Häuserlexikon Steinbach – Primärkataster-Nr.
Comburg 6 - Sechseckkapelle
Primärkatasternummer: 206 (alt 13)
Besitzer: 1827
Kameralamt Hall
Besitzerliste
1830 (Primärkataster): das Kameralamt Hall für den Staat
Befunde aus Bauforschung
Die Sechseckkapelle
Die Sechseckkapelle ist das wohl rätselhafteste Bauwerk der Comburg. Durch den geschlossenen Sockel des Bauwerks führt eine tonnengewölbte Treppe auf das Plateau der Stiftskirche. Darüber befindet sich ein von einer Zwerggalerie mit Pultdach umgebener Kapellenraum, der einen spitzen Pyramidenhelm trägt. An den Fenster- und Türlaibungen der Südseite gibt es Reste von Malereien aus dem 13. Jahrhundert; die hier dargestellten Figuren werden als Wächter am Grab Christi gedeutet. Der Kapellenraum weist ein von einer Mittelsäule mit einem frühgotischen Knospenkapitell getragenes, sechsteiliges Rippengewölbe auf. Der Beleuchtung dienen sieben kleine Fenster. Ein spätromanisches Fresko, das eine Kreuzigungsszene zeigt, wurde 1562 im Auftrag des Dekans Erasmus Neustetter durch den aus Konstanz stammenden Maler Michel Viol (1543-ca. 1600) mit Heiligendarstellungen übermalt (Hl. Erhard, Kilian, Nikolaus und Erasmus), die allerdings 1940 zwecks Freilegung der älteren Fresken weitgehend zerstört wurden.
In älteren Forschungen wurde teilweise ein Bau der Sechseckkapelle um etwa 1140 vermutet. Dem gegenüber datiert der Kunsthistoriker Cornelius Hopp den Baukörper selbst und die umlaufende Galerie auf etwa 1200, in den späten 1220er Jahren erfolgte demzufolge dann eine nachträgliche Einwölbung des Raums und der Anbau der (andernorts auf das 18. Jh. datierten) Außentreppe.
Lediglich Vermutungen sind zur Funktion des Bauwerks möglich. Verschiedene Theorien interpretieren es als „Staufer-Kapelle“ König Konrads III. (reg. 1138-1152), als Heiliggrabkapelle, Baptisterium, Taufkapelle oder Totenkapelle für den ursprünglich nördlich der Kirche gelegenen Friedhof des Klosters. Eindeutig nachgewiesen werden kann lediglich, dass die Sechseckkapelle auf das Hauptportal der romanischen Klosterkirche ausgerichtet war und als Tor- bzw. Treppenbau zur Überwindung der Höhenunterschiede vom Bereich des romanischen Torbaus zur Stiftskirche diente und bis heute dient. Bekannt ist die spätere Nutzung des Kapellenraums. Er wurde bald nach der Amtszeit Erasmus Neustetters profaniert und als Stiftsarchiv genutzt (nach Cornelius Hopp: Datierung der Sechseckkapelle und Klaiber: Großcomburg).
Beschreibungen
1830 (Primärkataster): mitten im Stift, Archiv mit 13,2 Ruthen
Comburg 1, 2, 4, 5, 6, 7, 7/1, 7/2, 8, 8/1, 9, 9/1, 10, 11, 12, 13, 15, 16, 17, Großcomburger Weg 8 (Flst.Nr. 2-112, 2-114, 2-116, 2-118, 2-123/1, 2-130, 2-134/1, 2-134/2, 2-168, 2-433, 2-433/1, 2-433/2, 2-433/3, 2-433/4, 2-433/5, 2-433/6, 2-433/7, 2-433/8, 2-433/9, 2-433/10, 2-433/11, 2-433/12, 2-433/13, 2-434, 2-434/1, 2-434/2, 2-434/3, 2-434/4, 2-434/5, 2-434/6, 2-434/7, 2-434/8, 2-434/9, 2-434/10, 2-434/11, 2-435, 2-435/1, 2-435/2, 2-435/3, 2-435/4, 2-436, 2-436/1, 2-436/2, 2-436/3, 2-436/4, 2-437, 2-437/2, 2-439, 2-439/1, 2-439/3, 2-439/4, 2-440, 2-440/1, 2-441-443) Sog. Große Comburg mit ehem. Fruchtkasten (Großcomburger Weg 8), bez. 1705 (Sachgesamtheit). § 28 (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)
Zur Geschichte und Baugeschichte der Comburg insgesamt siehe Comburg 12 (Stiftskirche St. Nikolaus) unter „Beschreibungen“
Besonderheiten
Bei der Anlage des Primärkatasters 1830 erhielten die Gebäude der Comburg eine separate, mit 1 beginnende Nummerierung. Um Verwechslungen zu vermeiden, wurden hier die späteren Nummern verwendet.
Quellen
Literatur:
- Gabriele Kleiber: Groß- und Kleincomburg (Führer Staatliche Schlösser und Gärten), München; Berlin 1999, S. 44ff.
- Cornelius Hopp: Von der Grafenburg zur Königlich Württembergischen Kaserne. Die Befestigungsanlagen der Comburg, in: Klaus Gereon Beuckers (Hrsg.): Kloster Großcomburg. Neue Forschungen. Hrsg. von Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Regensburg 2019, S. 125-144
Archivalien:
- Landratsamt Schwäbisch Hall, Vermessungsamt, Primärkataster für Steinbach (Kopie im Stadtarchiv Schwäbisch Hall, Signatur S01/1559)