Gebäudeverzeichnis
Am Schuppach 6 - Wohnhaus, früher Kapelle St. Maria am Schuppach
Primärkatasternummer: 238a
Besitzer: 1827
Besitzerliste
1812 (25. August) verkauft der Zimmerobermeister Johann Ludwig Dötschmann an den Pflugwirt Johann Georg Happold den Platz, den die von der Geistlichen Verwaltung zum Abbruch erworbene sog. Schuppacher Kirche vorher einnahm, um 300 Gulden (StadtA Schwäb. Hall 19/1001, S. 305)
1827 ist ein Teil des Platzes bereits überbaut: PKN 238a ist als Stallung ausgewiesen. Besitzer ist der Pflugwirt Johann Heinrich Happold, Sohn des Johann Georg Happold.
1856 (30. Oktober) kauft die Staatsfinanzverwaltung aus der Hinterlassenschaft des Pflugwirts Heinrich Happold vier Quadratruten Stallung über dem Weg auf dem Platz der früheren Schuppachkirche (StadtA Schwäb. Hall 19/1027, S. 270b)
1857 (7. Oktober) verkauft die Staatsfinanzverwaltung zum Forstamt gehörende Stall- und Remisengebäude, u.a. das auf dem Gelände der Schuppachkirche liegende Stall- und Remisengebäude mit einer Bodenfläche von vier Quadratruten an den Particulier Georg Michael Leicht (StadtA Schwäb. Hall 19/1028, S. 99b-100a)
1874 (13./30. April) erwirbt der Bierbrauer Carl Kunz aus der Verlassenschaftsmasse des Georg Leicht die Stallung überm Weg (StadtA Schwäb. Hall 19/1040, S. 203)
1898 erhält der Sohn des Carl Kunz, Bierbrauer Wilhelm Kunz, die Stallung überm Weg auf dem Platz der früheren Schuppachkirche u.a. als Heiratsgut von der verwitweten Mutter (StadtA Schwäb. Hall 19/839, S. 407; 18/8796)
1912 wird im Feuerversicherungsbuch das Gebäude wie folgt beschrieben: ein 2stockiges Waschküchen- und Stallgebäude gemischter Bauart mit Giebeldach, an Nr. 4 mit eigener Wand gebaut. Ziegeldach. Feuerfeste Teile: Fundament und Sockelmauer und die Giebelmauer gegen Nr. 4 ohne das Giebeldreieck.
1974: Die Stadt überlässt die Räume im Gebäude unentgeltlich dem Großen Siedershof als Vereinsheim. Die Renovierung wird in Eigenarbeit durch die Mitglieder des Siedershofs durchgeführt.
1980: Das Gebäude wird am 23. November 1980 durch eine von einem defekten Durchlauferhitzer verursachte Gasexplosion verwüstet. Personen kommen nicht zu Schaden, der Sachschaden liegt bei etwa 220.000 DM. Der Große Siedershof übernimmt 1982 das ehemalige Torwächterhaus am Crailsheimer Tor (Zwinger 2).
Haustafel
Erst bei genauerem Hinsehen ist zu erkennen, dass hier einmal eine Kirche stand. Der Grundriss der früheren Marienkirche ist im Straßenraum mit Steinen nachvollzogen. Vom ehemaligen Chor sind noch Türen und Fensteransätze zu sehen. Die Marienkirche wurde um 1465 als Wallfahrtsstätte neu gebaut. In der Zeit der napoleonischen Neugliederung profaniert, wurde sie 1812 als „unnützes“ Gebäude abgebrochen.
Befunde aus Bauakten
1811: „Da der den Einsturz drohende Schuppacher Kirchenthurm abgebrochen werden muß; so wird nächsten Freytag den 2. August ein Abstreichs Accord dieserwegen vorgenommen, zu dem Ende die Lustbezeugenden sich an gedachtem Tag Morgens bey unterzeichneter Beamtung einzufinden haben. Am 27. Jul. 1811. Königl. Geistl. Verwaltung“ (HW v. 31.07.1811)
Beschreibungen
Abgegangene Marienkirche (Schuppachkirche). In den Außenmauern des Gebäudes Am Schuppach 6 und in der Mauer, die den angrenzenden freien Platz nach Süden abschließt, haben sich Fragmente der mittelalterlichen Marienkirche erhalten (u.a. Spitzbogentür, eine spitzbogige Mauernische; Gesimsstücke; wohl als Reste eines Strebepfeilers zu deutendes Mauerstück; Spuren ehem. Farbfassung). Eine erste Kapelle an dieser Stelle entstand 1323 als Stiftung des Adeligen Heinrich Unmueß von Altenhausen in seinem Haller Hof. Diese "Unmusen-Kapelle" wurde Wallfahrtsstätte. Das führte zur Erbauung einer größeren Kirche (1464-67), die zahlreiche Stiftungen des Haller Adels erhielt. 1802 wurde sie profaniert; 1812 abgebrochen, nachdem sie noch 1788 erneuert worden war. Die Parzellengrenze spiegelt noch ungefähr den Grundriss der abgegangenen Kapelle. In diesem Bereich sind archäologische Funde und Befunde zu erwarten, die wichtige Aufschlüsse zur Geschichte dieses Sakralbaues geben, der im religiösen Leben im spätmittelalterlichen Hall eine bedeutende Rolle spielte. An der Erhaltung der Reste der Schuppachkirche besteht öffentliches Interesse aus wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Gründen. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 88)
Am Schuppach 6 (Flst.Nr. 0-95/7, 0-95/8, 0-95/9). Wohnhaus mit Fragmenten der mittelalterlichen Marienkapelle von 1323. § 2. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)
Quellen
Literatur:
- Dieter Kalinke (Hrsg.): Die Haller Sieder. Geschichte und Brauchtum des Grossen Haller Siedershofs, Schwäbisch Hall 1993, S. 183ff
- Hallisches Wochenblatt Nr. 31 v. 31.07.1811 (Ausschreibung Abbruch Turm)
- Haller Tagblatt v. 24.11.1980, S. 17; 9.3.1982, S. 17