Gebäudeverzeichnis

Kleincomburger Weg 42-44 - Kleincomburg, Kirche St. Ägidius und ehem. Kapuzinerkloster

Adresse: Kleincomburger Weg 42-44
Primärkatasternummer: Lit. D (417, 123...)
Besitzer: 1827
Spitalpflege


Besitzerliste

1803: Das Kapuzinerkloster auf der Kleincomburg wird "aufgehoben und saecularisirt" (Pfarr-Chronik).

nach 1803: "Das ehemalige Kapuzinerkloster auf Kleincomburg wurde nach der Saecularisation des Stiftes Comburg zu einem Ortsarmenhaus verwendet" (Pfarr-Chronik).

 

 

 

1830 (Primärkataster):  Als Besitzer ist die Spitalpflege genannt

1849: "Der Hochwürdige Herr Pfarrer Kurtz hat im Jahre 1849 fünf barmherzige Schwestern in dieses Haus [= Kleincomburg] eingeführt ... Die Schwestern haben mit vieler Mühe und persönlichen Opfern die zerfallenen und vergangenen Räumlichkeiten wieder hergestellt." (Pfarr-Chronik)

1862: Die Stiftungspflege Steinbach verkauft laut einem am 7. August 1862 abgeschlossenen Vertrag das ehemalige Kapuzinerkloster inklusive Kirche, Spitalgebäude, Gärten, Mauer und Hofraum für 4.400 Gulden an Katharina Deußer als Oberin des Ordens der dort bereits seit 1849 ansässigen Barmherzigen Schwestern. Als Datum des Besitzübergangs wird der 1. Juli 1862 festgelegt. Eine Klausel zur Kirche besagt, dass diese nur für gottesdienstliche Zwecke genutzt werden darf und dass sich der Stiftungsrat namens der Gemeinde ein unentgeltliches Nutzungsrecht vorbehält. Außerdem dürfe die Kirche nicht abgebrochen werden (Kaufbuch Steinbach 1861-1867). 

1876: Am 12. November 1876 verlassen die "barmherzigen  Schwestern" die Kleincomburg. 
Am 22. November wird auf dem Rathaus ein Verkaufsversuch gemacht. Ein Braumeister bietet 13.000 Mark, um in der Kleincomburg eine Brauerei einzurichten. Der katholische Pfarrer regt daraufhin an, dass das bisherige Kloster mit Kirche der Gemeinde Steinbach als Hospital übergeben werden solle, dann könnte die Ortsarmenbehörde den bisherigen, "in schlechtem baulichem Zustand befindlichen Spital samt Garten verkaufen und  den festen soliden Bau auf Kleincomburg dazu einrichten." Die "Mutter" (Oberin) der barmherzigen Schwestern bietet dem Stiftungsrat Steinbach einen Verkauf für 6.000 Gulden (10.285,72 Mark) an, von denen der Kaplan Stärk 860 Mark und der katholische Pfarrer 1.700 Mark gestiftet hätten, "aber die fehlenden 7600 M. waren nicht aufzubringen." (Pfarr-Chronik)

 

1877 durch die Staatsfinanzverwaltung von der barmherzigen Schwester Katharian Deusser gekauft. Die Gemeinde hat sich das Mitnutzungsrecht vorbehalten und ausbedungen, dass die Kirche nicht ab gebrochen werden darf. Kapuzinerkloster auf dem Ägidiusberg (StadtA Schwäb. Hall 86/225, Nr. 66)


1877: Laut einem am 16. Januar 1877 abgeschlossenen Vertrag verkauft Katharina Deuser (Schwester Colette) für das Ordenshaus der Barmherzigen Schwestern von Reutte das vormalige Kloster auf dem St. Ägidius-Berg für 12.000 Mark an die Königlich Württembergische Staatsfinanzverwaltung. Als Datum des Besitzübergangs wird der 1. Juli 1877 festgelegt. Der Kaufpreis wird "baar bezalt", die Finanzverwaltung tritt in die 1862 der Gemeinde Steinbach eingeräumten Benutzungsrechte ein.
Laut Pfarrchronik ist der Kauf durch den Wunsch motiviert, die Kirche "als Landesdenkmal zu erhalten", was bei einer Nutzung als Brauerei und in Privatbesitz nicht gesichert gewesen wäre. In der Folge wird die Kleincomburg als Außenstelle der Strafanstalt Schwäbisch Hall genutzt.

 

1900 umgeschrieben in das Grundbuch (StadtA Schwäb. Hall 86/225, Nr. 66)

Beschreibungen

Historische Beschreibungen

1830 (Primärkataster): im Kloster, eine Kirche mit 1/8 Morgen, 29,0 Ruthen, das Spital mit 1/8 Morgen 11,3 Ruthen, Hofraum innerhalb mit 5,0 Ruthen

1862 (Verkauf durch den Stiftungsrat an die Barmherzigen Schwestern):
"1/8 M[o]rg[en] 29,0 R[u]th[en] Kirche
1/8 [Morgen] 11,3 R[u]th[en] Spital
5,0 R[u]th[en] Hofr[aum] innerhalb
28,9 R[u]th[en] Hofr[aum] außerhalb
3/8 M[or]g[e]n 26,2 R[u]th[en]IV 123 Kapuzinerkloster auf dem Aegidiusberg neben Joh[ann] Kopp
18,0 R[u]th[en]IV 326 Gemüsegarten beim Kloster, zwischen der Klosterstaffel und dem Fahrweg ins Kloster
2/8 M[or]g[en] 46,8 R[u]th[en] IV 327  desgleichen daselbst
1 M[or]g[e]n 33,0 R[u]th[en] Gras- u. Baumgarten mit
21,0 R[u]th[en] Mauern"

Beschreibungen aus den Denkmallisten

Kleincomburger Weg 42, 44, 46 (Flst.Nr. 2-11-12, 2-325-326, 2-326/1, 2-327, 2-327/1, 2-327/2, 2-328, 2-330/1, 2-330/2, 2-330/3, 2-331/1). Sog. Kleincomburg mit Kirche St. Aegidius (Kleincomburger Weg 42, 1108-1115/20), 12. Jahrhundert (Sachgesamtheit). § 28 (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Besonderheiten

Mitnutzungsrechte der Gemeinde an der Kirche

Klausel im Vertrag von 1862 über den Verkauf der Kleincomburg durch den Stiftungsrat Steinbach an die Barmherzigen Schwestern zu Steinbach:
"[§] 6. In Absicht auf die Kirche, welche durch die Käuferin und deren Besitznachfolger blos zu gottesdienstlichen Zwecken benuzt werden darf, behält sich die Gemeinde das Recht der unentgeltlichen Mitbenutzung vor und es darf solche zu keiner Zeit abgebrochen werden. Die künftige bauliche Unterhaltung der Kirche liegt der Käuferin und deren Besitznachfolgern ob, welche auch hiefür verantwortlich sind." (Kaufbuch Steinbach 1861-1867).

Klausel im Vertrag von 1877 über den Verkauf der Kleincomburg durch die Barmherzigen Schwestern zu Reutte an die königlich württembergische Staatsfinanzverwaltung:
"[§] 5. Da die Verkäuferin für sich und ihre Besitznachfolger gegenüber der Gemeinde Steinbach hinsichtlich der Mitbenützung und baulichen Unterhaltung der Kirche vertragsmäßige Verpflichtungen im Kaufvertrage vom 7. August 1862 Ziff[er] 6 übernommen hat, so tritt die K[önigliche] Staatsfinanzverwaltung in diese Verpflichtungen ein.  Sie wird daher diese Kirche zu keinen anderen als gottesdienstlichen Zwecken benützen laßen und der Gemeinde Steinbach die Mitbenützung unentgeldlich gestatten, auch die Kirche stets baulich unterhalten" (Kaufbuch Steinbach 1873-1880).

 

Nebenstelle der Justizvollzugstanstalt Schwäbisch Hall

Nach über 100jähriger Nutzung der Klosteranlage als Außenstelle der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Hall gab das Justizministerium im Januar 2015 die Schließung auf 1. Mai 2015 bekannt. Die rund 20 Gefangenen werden auf die Kapfenburg bei Aalen verlegt. Grund sind Bemühungen um Kosteneinsparungen. Auf der Kleincomburg waren bislang kurz vor der Entlassung stehende bzw. nicht rückfall- oder fluchtgefährdete Häftlinge untergebracht. Sie arbeiteten in einer (2013 geschlossenen) Gärtnerei und einem landwirtschaftlichen Betrieb, in dem bedrohte Rassen wie das Limpurger Rind und der Weideochse gehalten wurden (etwa 60 Tiere). Die vier Beschäftigten sollen an anderen Standorten neue Arbeitsplätze erhalten. Die Kleincomburg war 1877 durch das damalige Königreich Württemberg erworben worden. (Quelle: HT) 

Quellen

Archivalien:     

 

  • Landratsamt Schwäbisch Hall, Vermessungsamt, Primärkataster für Steinbach (Kopie im StadtA Schwäbisch Hall, Signatur S01/1559)
  • Pfarr-Chronik der katholischen Kirchengemeinde Comburg-Steinbach, begonnen von Pfarrer Augustin Schwarz, 1871, Ms. im Pfarramt (Abschrift im StadtA Schwäbisch Hall, Signatur S01/1985)
  • StadtA Schwäbisch Hall 86/258 (Kaufbuch Steinbach 1861-1867, S. 130-133)
  • StadtA Schwäbisch Hall 86/260 (Kaufbuch Steinbach 1873-1880, S. 256-260)
  • StadtA Schwäb. Hall 86/225, Nr. 66

Literatur:

  • Tobias Würth: Über 166 Jahre wirken Franziskanerinnen in Hall - Letzten beiden Schwestern gehen, in: Haller  Tagblatt v. 23.02.2015, S. 9
  • Tobias Würth: JVA auf Kleincomburg schließt, in: Haller  Tagblatt v. 24.02.2015, S. 9