Gebäudeverzeichnis

Am Markt 1 - Evangelische Stadtkirche St. Michael: Romanik und Gotik

Adresse: Am Markt 1
Primärkatasternummer: 942
Besitzer: 1827
Kirche


Haustafel

Der Bischof von Würzburg weihte 1156 die romanische Basilika dem Erzengel Michael. Aus jener Zeit steht heute noch der Turmunterbau. Genau 300 Jahre später war die gotische Hallenkirche aufgerichtet, 1525 der hochragende Chor. Seine Fertigstellung fiel in die Zeit der Reformation, die der Prediger Johannes Brenz schon 1522 in Hall eingeführt hat. Er sorgte dafür, dass die wertvollen Kunstwerke in den Kirchen erhalten blieben.

Befunde aus Bauforschung

Kirche St. Michael. Dendrochronologisch datiert: Langhaus Dach auf 1457/58; Umbau Langhaus 1642/43; Chor Dach 1515/16; Glockenstuhl 1427/28. (BF Lohrum/Bleyer)

 

Vom ursprünglichen, 1156 geweihten Bau stehen noch die 4 untersten Geschosse des romanischen Westturms mit der Vorhalle. Das Langhaus war als dreischiffige romanische Basilika ausgebildet. Fundamente wurden teilweise archäologisch nachgewiesen. Umbau 1427-1456 zur gotischen Hallenkirche mit Rundsäulen, aus dieser Zeit noch 2-3% der Ziegel. Der größte Teil stammt aus dem 16./17.Jh. und weiterer, geringer Teil aus dem 18./19. Jh. Gebälk überwiegend aus der Bauzeit. 1495-1525 Bau des Chores mit spätgotischem Netzgewölbe. Gebälk wahrscheinlich noch aus dieser Zeit. 1573 Erhöhung des Turms durch zwei achteckige Turmgeschosses mit Kuppeldach und Glockenlaterne. Vgl. Datenbank Bauforschung Baden-Württemberg.

Befunde aus Bauakten

1912: Einbau einer "Circulations-Luftheizungsanlage für die St. Michaelskirche". Die Heizanlage wird in einem außerhalb des Kirchengrundrisses gelegenen, neu angelegten Keller untergebracht, die warme Luft von  dort über Leitungen in das Kircheninnere transportiert. 

1931: Kunstschmied Emil Schmidt sen. entfernt im Juli 1931 das "Chorgitter" außen hinter dem Chor der Kirche. Es soll umgearbeitet und am Garten der Kleinkinderschule St. Katharina angebracht werden.

1942: Nach einer Ortsbegehung moniert das Landesamt für Denkmalpflege, dass die Maßnahmen zum Luftschutz der Kunstwerke in der Michaelskirche ungenügend seien. Figuren und Tafeln aus den Altären seien im Westturm und im Kirchenschiff nicht feuersicher untergebracht, außerdem wären einige Epitaphien, die enfernt werden könnten, noch an ihrem ursprünglichen Ort. Landeskonservator Schmidt schlägt vor, alle demontierbaren Figuren, Altäre, Epitapien usw. in einem feuersicheren Raum (Sakristei) oder in der "alten Bastion in der Nähe des Bahnhofs" (Pulverturm) unter zu bringen. Ortsfeste Epitaphien (Arnold, Haspel v.Palmenburg, Drechsler, Sanwald, 2 x Bonhöffer) sowie der "Kern-Altar" und das Sakramentshaus sollten durch Vermauern "mit einer Backsteinmauerstärke von mindestens 50 cm" gesichert werden. Weiiterhin wird beklagt, dass in der Urbanskirche keinerlei Sicherungsmaßnahmen ergriffen worden seien (Stellungsnahme vom 2.7.1942). 

1947: Instandsetzung der teilweise eingestürzten nördlichen Stützmauer beim Classgebäude (Am Markt 14).

1961: Aufbau einer neuen Einfriedungsmauer südlich des Chores von St. Michael nach Entwurf von Dr. Eduard Krüger.

1963: Dipl.-Ing. K. Thier stellt in einem Gutachten vom 13.8.1963 fest, "daß das nordwestliche Turmfundament nach unten absinkt." Durch diese Setzungen seien an Steinen im unteren Bereich des Turms Spalten und Risse entstanden.

1963: Einbau einer neuen, mit Öl betriebenen Warmuftheizung in der Kirche. Zur Unterbringung der Heizungsanlage und des Öltanks wird der alte, durch die südliche Stützmauer zugängliche Heizkeller genutzt.

1968: Anbringung von Geländern zur Sicherung der (zu niedrigen) Mauerbrüstungen der Kirchhofmauern.

1971: Erneuerung der Heizkellerdecke.

1971-1972: Instandsetzung und teilweiser Neuaufbau des oberen, achteckigen Turmteils. Grund sind starke Schäden am für den Bauteil verwendeten lokalen Sandstein, als deren Grund "Luftverschmutzung" vermutet wird. Bei den Bauarbeiten wird der achteckige Turmaufbau komplett abgetragen und als "Vormauerung mit Hinterbetonierung" neu errichtet. Beim Abbruch des alten Dachstocks wird an einer Bugstrebe die Jahreszahl 1576 entdeckt. Die bisherigen Holzdecken werden durch Betondecken der Fa. Härer ersetzt. Die Reparatur und Renovierung des auf 1718 datierten Geländers am Turmungang führt der Kunstschmied Emil Schmidt jun. aus. Für Maurerarbeiten wird Heuchelberger Sandstein verwendet.

1979: Umbau der Orgelempore.

1983: Umbau bzw. Verstärkung der nördlichen Stützmauer durch das Einbringen von im anstehenden Fels verankerten Pfählen hinter dem Mauerwerk. 

1986: Einbau eines Lufterhitzers, teilweise Anderung bzw. Neueinrichttung von Luftkammern, Einbau einer neuen Regelanlage.

Beschreibungen

Evangelische Stadtkirche St. Michael, 1156 Einweihung der romanischen Basilika mit Westturm, 1427-56 Neubau des Langhauses, 1495-1527 Chorneubau, Treppe 1507 angelegt und 1830 erweitert. Eingetragen ins Landesverzeichnis der Baudenkmale in Württemberg seit 08.10.1925 (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 12/1982, S. 62)

Am Markt 1 (Flst.Nr. 0-7/1). Ev. Stadtkirche St. Michael, urspr. romanische Basilika, Westturm von 1156; gotisches Schiff und gotischer Chor. § 28 (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Quellen

Literatur (Auswahl):

 

  • Eugen Gradmann (Hrsg.): Die Kunst- und Altertumsdenkmale der Stadt und des Oberamtes Schwäbisch-Hall, Esslingen 1907
  • Hans Werner Hönes: St. Michael Schwäbisch Hall. Baugeschichtliche Dokumentationen, Schwäbisch Hall 2005
  • Eduard Krüger: Das romanische Münster Sankt Michael zu Schwäbisch Hall, in: Württembergisch Franken 49 (1965), S. 66-104
  • Eduard Krüger: Schwäbisch Hall. Ein Gang durch Geschichte und Kuns: Neu bearb. von Fritz Arens und Gerd Wunder, Schwäbisch Hall 1982 (3. Aufl)
  • Burghard Lohrum: Vom binderlosen Sparrendach zur liegenden, verzapften Stuhlkonstruktion, in: Albrecht Bedal, Isabella Fehle (Hrsgg.): Hausgeschichten. Bauen und Wohnen im alten Hall und seiner Katharinenvorstadt (Kataloge des Hällisch-Fränkischen Museums; Bd. 8), Sigmaringen 1993, S. 63-80 (Bauforschung Dachstuhl, mit Querschnittszeichnungen)
  • Helga Steiger: St. Michael in Schwäbisch Hall. Untersuchungen zur Geschichte und Baugeschichte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit (Forschungen und Berichte der Bau- und Kunstdenkmalpflege in Baden-Württemberg, Bd. 16), Ostfildern 2017
  • Die Michaelskirche in Schwäbisch Hall. Ein Begleiter durch die mittelalterlichen Kirchen St. Michael, St. Katharina und St. Urban, Lindenberg 2004 (2.Aufl.)
  • St. Michael in Schwäbisch Hall. Hrsg. vom Historischen Verein für Württembergisch Franken, dem Evang. Gesamtkirchenbezirk Schwäbisch Hall und dem Hällisch-Fränkischen Museum Schwäbisch Hall, Künzelsau 2006
  • Gerd Wunder: Die Personendenkmale der Michaelskirche in Schwäbisch Hall, Schwäbisch Hall 1987