "unbesteigbaren" Kamins.
1934: Ausbruch eines Abortfensters auf der südlichen Hausseite.
1934: Die Anbringung von Leuchtschildern "Apotheke" zur Oberen Herrngasse und zur Schuhgasse wird genehmigt.
1943: Erstellung eines Mauerdurchbruchs zum Haus Untere Herrngasse 1 (Bäckermeister Georg Dörr), vermutlich aus Luftschutzgründen.
1946: Einbau einer Dachgeschosswohnung mit Gauben.
1952: Hinter dem Haus wird ein Gartentor zur Oberen Herrngasse hin errichtet.
1953: Anbringung des Schriftzugs "LOEWEN-APOTHEKE" aus Metall am Anbau zum Marktplatz hin.
1953: Umbauten im Kellergeschoss und im Erdgeschoss des Altbaus. Insbesondere werden die Geschäftsräume der Apotheke und der bisherigen "Homoeopathie" durch Mauerdurchbrüche und Umbauten miteinander verbunden und eine verglaste Ladenfassade zur Oberen Herrngasse eingebaut.
1959: Das Haus erhält vier Spülaborte und einen direkten Anschluss an das städtische Dolennetz.
1966: Renovierungsarbeiten an der Fassade des Altbaus zum Marktplatz und zur Unteren Herrngasse hin (nur durch Fotos dokumentiert).
1976: Einbau eines Aufzugs.
1977: Die bisherige Wohnung im Dachstock (1946/47 eingebaut) wird in eine Arztpraxis umgebaut,
1979: Umbau der bisher im 1. Obergeschoss befindlichen Wohnung in eine Arztpraxis.
2004: Sanierungsarbeiten an der Fassade.
Beschreibungen
historische Beschreibungen
1827: zusammen mit PKN 50 ein Wohnhaus samt Apotheke mit 41,3 Ruten Grundfläche
um 1840 (Güterbuch, Bd. 1): „Gebäude 41,3 Rthn VIII 49 u[nd] 50. Ein 2stokigtes ganz steinernes Wohnhaus mit Apotheke u[nd] ein unten 4- u[nd] oben 2stokigtes Wohnhaus mit obenbeschriebenem Haus zusammenhängend, neben sich selbst [= PKN 51, Scheuer, heute Garten] u[nd] Bäker Preu. B.V.A: 12000 fl. Jedes dieser Gebäude hat einen laufenden Bronnen, der seinen Zufluß aus einem Zweig der städtischen Bronnenleitung hat.“
Beschreibungen aus den Denkmallisten
Löwenapotheke, Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung. Verfahren zur Eintragung ins Denkmalbuch nach § 12 eingeleitet. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 12/1982, S. 64)
Am Markt 3 (Flst.Nr. 0-22). Löwenapotheke. Älteste Apotheke in Schwäbisch Hall. Fachwerkkonstruktion, 1456 (d), Datum 1375 nicht geklärt. Verblattete Kopf- und Fußstreben, „Mann”-Motiv. Bruchsteinmauerwerk, spätmittelalterlich. Zweites Obergeschoss bez. 1612, Umbauten 18. Jahrhundert. § 12 (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)
Quellen
Archivalien:
- Baurechtsamt Schwäb. Hall, Bauakten
- StadtA Schwäb. Hall 19/826 (Güterbuch, Bd. 1), S. 208 (David Sandels Wwe.)
- StadtA Schwäb. Hall 19/836 (Güterbuch, Bd. 11), S. 67 (Paul David Sandel)
- Ancestry.com: Württemberg, Deutschland, Familienregister 1550-1985 [database on-line]